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Belgien - Italien: Ein Spiel im Gedenken an die 39

Weltranglistenerster gegen viermaligen Weltmeister

Belgien - Italien: Ein Spiel im Gedenken an die 39

Nachdenklich: Italiens Kapitän und Rekordnationalspieler Gianluigi Buffon an der Gedenktafel für die Heysel-Opfer.

Nachdenklich: Italiens Kapitän und Rekordnationalspieler Gianluigi Buffon an der Gedenktafel für die Heysel-Opfer. picture alliance

Ein italienisches Team zu Gast in der belgischen Hauptstadt - das weckt natürlich schmerzhafte Erinnerungen: Heysel. Ein Wort, das sich ins italienische Fußball-Gedächtnis eingebrannt hat. Am 29. Mai 1985 war es beim Finale des Europapokals der Landesmeister zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool zu einer Massenpanik gekommen, in deren Folge 39 Menschen ihr Leben verloren . Nach der Ankunft in Brüssel legten Azzurri-Kapitän Gianluigi Buffon und Giorgio Chiellini mit ihren Teamkollegen, Verbandspräsident Carlo Tavecchio, Juve-Vertretern und Angehörigen der Opfer einen Kranz an der Gedenktafel vor dem Block Z des ehemaligen Heysel-Stadions nieder. Mit einer kurzen Zeremonie wurde an die Opfer erinnert, das Trikot mit der Nummer 39 wird in der italienischen Nationalmannschaft als Zeichen des Respekts in Zukunft nicht mehr vergeben werden. Auch das Spiel am Donnerstag steht im Zeichen des Gedenkens: Der Schiedsrichter wird die Partie in der 39. Minute unterbrechen, damit die Namen der 39 Opfer verlesen werden können.

Belgien: Italien und Spanien als Gradmesser für den Weltranglistenersten

Sportlich gehört das erst sechste Duell der beiden Nationen (Bilanz aus belgischer Sicht 1/2/2, zuletzt gewann Italien im Mai 2008 mit 3:1) sicher zu den reizvolleren Test-Vergleichen der Länderspielwoche. Die Belgier kletterten unlängst erstmals auf Platz 1 der FIFA-Weltrangliste . Auch Italien qualifizierte sich für die EURO 2016, so wie eigentlich immer: nicht besonders glanzvoll, aber ohne Niederlage. Seit 50 Qualifikationsspielen sind die Azzurri nun schon ungeschlagen. Während die "Rode Duivels" den Test als echten Gradmesser ansehen und der Welt zeigen wollen, dass "wir unseren Platz im FIFA-Ranking verdienen" (Mittelfeldspieler Axel Witsel), haben die Italiener so etwas wie den Gegenbeweis im Sinn: Dass der viermalige Weltmeister bei der Auslosung der EM-Gruppen am 12. Dezember nicht gesetzt sein wird, sorgte in Italien für Unverständnis .

Marc Wilmots, Kevin De Bruyne, Radja Nainggolan

"Beweisen, dass wir Platz 1 verdienen": Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots (l.) mit Kevin De Bruyne und Radja Nainggolan (r.). picture alliance

"Dass wir Spieler mit großen Qualitäten haben, bezweifelt niemand. Jetzt müssen wir es auf dem Spielfeld beweisen", meinte Witsel vom russischen Meister Zenit St. Petersburg: "Nach dem Spiel gegen Italien werden wir wissen, wo wir stehen." Nächster Testgegner am Dienstag dann: Spanien. Kapitän Vincent Kompany wird den Belgiern wegen einer Wadenblessur fehlen. Nachdem sein Einsatz in den abschließenden Qualifikationsspielen im Oktober für Unmut bei seinem Klub Manchester City gesorgt hatte, geht man kein Risiko ein. Vereinskollege Kevin De Bruyne ist aber dabei und düfte in der offensiven Dreier-Reihe in zentraler Position agieren, eingerahmt von Yannick Ferreira-Carrasco (Atletico Madrid) und Eden Hazard (Chelsea). Als einzige Sturmspitze wird Christian Benteke vom Klopp-Klub FC Liverpool agieren.

Kritik an Contes Kader - Zeit für Experimente

Italiens Nationalcoach Antonio Conte, der zuletzt verstärkt im 4-4-2 agieren ließ, will die Partie zum Experimentieren nutzen und Alternativen testen - gerade vor diesem Hintergrund sorgte die Zusammenstellung seines Kaders, in dem Pirlo und Balotelli keine Berücksichtigung fanden und Verratti sowie de Rossi verletzt fehlen, hier und da für Kopfschütteln. Spieler wie Insigne (Napoli) oder Berardi (Sassuolo) hätten viele gerne im Azzurri-Dress gesehen. "Meine Karriere hat mich gelehrt, dass schwierige Momente zuallererst von Männern überstanden werden und nicht einfach nur von guten Spielern", meinte Conte, der den Gegner vor allem um sein schier unerschöpfliches Reservoir an jungen Talenten beneidet: "Wir sollten neidisch auf ihr derzeitiges Fußballprojekt sein."

Er erwarte ein gutes Spiel, in dem sich sein Team sicher nicht aufs Verteidigen beschränken werde. "Das ist kein Teil von dem, was wir aufbauen wollen. Wir wollen Fußball spielen und die Initiative übernehmen. Das Ergebnis spielt nur bedingt eine Rolle", meinte Conte, schob aber nach: "Ihr wisst, wie sehr ich es hasse zu verlieren - und Marc Wilmots geht es natürlich genauso."

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Italien: Buffon - De Sciglio, Bonucci, Chiellini, Darmian - Florenzi, Marchisio, Parolo, El Shaarawy - Pellè, Eder.
Belgien: Mignolet - Cavanda, Denaer, Lombaerts, Alderweireld - Nainggolan, Witsel - Ferreira-Carrasco, De Bruyne, Hazard - Benteke.

ski