EM

Albanien fiebert "brutalem Bonus" entgegen

"Willen, Herz und Opferbereitschaft" - Sadiku schreibt Geschichte

Albanien fiebert "brutalem Bonus" entgegen

"Was ich dabei gefühlt habe, kann man nicht beschreiben": Albaniens Armando Sadiku schrieb Geschichte.

"Was ich dabei gefühlt habe, kann man nicht beschreiben": Albaniens Armando Sadiku schrieb Geschichte. picture alliance

Aus Lyon berichtet Thomas Hennecke

Vielleicht wird man Sadiku eines Tages in einem Atemzug mit Gjergj Kastrioti, genannt Skanderbeg, nennen, der im 15. Jahrhundert durch die Verteidigung Albaniens berühmt wurde und von vielen seitdem als Nationalheld gefeiert wird. Auf seine Weise hat jetzt auch Sadiku Geschichte geschrieben: Sein Tor war das erste in Albaniens EM-Geschichte. "Was ich dabei gefühlt habe, kann man nicht beschreiben", sagte der 25-Jährige ergriffen.

Spielersteckbrief Sadiku
Sadiku

Sadiku Armando

Spielersteckbrief Mavraj
Mavraj

Mavraj Mergim

Spielersteckbrief Cana
Cana

Cana Lorik

Europameisterschaft - Vorrunde, 3. Spieltag
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Europameisterschaft - Tabelle - Gruppe A
Pl. Verein Punkte
1
Frankreich Frankreich
7
2
Schweiz Schweiz
5
3
Albanien Albanien
3
Trainersteckbrief de Biasi
de Biasi

de Biasi Giovanni

30.000 albanische Fans auf den Rängen und "Millionen auf der ganzen Welt", wie Trainer Giovanni de Biasi stolz anmerkte, feierten diesen Treffer. Aber noch höher schlugen die Wogen der Begeisterung, als am Sonntagabend um 22.53 Uhr damit auch der erste EM-Sieg (Endrunde) überhaupt feststand. Die Mannschaft, die in einer Qualifikationsgruppe mit Portugal, Dänemark und Serbien allein mit der Teilnahme am Turnier eine Sensation geschafft hatte, schrieb in Lyon ein weiteres Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte.

Mavraj: "De Biasi wird weiter trainieren"

Ob diese Story vom unerwarteten Aufschwung des albanischen Fußballs jetzt sogar eine Fortsetzung findet, werden die nächsten Tage zeigen. Bis zum Dienstagabend, wenn die EM-Vorrunde endet, müssen de Biasi und seine Spieler abwarten, ob der eine Sieg sogar für eine Achtelfinal-Teilnahme reicht. Der italienische Coach wird sich für alle Eventualitäten wappnen. Nur locker lassen wird er nicht, bis über das weitere Mitwirken seines Teams entschieden ist, glaubt der in Köln beschäftigte Innenverteidiger Mergim Mavraj: "De Biasi wird weiter trainieren."

Dieses Training könnte gleichwohl in freudig-entspannter Atmosphäre stattfinden. Alles, was noch kommt, nehmen die Albaner als Belohnung, sie haben ihr Klassenziel längst erreicht und sonnen sich im Glanz ihres großen Erfolges. Kapitän Lorik Cana (FC Nantes) machte dafür einen unbändigen "Willen, Herz und Opferbereitschaft" aus.

"Chapeau für diese Haltung"

Cana gilt als Star der Albaner, seine Karriere hat ihn schon nach Paris (PSG), Marseille, Sunderland, Istanbul (Galatasaray) und Rom (Lazio) geführt. Im Auftaktspiel gegen die Schweiz (0:1) sah der 32-Jährige Gelb-Rot, seine Sperre brummte er gegen Frankreich (0:2) ab, und er war bereit, Rumäniens Stürmern ihr Handwerk zu legen. Erst am Sonntagmittag erfuhr Cana dann, dass de Biasi in der Innenverteidigung weiter mit Arlind Ajeti plant - und nicht mit ihm. "Es ist schwer, den Kapitän rauszulassen", gestand der Trainer, "Lorik ist unser Leader". Offenbar ist Cana auch ein großartiger Teamplayer: Er fieberte auf der Bank mit, feuerte die Kollegen an, war nach dem Schlusspfiff einer der ersten, der auf den Rasen stürmte. "Chapeau", sagte de Biasi, "Chapeau für diese Haltung."

Erst kurz vor 23 Uhr am Dienstagabend wird feststehen, ob Albaniens Fußballer die Koffer packen oder sich für ein weiteres Spiel präparieren können. Bis dahin werden sie "den Moment einfach genießen" (Mavraj). Sollte noch ein Spiel anstehen, wäre das ein "brutaler Bonus". Und für den Fall aller Fälle wäre da ja auch noch der beeindruckende Ledian Memushaj (Delfino Pescara), der gegen Rumänien nicht zu bremsen war.

"Memu hat das sehr gut gemacht", lobte Mavraj den offensiven Kollegen, "aber damit ein Einzelner glänzen kann, muss das Kollektiv funktionieren. Bei uns spielt jeder eine tragende Rolle."

Bilder zur Partie Rumänien - Albanien