Bundesliga

Müller zwischen Spendentrommel und Spitzenspiel

München: Gala in Rom ist schon abgehakt

Müller zwischen Spendentrommel und Spitzenspiel

Hat den Fokus schon wieder auf die nächste Partie gerichtet: Thomas Müller.

Hat den Fokus schon wieder auf die nächste Partie gerichtet: Thomas Müller. Getty Images

Thomas Müller beherrscht also auch das Ernsthafte. Das Thema, weshalb er am frühen Donnerstagmorgen den Weg in das Gloria-Filmtheater am Münchner Stachus gefunden hat, lässt auch kaum was anderes zu. Es geht um Kinder, die mit dem Verlust von Vater und/oder Mutter klarkommen müssen. „Young Wings“ heißt die gemeinnützige Organisation, für die sich der Fußballstar seit 2011 engagiert (siehe auch www.youngwings-sternenhaus.de).

Der 25-Jährige ist da, um die Spendentrommel zu rühren. Müller, der so gerne den Schelm spielt und mit Sprüchen nicht geizt, kann dabei eine gewisse Angespanntheit nicht verbergen. „Ich bin mir der Ernsthaftigkeit des Themas bewusst. Mich im Kostüm hierhersetzen würde nicht zur Sache passen“, merkt er an. Der sonst so selbstbewusste Nationalspieler, der gemeinhin alle drei Tage in vollen Stadien aufläuft und dort keinerlei Lampenfieber zeigt, wirkt teilweise schüchtern, als er von den Nöten der Kinder redet. Man müsse verstehen: „Ich bin hier auf einem Terrain, auf dem ich nicht 100-prozentig sicher bin. Dementsprechend ist auch meine Haltung“, erklärt er. Als es am Ende der Veranstaltung wieder um den Teil in seinem Leben geht, dem er seine große Bekanntheit zu verdanken hat, braucht er nicht allzu lange, um die gewohnte Souveränität wiederzuerlangen.

Müller: "Das Fußballgeschäft ist sehr schnelllebig"

Das erwartet man auch von einem wie ihm. Weltmeister, Double-Sieger 2014, Stammspieler beim FC Bayern, die Mannschaft, die am Dienstag mal eben den AS Rom mit 7:1 in seine Einzelteile zerlegte. Doch wenn man beim FC Bayern spielt, dann hält man sich nicht lange mit dem gerade Erlebten auf. „Natürlich“, so sagt Müller, „war es vom Ergebnis her ein besonderer Abend. Aber im Endeffekt war es ein Gruppenspiel und wenn es dann in die nächste Phase geht, dann ist es nicht mehr so interessant, wie hoch wir da gewonnen haben. Das Fußballgeschäft ist sehr schnelllebig“, unterstreicht der 25-Jährige. Trotz burschikosen Auftritts und flotten Sprüchen ist Müller eines sicher nicht: naiv. Dafür hat er bereits zu viel erlebt und hinter sich gebracht. Müller, seit vierzehn Jahren im Verein, weiß, wie der FC Bayern funktioniert. Ruhepausen sind nicht erlaubt, Siege der Treibstoff, um den Bayern-Dampfer ruhig dahingleiten zu lassen. Rom? Haken dran! Jetzt zählt Gladbach. „Wir müssen schauen, dass wir am Sonntag wieder gewinnen. Es muss für meinen Geschmack kein 7:1 werden. Ein ganz normaler, gewöhnlicher Sieg würde mir auch reichen.“ Fast schon bescheidene Töne.

Vier Punkte liegen die Borussen hinter Bayern. Da fällt das Zählen nicht schwer. Ein Sieg würde den Abstand auf sieben Punkte vergrößern. Den anderen ernsthaften Titelanwärtern ist man sowieso schon enteilt. „Es ist ein richtungsweisendes Spiel für die nächsten Wochen für den Verlauf der Liga. Deshalb hat das Spiel schon eine Wichtigkeit“, betont Müller. „Wir wollen den Vorsprung ausbauen“, so der Stürmer.

Klare Ansage. Bayern geht voll auf Sieg, auch wenn die Borussia in dieser Saison noch ungeschlagen ist. Doch wer mit einem 7:1 von einem Ausflug zum AS Rom heimkehrt, kann auch nicht anders. „Die Höhe des Ergebnisses hat mich überrascht“, wurde auch der Heilige Vater, Papst Franziskus, bei der Audienz der Bayern-Mannschaft in Rom zitiert. Thomas Müller zeigte sich von der Begegnung mit dem Papst stark beeindruckt. „Meine beiden Omas haben mich mit Sicherheit beneidet. Das wird man immer in Erinnerung behalten“, so Müller.

Müller erwartet starke Dortmunder

Er wird alles dafür tun, dass auch die kommende Fußballwoche im Jahresrückblick in Erinnerung bleibt. Zwei Siege gegen die beiden Borussen-Teams und die Mannschaft hätte bereits im Herbst einen großen Schritt Richtung Meisterschaft gemacht. Doch Müller warnt besonders vor Dortmund. „Das 4:0 gegen Istanbul hat mich nicht überrascht, ich habe nix anderes erwartet. Dortmund wird es im Spiel gegen uns leichter haben als sonst. Da wissen sie, was sie tun. Sie haben einen klaren Plan.“ Doch gewinnen die Bayern am Sonntag gegen Gladbach würden sie den großen Rivalen aus dem Pott sechs Tage später mit mindestens 13 Punkten Vorsprung empfangen. Eine Vorstellung, die allen Spielern, Verantwortlichen und Fans mit Sicherheit gefallen würde.

Mounir Zitouni