Champions League

Derbi madrileño: Von allem etwas, nur keine Tore

Oblak avanciert zum Matchwinner - Kein Nachspiel für Carvajal

Derbi madrileño: Von allem etwas, nur keine Tore

Es gab auch Torraumszenen: Der starke Jan Oblak macht Gareth Bales Hoffnungen auf ein Tor zunichte.

Es gab auch Torraumszenen: Der starke Jan Oblak macht Gareth Bales Hoffnungen auf ein Tor zunichte. imago

Nullnull. Klingt nach wenig, geboten wurde aber viel (Fußball mal ausgenommen). Die 50.000 am Manzanares waren dennoch nicht unzufrieden. Die Atleti-Fans, weil ihre Mannschaft dieses Spiel eigentlich hätte verlieren müssen. Die Real-Aficionados, weil ihre Blancos die Entscheidung nun im heimischen Bernabeu-Stadion herbeiführen können. Mit einer Ausgangsposition, die freilich nicht ungefährlich ist und von Trainer Carlo Ancelotti als "die beste unter den schlechten" bezeichnet wurde.

Klar ist: Seine Mannschaft schaffte es abermals nicht, Atletico zu bezwingen und gegen den Stadtrivalen ein Tor zu schießen. Und das trotz 17:8 Torschüssen, mehr Ballbesitz, weniger Fehlpässen und positiver Zweikampfbilanz. In fünf Spielen in dieser Saison gelang den "Königlichen" kein Tor, bei vieren hieß der Gegner Atletico (dazu ein 0:1 in Bilbao).

"Die Mauer Oblak"

Das Spiel im Ticker nachlesen

Am Dienstag hieß der Gegner vor allem Oblak. "Die Mauer Oblak", titelte die "Marca" nach der glanzvollen Vorstellung des slowenischen Torhüters, eigentlich Nummer zwei hinter Miguel Moya und bislang nur in vier Liga- und jetzt drei Champions-League-Spielen eingesetzt. "Oblak sagte Nein", so "AS" auf seiner Aufmacherseite. Das erste Duell an diesem heißen Abend wies den Weg: Der 22-Jährige parierte, nachdem Diego "Pharao" Godin gepatzt hatte, im Eins-gegen-eins sensationell gegen Gareth Bale (4.) und hielt die anfangs schnell eingeschüchterten "Colchoneros" gegen aggressive Gäste im Spiel.

Atleti stand extrem und gezwungenermaßen tief, das Umschaltspiel funktionierte nicht. Erst nach 37 Minuten musste Iker Casillas einen ersten Schuss von Antoine Griezmann halten, Sergio Ramos hatte zuvor einen schlampigen Fehlpass fabriziert. So richtig heiß sollte es dann im zweiten Abschnitt werden ...

Blut, Schweiß und Wortgefechte

Cristiano Ronaldo

Entscheidung vertagt, Oblak hat den Ball schon wieder: Cristiano Ronaldo. imago

Im Blickpunkt ab sofort: Mario Mandzukic! Der frühere Bayern-Stürmer, der sich wochenlang mit einer hartnäckigen Fußblessur über den Platz gequält hatte, bekam von Trainer Diego "Cholo" Simeone, den Vorzug gegenüber dem schnelleren Fernando Torres.

Nach einem Luftduell mit Ramos (51.) blutete der Kroate im Gesicht und zeigte gegenüber dem serbischen Schiedsrichter Milorad Mazic an: Ellbogenschlag! Doch der ließ sich nicht beeindrucken. Gab vielmehr Mandzukic bei nächster Gelegenheit wegen absichtlichen Handspiels Gelb. Dass Mandzukic nicht nur innerlich kochte - selbsterklärend. Und auch er teilte mehrfach aus in diesem Spiel. Was möglicherweise die nächste Szene erklärt, keinesfalls aber verteidigen soll.

Hat Carvajal auch gebissen?

Denn in der 60. Minute gab es ein heftiges Handgemenge zwischen dem Ex-Leverkusener Daniel Carvajal und dem zunächst am gegnerischen Dress ziehenden Mandzukic. Klar ersichtlich auf den TV-Bildern ist ein dann folgender Faustschlag des Spaniers gegen die Brust des Kroaten. Auch wirkt es so, als ob Carvajal Mandzukic ins Handgelenk beißen wollte. "Ich möchte klarstellen, dass ich niemand gebissen habe und auch nicht vorhatte, das zu tun", beteuert Carvajal zumindest diesbezüglich seine Unschuld.

Nachdem weder Schiedsrichter Mazic noch einer der Assistenten oder Torrichter die Aktion im Strafraum gesehen hatten, die eigentlich mit Rot für den Real-Profi hätte geahndet werden müssen, drohte Carvajal dennoch ein Nachspiel. Auf Anfrage des kicker teilte die UEFA mit, man werde die TV-Bilder studieren und eine Entscheidung treffen, ob ein Verfahren eröffnet wird, das eine nachträgliche Sperre zur Folge haben könnte. Atleticos Kapitän Gabi erklärte gegenüber einem spanischen Radiosender: "Ich kann die Szene mit Carvajal und Mandzukic nicht bewerten, aber wenn die UEFA die Bilder sieht, sollte sie in Aktion treten. Das sind unschöne Szenen, und wenn die Bilder so klar sind, sollte das Komitee etwas tun." Die UEFA allerdings entschied sich anders: Am Mittwochnachmittag bestätigte der Verband gegenüber dem kicker, dass kein Verfahren eröffnet werde.

Ribery, Roberto Carlos & Co. - vergleichbare Fälle

Kurzer Blick zurück auf vergleichbare Fälle: Mehrfach schon hatte der europäische Verband zu dieser Maßnahme gegriffen. 2004 wurde Chelseas Kapitän Marcel Desailly nachträglich für drei Spiele gesperrt, weil er Monacos Fernando Morientes mit dem Ellbogen geschlagen hatte. Real Madrids Roberto Carlos bekam im gleichen Jahr eine Zwei-Spiele-Sperre für einen Fausthieb gegen Bayerns Martin Demichelis. 2002 wurde Craig Bellamy (Newcastle) wegen eines Kopfstoßes gegen einen Spieler von Dynamo Kiew für drei Spiele aus dem Verkehr gezogen. Gleich acht Spiele brummte man 2003 Lazio Roms Sinisa Mihailovic nach einer Spuckattacke gegen Adrian Mutu vom FC Chelsea auf.

Daniel Carvajal war in der vorigen Saison übrigens bereits in einen ähnlichen Fall verwickelt: Im Halbfinale gegen Bayern kassierte der Rechtsverteidiger eine rotwürdige Ohrfeige von Franck Ribery, die ebenfalls vom Schiedsrichter übersehen wurde. Der Franzose kam damals allerdings ohne Sperre davon, weil die UEFA ebenfalls auf die Eröffnung eines Verfahrens verzichtete.

Kroos sieht's gelassen

Auf dem Platz blieb es derweil bei nur noch wenigen sportlichen Höhepunkten. Die beiden Parteien trennten sich torlos, Atletico blieb zum siebten Mal in Folge ungeschlagen gegen Real.

Carlo Ancelotti und Diego Simeone (re.)

Die beiden Trainerfiguren: Real-Coach Carlo Ancelotti und Diego Simeone (re.) imago

Reals Mittelfeldstar Toni Kroos, der in der vergangenen Saison noch zusammen mit Mandzukic bei den Bayern gespielt hatte, gab sich hinterher diplomatisch. "Mandzukic ist auch kein Kind von Traurigkeit. Beide haben die Gelbe Karte gesehen. Dabei sollte man es belassen", sagte er gegenüber Sky. Auch Carlo Ancelotti versuchte die Situation zwischen Mandzukic und Carvajal herunterzuspielen. Die Aussage "das kommt auf dem Platz vor, in solchen Spielen gibt es Kontakte unter den Spielern" kann eigentlich nur als taktische Maßnahme verstanden werden. Eine zu klare Sprache sprechen die Bilder. Gänzlich anderer Meinung war Mittelfeldspieler Mario Suarez, der wie Marcelo bei Real wegen zu vieler Gelber Karten das Rückspiel verpassen wird und deutlich gegen den Schiedsrichter wetterte und polemisierte: "Bei allem Respekt, bei solch einem Spiel darfst du keinen Serben pfeifen lassen." Was auch immer er damit sagen wollte, wird wohl nur er wissen.

Klar ist: Am kommenden Mittwoch (22. April, 20.45 Uhr) sehen sich die beiden Vorjahres-Finalisten zum Showdown wieder. Dann bereits zum achten Mal in dieser Saison. Und Mario Mandzukic wird wahrscheinlich wieder im Fokus stehen. Vielleicht auch Jan Oblak.

aho/gru