Bundesliga

Bartels läuft dem Abstieg davon

Werder Bremen: Kilometerfresser in neuen Tabellenregionen

Bartels läuft dem Abstieg davon

Mehr als er läuft kein Bremer: Fin Bartels.

Mehr als er läuft kein Bremer: Fin Bartels. imago

Ein Lob hat Viktor Skripnik derzeit für fast alle seiner Spieler übrig. Auch bei Fin Bartels gerät er fast ins Schwärmen. "Klasse, wie er es macht", so der Trainer, der sich über das Schnäppchen der Bremer freut, das "im Sommer ablösefrei zu uns gekommen ist". Und für das Team somit ein absoluter Gewinn ist. Der 28-jährige hat, so scheint es, seinen Platz gefunden: auf der zentralen Offensivposition in der Mittelfeld-Raute oder als hängende Spitze in einem 4-2-3-1.

Hier glänzt er in Werders schnellem Umschaltspiel als idealer Passgeber für die Kollegen in vorderster Linie, reißt außerdem Lücken, indem er enorme Wege geht. Zahlen dokumentieren die Fußarbeit eindrucksvoll: In den jüngsten sechs Partien war Bartels jeweils laufstärkster Bremer. Mit einem Schnitt von 12,03 Kilometern pro 90 Minuten ist er auch insgesamt Nummer eins unter Werders Stammspielern in der Saison-Zwischenbilanz (vor Zlatko Junuzovic mit 11,60 und Clemens Fritz mit 11,40 Kilometern), die ligaweit Freiburgs Vladimir Darida (aktuell 13,02 Kilometer) anführt.

Bartels warnt: "Es ist eine Momentaufnahme"

Zudem stimmen die übrigen Werte: Vier Tore und fünf Vorlagen wie jetzt hat Bartels selbst zuvor in einer Erstligasaison noch nie erreicht. An der Weser findet der gebürtige Kieler nun sein Glück. "Es ist eine Momentaufnahme, eine Super-Serie. Wir müssen es einfach mitnehmen."

Für den Erfolg mit seiner Mannschaft macht er das gestiegene Selbstvertrauen verantwortlich. "Am Anfang der Saison ging nichts. Da war der einfachste Pass schwer. Jetzt versuchst du halt Dinge und weißt, der nächste bügelt es aus, wenn es nicht gelingt." Kein Anlass freilich für Überschwang: "Wir sind alle gut drauf. Spielt die Mannschaft gut, sieht man selbst gut aus. Aber wir wissen, wo wir herkommen. Jetzt kommen schwere Aufgaben, da nimmt man nicht einfach immer so drei Punkte mit."

Am ersten Spieltag war ich mit St. Pauli einmal Dritter.

Fin Bartels über seine bisherigen Tabellen-Höhenflüge

Als gebranntes Kind weiß Bartels, wovon er spricht. Der jetzige achte Tabellenplatz in der Bundesliga liefert beim Betrachten seiner bisherigen Laufbahn ein völlig neues Hochgefühl. "Am ersten Spieltag war ich mit St. Pauli einmal Dritter...", erinnert er sich an den August 2010. Ansonsten liest sich der Karrierecheck eher wie ein Albtraum. Mit Holstein Kiel reichte es 2007 in der Regionalliga nicht zum Klassenerhalt, Abstiege erlebte er mit Hansa Rostock 2008 (Bundesliga) und 2010 (2.  Liga, gemeinsam mit seinem heutigen Werder-Kollegen Felix Kroos). Und auch beim FC  St. Pauli ging es später 2011 aus der Bundesliga wieder eine Etage tiefer!

Mit Werder Bremen drohte Fin Bartels in dieser Saison lange Zeit ein ähnlicher Verlauf. Jetzt läuft der Kilometerfresser seinem fünften Abstieg anscheinend regelrecht davon.

Michael Richter