Europa League

Keine Pizza nach dem Dortmunder Gurkenspiel

Licht, aber auch viel Schatten beim BVB gegen Krasnodar

Keine Pizza nach dem Dortmunder Gurkenspiel

Offensiv stark, defensiv mit Wacklern: Dortmunds Matthias Ginter trifft hier zum 1:1.

Offensiv stark, defensiv mit Wacklern: Dortmunds Matthias Ginter trifft hier zum 1:1. imago

Als Belohnung erhielten die Spieler von FK Krasnodar zu vorgerückter Abendstunde: Kartonweise Pizza vom Lieferdienst. Dem Umfang der Verpackung nach zu urteilen, handelte es sich um die Familiengröße. Mehr als ein halbes Dutzend davon brachten Betreuer nach der Europa-League-Partie bei Borussia Dortmund in die Mannschaftskabine des russischen Klubs. Nicht nur angesichts der Ernährungsdebatte der vergangenen Wochen beim BVB brachte der Vorgang so manchen Beobachter am Donnerstagabend in Dortmund zum Schmunzeln.

Man muss allerdings sagen, dass sich die Gäste die fettreiche Nahrung durchaus verdient hatten. Über weite Strecken der ersten Partie der Gruppenphase hatte Krasnodar Dortmund das Leben schwer gemacht, auch wenn der BVB am Ende die Oberhand behielt und im zehnten Pflichtspiel der Saison den zehnten Sieg einfuhr. Also alles in bester Ordnung bei der Mannschaft von Thomas Tuchel, die übrigens keine Pizza bekam? Könnte man angesichts der blütenreinen Weste meinen, die Dortmunder Spieler fanden allerdings zu Recht ein Haar in der Suppe.

Spielersteckbrief Gündogan
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Europa League - Gruppenphase, 1. Spieltag
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Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

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Zunächst seien die positiven Dinge erwähnt. Die Neuzugänge Adnan Januzaj und Joo-Ho Park zeigten bei ihren Startelf-Debüts gute Ansätze. Gerade der Koreaner war mit einer Vorlage und dem späten Siegtor maßgeblich am erfolgreichen Europapokal-Auftakt beteiligt, wobei er erst nach der Pause und seiner Versetzung aus dem Mittelfeld auf die Linksverteidigerposition überzeugte.

So Gurkenspiele, wenn man die gewinnt, die zählen auch für drei Punkte.

Matthias Ginter

Mit Zufriedenheit hat man beim BVB zudem zur Kenntnis genommen, dass man gegen die tief stehenden Gäste aus Krasnodar die Geduld behielt und, auch wenn sich der Bundesliga-Tabellenführer schwertat und nicht mit dem Tempo, der Genauigkeit und der Kreativität der vergangenen Wochen auftrat, man am Ende das gegnerische Bollwerk knackte. Oder, wie es Torschütze und -Vorbereiter Matthias Ginter ausdrückte: "So Gurkenspiele, wenn man die gewinnt, die zählen auch für drei Punkte."

Positiv war des Weiteren natürlich auch, dass eben dieser Ginter in seiner neuen Rolle als Rechtsverteidiger seine Serie fortsetzte. Mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 (45.+1) nach Vorarbeit von Park und seiner Flanke zum 2:1 durch Park (90.+3) bringt es der 21-Jährige nun wettbewerbsübergreifend auf sieben Vorlagen und zwei Treffer. "Ich habe ihm schon gesagt, er soll mit seinem Goldfuß mal Lotto spielen. Egal, was er im Moment macht, es ist entweder eine Vorlage oder ein Tor", scherzte Teamkollege Marcel Schmelzer.

"Ich habe spekuliert, obwohl es gar keinen Sinn gemacht hat, zu spekulieren"

Insgesamt spiegelte Ginters Auftritt aber die Leistung der gesamten Mannschaft an diesem Abend wider. Wo Licht war, war auch Schatten. Ginter offenbarte (wie der BVB) in der Rückwärtsbewegung die eine oder andere Schwäche, vor allem beim Gegentor durch Pavel Mamaev (12.) zu sehen, bei dem er von Vorlagengeber Fedor Smolov düpiert wurde (und Ilkay Gündogan Mamaev aus den Augen verlor). "Mein Ding, klar", sagte Ginter und wagte erst gar nicht den Versuch einer Ausrede: "Ich habe spekuliert, obwohl es gar keinen Sinn gemacht hat, zu spekulieren."

Gündogan: "Da gibt es mit Sicherheit noch Verbesserungspotenzial"

Wie schon in den Play-offs zur Europa League in beiden Spielen gegen Odds BK sowie in der Bundesliga zuletzt in Hannover geriet der BVB auch gegen Krasnodar in Rückstand. Zwar drehte Tuchels Mannschaft die genannten vier Partien jedes Mal, was eindeutig für Dortmund spricht, registriert hat man die Wackler gegen Gegner, die nicht der Top-Kategorie angehören, aber schon. "Wir standen hinten nicht immer zu 100 Prozent sicher. Möglicherweise, weil wir auf ein, zwei Positionen immer mal wieder rotiert haben. Aber das sollte kein allzu großes Argument sein", sagte Gündogan: "Die Spieler, die auf dem Platz stehen, müssen das zu 100 Prozent durchziehen. Da gibt es für die nächsten Wochen mit Sicherheit noch Verbesserungspotenzial."

Am Sonntag geht es für Dortmund gegen Bayer Leverkusen (17.30 Uhr, LIVE bei kicker.de). Es ist, lässt man das Heimspiel gegen die kriselnden Gladbacher (4:0) einmal außen vor, der erste Vergleich mit einer der Spitzenmannschaften der Liga und könnte zur Standortbestimmung werden. "Mit der Leistung (wie gegen Krasnodar, Anm. d. Red.) wird es gegen Leverkusen sehr, sehr schwer", meinte Gündogan. Entgegenkommen sollte dem BVB allerdings, dass Bayer in der Regel offensiver spielt und aktiv am Geschehen teilnimmt, wenn es nicht sogar zu dominieren versucht. "Sie werden sich wahrscheinlich nicht so hinten reinstellen wie die bisherigen Gegner, von daher wird es auch mal ein anderes Spiel", erwartet auch Schmelzer.

Jan Reinold

Bilder zur Partie Borussia Dortmund - FK Krasnodar