Bundesliga

Klopp schließt Rücktritt aus - Großkreutz fehlt lange

Dortmund: Hummels erwartet "hammerhartes Spiel"

Klopp schließt Rücktritt aus - Großkreutz fehlt lange

"Wir wollten mit dem Kopf durch die Wand": Mats Hummels nach dem Augsburg-Spiel bei den BVB-Fans.

"Wir wollten mit dem Kopf durch die Wand": Mats Hummels nach dem Augsburg-Spiel bei den BVB-Fans. imago

Zur Aufführung gelangt derzeit bei der Borussia die Neuzeitversion von Rainer Werner Fassbinders 40 Jahre altem Film-Melodram "Angst essen Seele auf". Die Angst vor dem Versagen, die Angst vor weiteren Niederlagen lähmt und blockiert die Borussia. Jedes Gegentor, jeder Rückschlag, der in dem zuvor ausgetüftelten Matchplan nicht vorgesehen ist, löst Panikreaktionen aus, die schließlich in eine Pleite am Mittwochabend münden.

Für Mittelfeldspieler Nuri Sahin "fühlt sich scheiße" an, was dann auf dem Platz passiert: Sein Team verliert Ordnung, Sicherheit, Selbstvertrauen. Pure Verzweiflung greift um sich. Und den Zuschauern bietet sich ein Elend dar, das in diesem Ausmaß nie für möglich gehalten worden wäre. Sahin ehrt es, dass er das konfuse Treiben in der zweiten Hälfte ungeschminkt als "katastrophal" geißelte. Die Situation vor dem Samstagsspiel in Freiburg bezeichnet er als "krass" und "extrem gefährlich"; Innenverteidiger Mats Hummels erwartet dort "das nächste hammerharte Spiel" für den BVB.

Selbst wenn das fußballerisch trostlose 0:0 von Leverkusen als kleiner Schritt in die richtige Richtung gedeutet wurde und die erste Hälfte gegen Augsburg am Mittwochabend immerhin Ansätze von Spielkultur bot - was folgte, war ein Abgrund von bizarren Fehlleistungen und falschen Entscheidungen. "Wir wollten mit dem Kopf durch die Wand", stöhnt Hummels.

Jürgen Klopp hat jetzt für die Partie am Samstag "unbedingt eine Reaktion" gefordert. Von seinen Spielern verlangt er auch, dass sie sich "noch mehr wehren" und "Mut und Konsequenz zeigen". Er selbst darf die Mannschaft - auch psychisch - in die dafür nötige Verfassung bringen. An der Verbesserung der körperlichen Voraussetzungen, die Klopp als Keimzelle allen Übels ausgemacht hatte - konnte er in der Vorbereitung drei Wochen arbeiten. Daran allein kann es nicht gelegen haben.

Bleibt der BVB drin?

Nach sechseinhalb überwiegend erfolgreichen Jahren in Dortmund eine Trainerdiskussion zu führen, sei "nicht der richtige Schritt", meint Mats Hummels, "für uns in der Mannschaft ist das kein Thema". Widerspruch wird er dafür in der Geschäftsführung der Borussia nicht ernten. Boss Hans-Joachim Watzke hat wiederholt bekräftigt, dass er Klopp "niemals entlassen" werde. Mit der Trennung von dem in der Fan-Community weiter extrem hoch angesehenen Trainer würde er einen Sturm der Entrüstung riskieren.

Entbinden könnte Watzke von seinem Versprechen nur Klopp selbst. Wenn er im Fall weiterer Niederlagen zurücktreten würde. Darüber macht sich der Coach aber "keinen Kopf", wie am Donnerstag versicherte, "wie wäre ich denn drauf, wenn mich ein Spiel komplett aus der Bahn werfen würde?"

Großkreutz muss sechs Wochen zuschauen

Klopp ist vom Erfolg der Mission Klassenerhalt weiter "absolut überzeugt", und Resignation trage er "nicht im Ansatz" in sich, wie er versicherte. An dieser Einschätzung ändert auch eine neuerliche Verletzung nichts: Kevin Großkreutz hat sich gegen Augsburg einen kleinen Muskelbündelriss zugezogen, er muss sechs Wochen pausieren.

Thomas Hennecke