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Juve rauscht zum Rekord - Mancinis Stinkefinger

23. Spieltag: "Mihas" Konter - Die Verheißung des "Pharao"

Juve rauscht zum Rekord - Mancinis Stinkefinger

Juventus Turin springt von Sieg zu Sieg - hier feiern Paulo Dybala, Stefano Sturaro, Gianluigi Buffon, Andrea Barzagli, Hernanes und Leonardo Bonucci (v.l.n.r.).

Juventus Turin springt von Sieg zu Sieg - hier feiern Paulo Dybala, Stefano Sturaro, Gianluigi Buffon, Andrea Barzagli, Hernanes und Leonardo Bonucci (v.l.n.r.). Getty Images

Juve - Die Bestie in Weiß und Schwarz

Juventus Turin ist der Hochgeschwindigkeitszug der Serie A! Das von Massimiliano Allegri trainierte Team hat mit dem furiosen 4:0 bei Chievo Verona einen Vereinsrekord aus dem Jahre 2013/14 (noch unter Antonio Conte) eingestellt: Es war bereits der zwölfte Ligadreier in Serie. Mit einem weiteren Sieg am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen das im Abstiegskampf steckende CFC Genua könnte somit ein neuer Vereinsrekord aufgestellt - und der schwächste Saisonstart der Geschichte (nur ein Punkt nach drei Spielen) endgültig ad acta gelegt werden. Untermauernde Zahlen gefällig? Während Juve nach dem 0:1 am 10. Spieltag mit kümmerlichen zwölf (!) Zählern auf Rang zwölf zu verhungern drohte, drehten die Bianconeri seither mit 36 (!) Punkten am Stück wie eine hungrige Bestie auf.

Am Rande: Die längste Siegesserie der Serie A hat (noch) Inter Mailand inne. Die Lombarden erreichten in der Spielzeit 2006/07 unter Trainer Roberto Mancini stolze 17 Erfolge am Stück.

Zurück zur Alten Dame, die mit ihrer famosen Serie schon wieder auf Rang zwei sowie mit 48 Zählern nur noch zwei Punkte hinter Spitzenreiter Napoli (50) liegt - und sich in Bescheidenheit übt. "Solche Rekorde sind ganz nett im Almanach nachzulesen", sagt Coach Max Allegri. "Aber was soll ich damit anfangen, wenn wir in den verbleibenden 16 Spielen die Meisterschaft verpassen? Es gilt, den Scudetto und die Coppa Italia zu holen. Und es wäre nett, erneut das Champions-League-Finale zu erreichen und dieses Mal zu gewinnen."

Definitiv hehre Ziele für den Meister von 2012, 2013, 2014 und 2015 - zumal im Achtelfinale der Königsklasse der FC Bayern München wartet. Für die K.-o.-Spiele am 23. Februar in Turin und am 16. März in München hofft Allegri zudem immer noch auf einen Einsatz des verletzten Ex-Bayern-Spielers Mario Mandzukic: "Ich wünsche mir, dass Mario bis zu den Bayern fit wird. Ihm liegt eine Menge an dem Duell."

Mailänder Gefühlswelten

M'Baye Niang und Sinisa Mihajlovic

Hier freut sich Milan-Coach Sinisa Mihajlovic mit Torschütze M'Baye Niang über den Derbysieg. Getty Images

Eine Menge lag auch den Mailänder Klubs am direkten Duell des vergangenen Wochenendes, das mit 3:0 letztlich deutlich an Milan ging. Nach dem 164. Derby della Madonnina in der Serie A leistete sich Inter-Coach Roberto Mancini mehrere Aussetzer, als er zunächst nach einer zu vehementen Schiedsrichterschelte auf die Tribüne musste und dort den Milan-Fans den Stinkefinger darbot. "Ich entschuldige mich für diese Geste, das hätte mir nicht passieren dürfen", schrieb der 51-Jährige auf Twitter. Dem italienischen Sportgericht war die Reue egal, es setzte 5000 Euro Strafe und ein Spiel Sperre.

Im Lager der Rossoneri dagegen herrschte pure Freude nach dem wichtigen und herbeigesehnten Derbysieg. "Es ist der bisher größte Sieg meiner Trainerkarriere. Solche Erfolge bleiben für die Ewigkeit", freute sich Sinisa Mihajlovic - und lobte seine Arbeit gleich selbst: "Ich hatte ja gesagt, dass wir uns in der zweiten Saisonhälfte besser anstellen und mehr Punkte einfahren werden." Zudem freute sich "Miha" auch für Vereinsboss Silvio Berlusconi, der mit der Mannschaft nach Spielschluss ein Kabinen-Selfie geschossen hatte - nicht ohne eine Prise Sarkasmus: "Besonders freue ich mich für unseren Präsidenten, der sich endlich einmal wieder auf der Tribüne im Erfolg baden konnte. Denn er ist unser größter Fan, wenn wir nicht gut spielen."

Roberto Mancini

Leistete sich im Derby gegen Milan zwei Aussetzer: Inter-Trainer Roberto Mancini. Getty Images

Hintergrund: Berlusconi ist seit der Installation von Mihajlovic nicht immer von der Arbeit des Trainers und der Leistung seiner "Kindes" Milan überzeugt - immer wieder stand eine baldige Entlassung im Raum. Bei einem Besuch einer kirchlichen Sozialeinrichtung für Jugendliche hatte er Anfang 2016 vor versammelter Mannschaft gesagt: "Ihr könnt froh sein, von Pfarrer Matteo trainiert zu werden. Er könnte auch Milan bestimmt erfolgreichere Kniffe beibringen." Aktuell ist der 79-jährige Patron aber mit seinem Lehrmeister zufrieden, wenngleich nicht euphorisch: "Um über einen Verbleib über den Sommer hinaus reden zu können, ist es zu früh. Miha arbeitet gut, weshalb er auch noch Trainer von Milan ist." Die nächste Bewährungsprobe wartet am Mittwoch bei Palermo, während zeitgleich Inter ohne den gesperrten Mancini gegen Chievo Verona gefordert ist.

Roma und der "Pharao"

Den Spieltag eröffnet derweil die Roma am Dienstagabend (20.45 Uhr) bei Sassuolo Calcio. Es wird sicherlich ein machbares Unterfangen für die mit 38 Punkten auf Rang fünf stehenden Hauptstädter: Sassuolo hat seit vier Pflichtspielen nicht mehr gewonnen, sogar seit vier Heimspielen keinen Sieg mehr eingefahren.

Stephan El Shaarawy

Lieferte im Roma-Dress einen perfekten Einstand: Neuzugang Stephan El Shaarawy. Getty Images

Außerdem haben die Giallorossi einen neuen Hoffnungsträger gefunden: Nach dem Abgang von Wirbelwind Gervinho (Hebei China Fortune) fügte sich Neuzugang Stephan El Shaarawy (AS Monaco) in seinem ersten Spiel flugs mit einer überragenden Aktion ein. Beim 3:1 gegen Frosinone erzielte der 17-malige Nationalspieler das zwischenzeitliche 2:1 mit einer Volley-Hackenabnahme mit dem Rücken zum Tor.

Ein Blick zurück: Es gab einst das Jahr, in dem alles hervorragend klappte. Tore, Vorlagen, Sololäufe über die linke Seite, Nationalelf, Werbeverträge und sein markanter Kopf mit dem extrem hohen Irokesenschnitt stand auf den Titelseiten aller Gazetten. Im Jahr 2012 wurde El Shaarawy im Milan-Trikot mit 16 Ligatoren zum Aufsteiger des Jahres, er erhielt ob seines ägyptischen Vaters den Spitznamen "Pharao". Berlusconi nannte ihn den "kleinen Ägypter". Nun scheint es wieder möglich, dass der zuletzt bei Monaco etwas abgemeldete 23-Jährige wieder ein erfolgreicheres Kapitel aufschlagen könnte.

Higuain ballert weiter

Nach einem neuen Kapitel sehnen sich derweil die Neapolitaner: Für den SSC Neapel liegt die letzte Meisterschaft schon weit zurück - 1989/90. Nun greift das Team von Maurizio Sarri allerdings den zuletzt von Juventus Turin gepachteten Scudetto an. Der Torgarant höchstpersönlich scheint die Meisterschaft möglich machen zu können: Beim jüngsten 5:1 über Empoli köpfte Star-Angreifer Gonzalo Higuain bereits sein 22. Tor im 22. Spiel. Auf die Prophezeiung von Politiker Matteo Renzi, dass Napoli Meister werden würde, wollte Sarri derweil aber nicht groß eingehen. Der Coach sagte lediglich: "Hoffentlich versteht er auch etwas von Fußball."

mag/Oliver Birkner

Grande Serie A: Legenden, Kanoniere, Tifosi