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Bestätigt: Klopp übernimmt beim FC Liverpool

Unterschrift am Donnerstag, Vorstellung am Freitag

Bestätigt: Klopp übernimmt beim FC Liverpool

Übernimmt seinen ersten Trainerposten im Ausland - an der legendären Anfield Road: Jürgen Klopp.

Übernimmt seinen ersten Trainerposten im Ausland - an der legendären Anfield Road: Jürgen Klopp. Getty Images

Zu der Vertragsdauer machte Liverpool vorerst keine Angaben, die Rede ist von einem Arbeitspapier für drei Jahre.

Nach sieben Jahren Borussia Dortmund soll Jürgen Klopp nun beim FC Liverpool eine Ära prägen: Obwohl erst gut drei Monate seines Sabbatjahrs vorüber sind, einigte er sich auf eine Zusammenarbeit mit dem Premier-League-Zehnten, der erst vor vier Tagen Brendan Rodgers nach drei Jahren entlassen hatte . Seine bewährten Assistent Zeljko Buvac und Peter Krawietz darf Klopp mit an die Anfield Road bringen. Von den bisherigen Co-Trainern Gary McAllister und Sean O'Driscoll haben sich die Reds getrennt. Für Freitag (11 Uhr MESZ) hat der 18-malige englische Meister eine Pressekonferenz angesetzt, ein Foto von der Vertragsunterzeichnung twitterte der Klub bereits vorab.

Premier League - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Manchester City Manchester City
18
2
FC Arsenal FC Arsenal
16
3
Manchester United Manchester United
16
Trainersteckbrief Klopp
Klopp

Klopp Jürgen

FC Liverpool - Vereinsdaten
FC Liverpool

Gründungsdatum

15.03.1892

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos
Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

mehr Infos

Als Borussia Dortmund 2013 Henrikh Mkhitaryan verpflichtete, sagte Klopp, dieser passe "wie Arsch auf Eimer". Und ähnlich scheint es sich auch bei Klopp und dem FC Liverpool zu verhalten: An der Anfield Road findet er einen von enthusiastischen Fans getragenen Arbeiterverein vor, einen relativ jungen Kader ohne titelsatte Superstars, eine sportliche Situation, die so trist ist, dass es eigentlich nur besser werden kann. Kurzum: Die Parallelen zum BVB des Jahres 2008 sind frappierend. Und sogar die beiden elementarsten Unterschiede zeigen, warum Klopp der Wunschkandidat der Reds war .

Klopp traut sich seine Erklär- und Motivationskünste auch auf Englisch zu

Zwar gehört der FC Liverpool der US-amerikanischen "Fenway Sports Group", weshalb Klopp ein enges Verhältnis zu den Bossen wie in Dortmund zu Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nicht zu erwarten hat. Aber: Auch bei der Borussia war er es gewohnt, nicht die volle Kontrolle über Transferentscheidungen zu haben - kein unwichtiger Faktor bei einem Klub, dessen Kaderplanung in den Händen eines nur teilweise von Fußball-Expertise geprägten "Transfer Committee" liegt.

Zwar lebt Klopps Aura, seine Kunst, komplizierte taktische Sachverhalte einfach zu erklären, von der Sprache, der deutschen im Idealfall. Aber: Klopp kürte die Premier League schon vor vielen Monaten zum "einzigen Land, in dem ich arbeiten sollte, einfach weil ich die Sprache ein wenig kann" - er traut sich seine Motivationskünste auch auf Englisch zu.

Ein Zufall war es also nicht, dass Buchmacher in dieser Woche schon frühzeitig keine Wetten mehr auf ein Klopp-Engagement in Liverpool annahmen. Auch die schnelle Übereinkunft zwischen Klub und Klopp spricht dafür, dass die Reds frühzeitig positive Signale von ihrem Wunschtrainer erhalten hatten und beide Seiten sofort Lust auf die Liaison verspürten.

Der Hype ist riesig, doch Klopp wird Geduld haben müssen - die Fans auch

Jürgen Klopp mit Steven Gerrard im August 2014 nach einem Testspiel mit dem BVB in Liverpool (0:4).

Steven Gerrard gehört nicht mehr zu seinem neuem Team: Jürgen Klopp mit der Klublegende bei einem Testspiel 2014. imago

Fans und Medien muss Klopp bei seiner ersten Auslandsstation nicht mehr für sich gewinnen, das hat er längst geschafft. Niemand auf der Insel hat seine charismatischen Champions-League-Auftritte als BVB-Coach - ob auf dem Platz oder vor der Presse - vergessen, sein breites Lachen, seine Sprüche. Selten hat es wohl ein Trainer in der Premier League geschafft, über Tage Aufmacher sämtlicher Sportzeitungen und -webseiten zu sein. "Sieben Dinge, die man über Klopp wissen muss", veröffentlichte der Boulevard und titelte: "Der Retter ist da".

Die Hype ist enorm, die Fallhöhe nicht zu verachten. Klopp wird, wie in Dortmund, Zeit brauchen, seine Anforderungen an Spiel und Spieler umzusetzen. Liverpools Kader, zu dem unter anderem Emre Can und Roberto Firmino gehören, hat auch angesichts der umsatzstärkeren Konkurrenz momentan kein Champions-League-Format. Doch die Anhänger wären fürs Erste schon glücklich, wenn ihre Mannschaft wieder die Leidenschaft zeigt, die ihr seit der Fast-Meisterschaft 2014 abhanden gekommen zu sein scheint. Sie wollen mal einfach kein Spiel mehr erleben, in dem ihr "You'll Never Walk Alone" vor dem Spiel leiser ist als das Pfeifkonzert danach.

Kommentar von Jörg Jakob

Klopp und sein Gegenpressing-Credo scheinen wie gemacht zu sein für diesen Stimmungswechsel. "Nicht den abgeklärten Fußball, sondern den auf Kampf basierenden Fußball mag ich", hatte er einmal dem "Guardian" gesagt. "Den Fußball, den wir auf Deutsch 'englischen Fußball' nennen: Regentag, tiefer Rasen, alle haben Dreck im Gesicht. Und wenn sie nach Hause gehen, können sie für vier Wochen nicht mehr Fußball spielen."

jpe

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