Bundesliga

Kirchhoffs neue Perspektive

Schalke: Di Matteo baut auf den Pechvogel

Kirchhoffs neue Perspektive

Nach diesem harten Einsteigen von Tin Jedvaj blieb Jan Kirchhoff unverletzt - ausnahmsweise, ist man versucht zu sagen.

Nach diesem harten Einsteigen von Tin Jedvaj blieb Jan Kirchhoff unverletzt - ausnahmsweise, ist man versucht zu sagen. imago

Trainer Jens Keller und Manager Horst Heldt versprachen sich von Kirchhoff eine sofortige Stabilisierung der Defensive - und sahen den 1,95-Schlaks perspektivisch als einen der führenden strategischen "Köpfe" ihres Kaders. Doch tatsächlich erlebte der ehemalige U-21-Nationalspieler statt des ins Auge gefassten Karriere-Aufschwungs bei den Königsblauen eine einzige Leidenszeit. Schon in einer der ersten Trainingseinheiten während des Wintercamps in Katar der große Schock: Im Zweikampf mit Nachwuchsmann Marcel Sobottka erlitt Kirchhoff einen Riss der Syndesmose. Die folgende Zwangspause dauerte praktisch bis Saisonende. Zwei Kurzeinsätze am 33. und 34. Spieltag bedeuteten immerhin noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluss - und die Hoffnung auf einen Neustart im Sommer.

Missglücktes Comeback gegen Bayern

Doch weit gefehlt: Erneut verletzte sich Kirchhoff im Trainingslager. Diesmal blieb er ohne Einwirkung eines Kollegen im Rasen hängen, verdrehte sich das Knie. Die Blessur wurde zwar als nicht gravierend eingestuft, dennoch zog sie eine wochenlange Pause und diverse Rückschläge nach sich. Am zweiten Spieltag der laufenden Saison, ausgerechnet gegen den FC Bayern (1:1), erlebte Kirchhoff Ende August seinen einzigen Startelf-Einsatz im Schalker Dress. Von einem "Feiern" dieser Premiere konnte freilich keine Rede sein. Nicht nur, weil der Defensiv-Allrounder als Sechser gegen seinen Stammverein eine schwache Leistung ablieferte (kicker-Note 5). Sondern auch, weil er schon nach 40 Minuten verletzt die Segel streichen musste. Diesmal wegen einer lädierten Sehne im Knie.

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So weit, so schlecht. Allerdings: Auch wenn viele Beobachter den Unglücksraben als potenziellen Leistungsträger bereits abgeschrieben haben, gibt es für Kirchhoff nun doch noch wieder eine Perspektive. Den neuen Coach Roberto di Matteo hat er in den vergangenen Trainingswochen trotz körperlichen Rückstands fußballerisch offenbar auf Anhieb überzeugt. Kirchhoffs Einwechslung beim 0:1 in Leverkusen erklärte di Matteo ausdrücklich als Aufbaumaßnahme für einen Hoffnungsträger: "Er kommt gerade aus einer Verletzung. Aber er wird uns in Zukunft deutlich helfen können."

Lob von di Matteo

Speziell im Spielaufbau aus der Defensive heraus, wo der Trainer entscheidende Defizite des Schalker Teams sieht. "Jan Kirchhoff", so di Matteo, "hat ein gutes Auge dafür und fordert den Ball." Ob der bisher so verletzungsanfällige Blondschopf mit fast einem Jahr Verspätung doch noch zum wertvollen Strategen avanciert, wird nun mit Spannung erwartet.

Jedenfalls darf Kirchhoff eine neue Chance wittern, wenn auch die womöglich letzte. Vertragsgemäß müsste Schalke bis zum 31. Dezember entscheiden, ob der Profi im Sommer 2015 fest verpflichtet werden soll. Da ein seriöses sportliches Urteil über Kirchhoff bislang aber unmöglich ist, dürften sich die Gelsenkirchener und der FC Bayern wohl über eine Verlängerung dieser Frist bis ins kommende Frühjahr hinein einigen.

Thiemo Müller