Es läuft die 79. Spielminute, als Siegert Münsters Marcel Reichwein im Mittelfeld das Leder vom Fuß spitzelt und den Turbo zündet. Er lässt seine Gegenspieler stehen, umkurvt den letzten Münsteraner Marco Pischorn und schlenzt die Kugel dann über Torwart Niklas Lomb hinweg ins Tor. Damit markierte Siegert den 3:1-Endstand aus Sicht von Lotte. "So ein Tor schreibt nur der Fußball", wurde der Torschütze, der vergangene Saison noch bei den Gästen gespielt hatte, auf der Website "westline.de" zitiert.
Genugtuung für Siegert? - Joker auf ungewohnter Position
Der Mittelfeldmann hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er gerne bei seinem Ex-Verein geblieben wäre. Vier Jahre spielte er in Münster und bestritt dabei 121 Partien (acht Tore). Dann wurde der Vertag jedoch nicht verlängert. Ob er bei seinem Treffer Genugtuung verspürte? "Genugtuung hin oder her, Münster wollte mich nicht mehr, ich wollte. Jetzt spiele ich in Lotte. In manchen Fachkreisen kann man das schon so nennen. Aber ich persönlich will einfach nur Fußball spielen und ob das jetzt eine Genugtuung war, interessiert mich nicht", wird Siegert in den "Westfälischen Nachrichten" zitiert.
Spielersteckbrief Heitmeier
Spielersteckbrief Siegert
3. Liga - Tabelle
Trainersteckbrief Loose
Preußen Münster - Vereinsdaten
Gründungsdatum
30.04.1906
Sportfreunde Lotte - Vereinsdaten
Gründungsdatum
04.05.1929
Vereinsfarben
Blau-Weiß
Der Gegner war viel aggressiver als wir und ist bis an die Grenzen des Erlaubten gegangen.
Münsters Trainer Ralf Loose nach dem Pokalfight gegen Lotte
Eigentlich sollte der Joker gegen Münster gar nicht mehr zum Einsatz kommen. Denn weil Lottes Linksverteidiger Jeron Hazaimeh angeschlagen war, suchte Trainer Ismail Atalan dort Ersatz. "Dann habe ich dem Trainer gesagt, ich kann diese Position auch spielen", erklärte Siegert. Gesagt, getan. Neun Minuten nach seiner Einwechslung besiegelte er dann die Niederlage der Preußen.
Loose unzufrieden - Bischoff fehlt
Münsters Trainer Loose war mit dem Auftritt seiner Mannschaft nicht zufrieden: "Der Gegner war viel aggressiver als wir und ist bis an die Grenzen des Erlaubten gegangen", sagte er. Auch Interimskapitän Marc Heitmeier wusste: "Solche Fehler dürfen wir nicht machen, das Aus ging vollkommen in Ordnung." Er übernahm die Kapitänsbinde übergangsweise von Amaury Bischoff, der aufgrund von Knieproblemen ausfiel und sowohl im zentralen Mittelfeld als auch bei Standartsituationen schmerzlich vermisst wurde. Außerdem fiel Felix Müller kurz nach der Pause auf die linke Schulter und musste ins Krankenhaus, eine Diagnose steht bislang noch aus.
"Verdienter Sieg" - anderer Auftritt gegen Rostock?
Loose mag das frühe Aus im Pokal wie ein Déjà-vu vorgekommen sein. Erst vor einigen Monaten musste man sich im damaligen Pokalhalbfinale gegen Lotte mit 0:1 geschlagen geben. Die Revanche missglückte, seine Elf muss die Pokalambitionen nun erneut begraben. "Es war ein hart umkämpftes Spiel, ein echter Pokalfight", äußerte sich Loose nach der teilweise hitzigen Partie und resümierte: "Der Gegner hat heute mehr Entschlossenheit und Siegeswillen gezeigt, sodass der Sieg, so wie es am Ende gelaufen ist, auch verdient ist."
Nachdem wochenlang fast alles wie am Schnürchen lief für Münster (fünf Siege und ein Unentschieden in den letzten sechs Partien) steht der Oktober noch unter keinem guten Stern. Gegen VfR Aalen kam man nicht über ein 0:0 hinaus, zusätzlich die Sperren gegen Benjamin Schwarz, Michael Klauß und Oliver Barth und jetzt das frühzeitige Aus im Pokal gegen den Underdog aus Lotte. Am kommenden Freitag (19 Uhr, LIVE! bei kicker.de) wollen die Preußen gegen Hansa Rostock wieder ein anderes Gesicht zeigen und mit einem Dreier den zweiten Tabellenplatz in der 3. Liga behaupten.
