Bundesliga

Kirch: Der Mann für gewisse Stunden

Dortmund: Ein Allrounder, weit mehr als ein Notnagel

Kirch: Der Mann für gewisse Stunden

Immer da, wenn er gebraucht wird: Dortmunds Oliver Kirch, hier links gegen Bremens Bargfrede.

Immer da, wenn er gebraucht wird: Dortmunds Oliver Kirch, hier links gegen Bremens Bargfrede. Getty Images

Mit einem Muskelbündelriss startete der vielseitige Kirch in die Saison, musste sich erstmal wieder hinten anstellen und absolvierte bis zum 16. Spieltag keine einzige Bundesliga-Minute. Keine neue Situation für den 32-Jährigen, der 2012 vom 1. FC Kaiserslautern nach Dortmund wechselte. Ein zunächst etwas überraschender Transfer - und Kirch musste sich tatsächlich lange gedulden, bis er sich endlich mal für seinen neuen Arbeitgeber beweisen durfte.

Nur sporadisch kam er in seinem ersten Jahr zum Einsatz, dann aber zündete er richtig: Ausgerechnet gegen Real Madrid schlug im April 2014 seine große Stunde, beim bitteren Aus im Rückspiel, als der BVB drauf und dran war, das 0:3 aus dem Hinspiel auszuräumen und doch noch ins Halbfinale der Champions League einzuziehen. Mit Kirch als überragender Figur im defensiven Mittelfeld.

Traum von Einsätzen auf der ganz großen Bühne verwirklicht

Dies blieb nicht der einzige Nachweis gehobener Klasse. Kirch blieb der Mann für gewisse Stunden, der ohne Anpassungsprobleme übernimmt, wenn Not am Mann ist. Und prompt wurde sein Vertrag bis 2016 verlängert. Ausgerechnet beim BVB also: Seit seiner Jugend ist der in Soest, rund 50 Kilometer von Dortmund entfernt geborene Kirch ein Fan der Schwarzgelben. Dort verwirklichte er spät den Traum von Einsätzen auf der ganz großen Bühne und übertraf dabei sogar viele Erwartungen. Er habe bei einem über 30-Jährigen noch nie einen ähnlichen Leistungssprung erlebt wie bei Oliver Kirch, schwärmte Trainer Jürgen Klopp, und Sportdirektor Michael Zorc lobte den Allrounder als "Profi, der sportlich und menschlich ideal passt zum BVB".

Kirch stellt sich geduldig hintenan

Dass Kirch freilich nicht allzu oft in die Startformation passt, muss dieser Einschätzung nicht entgegenstehen. Denn im Dortmunder Star-Ensemble stellt sich Kirch geduldig hintenan - und überzeugt, wenn er gerufen wird. Wie momentan, weil Lukas Piszczek (Syndesmose) ausfällt und auch Kevin Großkreutz sowie Sokratis wegen Muskelverletzungen nicht einsatzfähig waren. In Turin sprang Kirch zur Halbzeit ein und spielte ordentlich, wie auch im Pokal in Dresden; gegen Schalke trumpfte er ganz groß auf (kicker-Note 2) und enttäuschte auch jüngst in Hamburg nicht (Note 3).

Und nun? Gut möglich, dass Kirch auch am Samstag im Abendspiel gegen den 1. FC Köln erste Wahl bleibt. Falls nicht, wird er seinen Platz räumen, ohne zu murren. Und beim nächsten Mal wieder überzeugen, wenn er gerufen wird.

Oliver Bitter