Bundesliga

Mavraj: "Eine Sache für die Ewigkeit"

Der albanische Nationalspieler über die EURO, den FC und geplante Feten

Mavraj: "Eine Sache für die Ewigkeit"

"Das gibt einem Kraft und erfüllt einen schon mit Stolz": Kölns Mergim Mavraj im Rückblick auf die EM.

"Das gibt einem Kraft und erfüllt einen schon mit Stolz": Kölns Mergim Mavraj im Rückblick auf die EM. imago

Aus Kölns Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf berichtet Stephan von Nocks

...die EURO: Es sind gemischte Gefühle. Auf der einen Seite haben wir die Erwartungen übertroffen, die unsere Landsleute an uns hatten. Andererseits hatte man in allen drei Spielen die Möglichkeit, etwas mitzunehmen. Doch das haben wir nur in einem geschafft. Aus sportlicher Sicht, muss man sagen, ist man schon enttäuscht. Aber als neutraler Beobachter würde man sagen: Die haben einen super Eindruck hinterlassen und das Image von Albanien generell in Europa ein bisschen aufpoliert. Für unsere Fans war das eine Riesensache. Man hat das aufgesaugt. Das wird einem schon noch ein bisschen Kraft geben für die nächsten Wochen und Monate.

...seinen relativ frühen Trainingseinstieg als EM-Fahrer beim FC: Es war der 4. Juli besprochen wie für alle anderen Spieler auch. Nach dem Turnier haben wir abgesprochen, dass es besser ist, erst zu Beginn des Trainingslagers da zu sein. Ich glaube, für mich ist es ausreichend. Es muss nicht unbedingt noch mehr sein.

...den Fastenmonat Ramadan während der EURO: Ich habe das an den freien Tagen gemacht, an den Spieltagen nicht. Die drei Tage hole ich nach, wenn es etwas kühler ist. Das ist natürlich sehr anstrengend und kräftezehrend. Das merke ich heute noch, aber manche Dinge sind halt wichtiger als Fußballspielen.

...den Empfang in Albanien: Die Nation war schon aus dem Häuschen. Der Empfang war ein bisschen geplant. Und die geplanten Feten werden meist nicht so gut wie die spontanen. Das war staatsempfangsmäßig - das war nicht so schön. Aber generell war das Feedback begeistert.

...das, was er mitnimmt aus diesem Turnier: Es ist schwer, etwas mitzunehmen. Es geht Schlag auf Schlag. Wir treffen uns ja nicht hier, um in Österreich wandern zu gehen, sondern es geht hier für mich persönlich um etwas. Man will natürlich seine Ziele realisieren. Man nimmt mit, dass das Land wieder vereint war. Unser Land war die letzten Jahrzehnte ziemlich gespalten. Die EURO war ein Erlebnis, das für die Ewigkeit bleiben wird. Das hatte für uns eine Riesenbedeutung. Wir haben Albaner aus Mazedonien, aus dem Kosovo, aus Albanien. Die meisten sind im Ausland geboren. Dann kommt man zusammen und vereint das Ganze, obwohl die Länder getrennt sind. Das hat schon eine enorme Bedeutung. Das ist eine Sache für die Ewigkeit. Das gibt einem Kraft und erfüllt einen schon mit Stolz. Aber mit der Sache hier hat das wenig zu tun. Hier geht es um Fußball. Um professionelles Handwerk. Das haben wir auch gezeigt. Dementsprechend versuchen wir, dieses Selbstvertrauen für die Vorbereitung mitzunehmen.

...die Perspektive des albanischen Fußballs: Das ist schwer zu sagen. Die Kosovaren haben jetzt auch eine Nationalmannschaft. Das heißt, den Spielern aus Albanien steht die Tür offen, wieder rüber zu wechseln. Die Folgegeneration, die Jugendlichen - was die jetzt machen werden? Kommen die überhaupt nach Albanien? Davon wird es abhängig sein. Von ganz vielen Faktoren. Auch davon, was der Verband macht: Ob er investiert und sieht, dass sportlich doch einiges zu machen ist, wenn man die Infrastruktur und die Grundlage dafür schafft. Ob sie das jetzt machen, weiß ich nicht. Aber wenn sie es nicht machen, wird es eine Eintagsfliege bleiben.

...seine Zukunft und Gerüchte über Interesse aus dem Ausland: Das interessiert mich nicht. Ich hatte in den letzten Wochen keinen Kopf für Fußball. Als ich wieder in Deutschland war, war ich froh, nichts über Fußball zu lesen, zu hören, zu reden. Ich hatte mit diesen Themen überhaupt nichts zu tun, weil ich mit den Beteiligten nie gesprochen habe. Mein Fokus liegt weiter auf dem 1. FC Köln. Alles andere hat mich weder damals interessiert, noch interessiert es mich jetzt.