Bundesliga

Korkut: Schneller Aufstieg - schleichender Absturz

Seine Bilanz bei Hannover 96

Korkut: Schneller Aufstieg - schleichender Absturz

Punktete mit Ruhe und Souveränität, konnte Hannovers Absturz aber nicht verhindern: Tayfun Korkut.

Punktete mit Ruhe und Souveränität, konnte Hannovers Absturz aber nicht verhindern: Tayfun Korkut. Getty Images

Es war eine mutige Entscheidung, die er dennoch voller Überzeugung traf. Als sich Martin Kind im Dezember 2013 für Tayfun Korkut als neuen Trainer von Hannover 96 entschied, war der Klubboss guter Dinge, ausgerechnet in dem damals 39 Jahre alten Bundesliga-Novizen jenen Mann gefunden zu haben, der den lange Zeit erfolgreichen Vorgänger Mirko Slomka dauerhaft ersetzen kann.

Kind schien Recht zu behalten. Mit überraschenden Anfangserfolgen in Wolfsburg und gegen Mönchengladbach führte der völlig ohne Erfahrung als Profitrainer angetretene Korkut die Mannschaft aus der Abstiegszone in sicherere Tabellenregionen. Eine schwere Krise nach der prestigeträchtigen 0:3-Derbyniederlage beim niedersächsischen Erzrivalen Eintracht Braunschweig meisterte Korkut vor gut einem Jahr mit Charakterzügen, die ihn auch in der Folgezeit auszeichnen sollten: Ruhe, Souveränität und Stabilität.

Erfolglose Personalwechsel

Der schnelle Aufstieg des in Stuttgart geborenen Deutsch-Türken setzte sich im Jahresverlauf fort. In der Sommervorbereitung 2014 formte Korkut scheinbar mit treffsicherem Gespür ein neues Team, das in der Hinrunde 2014/15 den Anschein erweckte, die langfristigen Ambitionen des Vereins, die Rückkehr ins internationale Geschäft, schon deutlich früher verwirklichen zu können.

Der Euphorie und einem zwischenzeitlichen vierten Platz jedoch folgte der Absturz. Nach dem bislang letzten Bundesliga-Sieg am 16. Dezember gegen Augsburg (2:0) blieb Hannover 96 inzwischen 13 Spiele lang ohne Sieg. In dieser Phase fand Korkut letztlich kein Rezept gegen den schleichenden Absturz. Personalwechsel im Team blieben erfolglos, das explizite Festhalten am Solidaritätsgedanken werteten viele als Schwächung möglicher Führungsspieler, die die Mannschaft während des Leistungseinbruchs aber dringend benötigt hätte.

Die Trennung ist die bittere, aber logische Konsequenz

Trotz einiger gescheiterter Versuche, aber auch dank zwischenzeitlich positiver Auftritte erhielt Korkut von seinem Mentor und Klubboss ein Höchstmaß an Vertrauen und Rückendeckung. Entscheidend jedoch für den als Unternehmer erfolgsgewohnten "Zahlenmenschen" Martin Kind letztlich: Die Ergebnisse in Form von Punkten für das Minimalziel Klassenerhalt blieben aus. Dass Korkut das Näherrücken der Abstiegszone nicht verhindern konnte und sein Team zuletzt beim 0:4-Debakel in Leverkusen keinerlei Anzeichen auf Besserung verriet, ließ das Vertrauen in den Trainer schmelzen - die Trennung am Montag trotz aller früheren Beteuerungen folgte so gesehen als bittere, aber logische Konsequenz.

Michael Richter