Bundesliga

Polanski erwägt Comeback für Polen: "Wäre bereit"

Hoffenheims Defensivaktuer im kicker-Interview

Polanski erwägt Comeback für Polen: "Wäre bereit"

Könnte sich eine Rückkehr in die polnische Nationalelf gut vorstellen: Eugen Polanski.

Könnte sich eine Rückkehr in die polnische Nationalelf gut vorstellen: Eugen Polanski. Getty Images

Wo erholen Sie sich, Herr Polanski?

Zuletzt waren wir mit den Kindern im Disneyland, bald geht es noch für eine Woche nach Dubai.

Spielersteckbrief Polanski
Polanski

Polanski Eugen

TSG Hoffenheim - Vereinsdaten
TSG Hoffenheim

Gründungsdatum

01.07.1899

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Trainersteckbrief Nagelsmann
Nagelsmann

Nagelsmann Julian

Genießen Sie die Trainingspause, oder sind Sie schon wieder heiß auf Fußball?

Wenn man Fußballer ist und diesen Rhythmus seit Jahren kennt, wird man spätestens nach zehn Tagen Pause unruhig und spürt das Verlangen, sich zu bewegen und Sport zu treiben. Das mache ich auch.

Was genau?

Wir haben ja auch im Urlaub unsere Laufpläne abzuarbeiten, ich habe aber auch schon früher angefangen, ich brauche das einfach.

Sie spielten einst für die deutsche U 21 und zuletzt für Polen. Mit welche Gefühlen verfolgen Sie das EM-Duell am Donnerstag?

Als Fan von Polen. Im ersten Spiel hat man gesehen, dass wir eine gute Mannschaft haben, auch wenn Irland sicher noch keine harte Prüfung war. Deutschland wird da schon ein anderer Gegner, aber auch das ist für Polen machbar, wenn keiner ausfällt und alle einen guten Tag erwischen.

Kommt bei Ihnen keine Wehmut auf, nicht in Frankreich dabei zu sein?

Doch, schon vor dem Turnier, und seit es läuft, erst recht. Aber ich verspüre keinen Groll, schließlich war es meine bewusste Entscheidung, aus der polnischen Nationalelf zurückzutreten. Aber mal sehen, wie es nach der EM weitergeht.

Bahnt sich da etwa ein Comeback für Polen an?

Das weiß ich nicht. Jedenfalls sind die Ungereimtheiten ausgeräumt. Es sind damals Dinge vorgefallen, die unnötig waren. Von beiden Seiten. Aber das ist alles geklärt. Mit dem Verband und auch mit Trainer Adam Nawalka. Mal schauen. Ich wäre jedenfalls bereit.

Wie haben Sie Ihre Hoffenheimer Teamkollegen bei der EM erlebt?

Fabian Schär hatte mit der Schweiz und seinem Tor beim 1:0 gegen Albanien einen super Einstand. Das freut mich riesig für ihn, wird ihm und der Mannschaft sehr helfen, das gibt viel Selbstvertrauen. Auch Andrej Kramaric durfte für Kroatien gleich für einige Minuten ran und feierte ein Erfolgserlebnis beim 1:0-Sieg gegen die Türkei. Pavel Kaderabek hat mit Tschechien zwar gegen Spanien 0:1 verloren, aber immerhin stand er 90 Minuten auf dem Platz.

Es sind damals Dinge vorgefallen, die unnötig waren. Von beiden Seiten.

Eugen Polanski

Wer wird Europameister?

Schwer zu sagen, ein richtiger Favorit hat sich für mich noch nicht herauskristallisiert. Die Spiele sind alle sehr eng, auch die großen Nationen tun sich schwer. Deswegen ist vieles möglich. Ich hoffe auf Polen, aber das wird sehr schwierig.

Kommen wir zu Hoffenheim. Im Winter noch wollten Sie die TSG Richtung China verlassen, nun haben Sie ihren Vertrag sogar bis 2018 verlängert. Wie kam es zu dieser Trendwende?

Der Fußball ist eben schnelllebig. Der damalige Trainer Huub Stevens sah mich nicht in der Mannschaft. Aber ich bin Fußballer und will der Mannschaft helfen. Aber Julian Nagelsmann hat mir schnell signalisiert, dass er auf mich baut, deshalb habe ich mich weiter reingehängt. Daraufhin hat der Verein mir frühzeitig eine Verlängerung angeboten, darüber bin ich froh und stolz und der TSG dankbar.

Warum wird der TSG nicht noch einmal eine derart verkorkste Saison unterlaufen?

Das nimmt man sich natürlich immer vor, aber wir dürfen jetzt auf keinen Fall glauben, die Leistung kommt von alleine, nur weil wir einen guten Trainer haben, der viele neue Dinge einbringt. Das ist immer mit akribischer Arbeit verbunden, es kommt auch diesmal wieder auf viele Details an. Aber wir haben ein junges Team mit viel Hunger auf Erfolg. Erneut nur gegen den Abstieg zu spielen, will mit Sicherheit niemand bei uns.

Julian Nagelsmann (l.), Eugen Polanski

Ist bei Coach Julian Nagelsmann wieder gefragt: Eugen Polanski. Getty Images

Sind Routiniers wie Sie oder Kapitän Schwegler gerade in so jungen Mannschaften besonders wichtig?

Nur mit jungen Spielern geht es nicht. Eine gute Mischung bringt den Erfolg - aus sorglosen, jungen Profis, die sich nicht über alles Gedanken machen und erfahrenen Spieler, die sie anleiten.

Wie beurteilen Sie die Personalentwicklung bislang?

Das hat alles Hand und Fuß. Mit Benjamin Hübner wurde ein gestandener Bundesligaspieler geholt. Mit Marco Terrazzino kehrt ein Spieler aus der eigenen Jugend zurück, auf den ich sehr gespannt bin - er soll ein guter Kicker sein. Kevin Vogt ist ein sehr aggressiver Spieler, der genau zu unserer Spielweise passt. Also, hinter der Auswahl steckt System. Wichtig und logisch war auch die feste Verpflichtung von Andrej Kramaric. Und dass Niklas Süle bleibt, ist aus meiner Sicht auch die richtige Entscheidung. In Hoffenheim kann er den nächsten Schritt noch gehen, in seiner persönlichen und sportlichen Entwicklung.

Muss die TSG noch nachlegen?

Da müssen Sie die Verantwortlichen fragen, aber das Gerüst sollte jetzt schon stehen.

Ist das China-Abenteuer nur aufgeschoben, oder werden Sie Ihre Karriere in Hoffenheim beenden?

Das werde ich mir offen halten. Das hängt davon ab, wie mein Körper mitspielt, ob ich fit bleibe. Vielleicht hänge ich nach dem Vertragsende noch ein Jahr dran in Deutschland oder suche nochmal das Abenteuer. Aber auch in China muss viel gelaufen werden.

Interview: Michael Pfeifer