Die Vorschusslorbeeren waren groß gewesen für Gnabry, der immerhin als Olympia-Zweiter vom großen FC Arsenal in das beschauliche Bremen gewechselt war. Doch es gab im Vorfeld des Transfers auch viele Kritiker, die dem gebürtigen Stuttgarter (noch) nicht das nötige Durchsetzungsvermögen im Profibereich attestiert hatten. Nach mittlerweile fünf Partien im Trikot des SV Werder lässt sich eine erste Zwischenbilanz ziehen. Fazit: Die kritischen Stimmen werden immer weniger.
Der Junioren-Nationalspieler sammelte in seinen ersten fünf Partien schon drei Scorerpunkte, darunter nicht nur der sehenswerte Treffer in Mönchengladbach (nominiert für das "Tor des Monats"), sondern auch der zwischenzeitliche 2:1-Führungstreffer in Darmstadt (2:2). Werder hat beim pfeilschnellen Techniker offenbar einen Glücksgriff gelandet, der, Zitat Norbert Meier, "wenn er so weitermach, wahrscheinlich nicht mehr lange in Deutschland spielen wird." Zugegeben, ein vielleicht übertriebenes Urteil, doch Gnabry hat nicht erst seit seinem Wechsel zu Werder bewiesen, dass er hohen Erwartungen schnell gerecht werden kann.
Immer wieder klingelt's: Die Defensive ist die größte Bremer Baustelle
Spielbericht
So sehr Gnabry auch begeistert, ein Problem kann auch die hochveranlagte Offensivkraft nicht eindämmen: die Anzahl der Gegentreffer. Nach gerade einmal sechs Partien schlug es in Werders Kasten bereits 17 Mal ein (Ligahöchstwert). Auch der Torwartwechsel von Felix Wiedwald zu Jaroslav Drobny brachte nicht den erwünschten Effekt. In Darmstadt nun ließ der Defensivverbund um das Innenverteidigergespann Lamine Sané und Niklas Moisander zwar nicht viel zu, doch eine unnötige Unachtsamkeit von Rechtsverteidiger Theodor Gebre Selassie bescherte den Bremern den frühen Rückstand, dazu verschätzte sich Janek Sternberg vor Antonio-Mirko Colaks Volley-Treffer zum 2:2.
Wer auch immer in Zukunft die Übungseinheiten bei den Grün-Weißen leiten wird, er wird seinen Fokus auf die Defensivarbeit richten müssen. Ob Nouri von einer Interims- zu einer Dauerlösung wird, soll sich schon in den kommenden Tagen klären. "In der Länderspielpause werden Gespräche stattfinden", berichtete Nouri gegenüber Sky. Diese werde er "ganz gelassen" angehen, denn, so der 37-Jährige, werde sich alles andere schon klären.
Bremer Kapitäne äußern sich pro Nouri
Lamine Sané (vorne) kann es nicht fassen: Werder musste schon wieder zwei Gegentreffer hinnehmen. imago
Innerhalb der Mannschaft werden die Stimmen pro Nouri immer lauter. "Das Trainerteam stellt uns hervorragend ein", meinte Zlatko Junuzovic bei Sky. Denn sowohl gegen Wolfsburg (2:1) als auch gegen Darmstadt punkteten die Bremer nach 0:1-Rückständen. Ähnlich wie der Stellvertreter sah es auch Kapitän Fritz, der verlängerte Arm Nouris auf dem Feld, gegenüber der ARD: "Er stellt uns gut ein und pusht uns immer wieder. Mit kleineren Veränderungen bringt er uns immer wieder auf den richtigen Weg."
Diesen Weg schlugen die Bremer nach verschlafener erster Halbzeit allerdings erst nach der Pause ein. "Für uns hat das Spiel erst in der zweiten Hälfte begonnen", sagte Nouri. Zuvor hatten es die Bremer "Darmstadt zu leichtgemacht". Doch nach dem Seitenwechsel waren die Bremer sogar dem Sieg sehr nahe. "Nach der Führung wollten wir natürlich gewinnen. Wir sind aber unter dem Strich mit dem Punkt zufrieden."