Bundesliga

Trotz Sieg: Werder bleibt auf dem Boden

Bremen: Chelseas Stars bleiben blass

Trotz Sieg: Werder bleibt auf dem Boden

So macht Fußball Spaß: Nils Petersen (li.) und Felix Kroos bejubeln Werders dritten Treffer.

So macht Fußball Spaß: Nils Petersen (li.) und Felix Kroos bejubeln Werders dritten Treffer. Getty Images

Der Werder-Kapitän forderte gleich nach dem Schlusspfiff seine Kollegen dazu auf, diesen Sieg nicht überzubewerten. "Wir müssen das Ganze richtig einschätzen", sagte Fritz und verfolgte damit die Linie, die auch Werder-Geschäftsführer Thomas Eichin später ausgab. Eine realistische Betrachtungsweise verlangte der Manager, der selbst mit bestem Beispiel voranging.

Neun Spiele, acht Siege

Im Vergleich zur etwas unrunden Startphase vor einem Jahr unterstrich er die positive Vorbereitung in diesem Sommer, meinte aber zugleich: "Damals haben wir die Niederlagen nicht überbewertet, heute tun wir das nicht mit unseren Siegen." In der neunten Partie blieb der Nord-Klub weiterhin ungeschlagen. Gegen Chelsea gelang der achte Sieg, nur ein Remis gegen Bilbao, den spanischen Spitzenklub, steht zu Buche. Vor dem Start mit dem Pokalspiel in Illertissen absolvieren die Bremer noch zwei Tests: Am Mittwoch gegen den Klassenrivalen Hannover 96 unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie am nächsten Samstag beim englischen Verein Leicester City.

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Werder Bremen - Vereinsdaten
Werder Bremen

Gründungsdatum

04.02.1899

Vereinsfarben

Grün-Weiß

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Mourinho übt Kritik am Schiedsrichter

Werder lieferte vor allem in der Defensivarbeit eine gelungene Darbietung ab. "Wieder zu null", würdigte Fritz die Abwehrarbeit. Dass sie gegen die Engländer in erster Linie defensiv gefordert sein würden, betonte Eichin, der ein Gesamtlob aussprach: "Wir haben es gut gemacht und in jeder Phase die Ordnung gehalten. Das hat mir besonders gefallen." Es gab für die Bremer noch Komplimente von höchster Stelle. Chelseas Coach José Mourinho lobte das schnelle Konterspiel und die physische Stärke und würdigte die Deutschen als beste Mannschaft in dieser Phase der Vorbereitung. Dann kam "The Special One" zu seiner Spezialität. "Der Referee hat wohl geglaubt, dass es hier ein Zirkus ist", meinte der Portugiese. "Die Bremer Fans wollten Spaß haben und sie hatten ihn." Seine Schiedsrichter-Schelte bezog sich vor allem auf den letzten verhängten Strafstoß, der in der Tat grenzwertig gewesen ist.

Mourinhos Auftritt konnte die positiven Grundstimmung an der Weser nicht beeinträchtigen. Eitel Sonnenschein also, tropische Temperaturen im Bremer Stadion, wo Werder am Sonntag mit dem Tag der Fans traditionell die Saison eröffnete. Im mit 30.517 Besuchern gut gefüllten Weserstadion lief außer der offiziellen Vorstellung der Mannschaft und einer Ehrung für den frisch gebackenen U-19-Europameister Davie Selke noch der erste Härtetest ab, zu dem der Erstligist mit dem FC Chelsea, dem Dauergast in der Champions League, einen namhaften Sparringspartner engagiert hatte. Die mit hochkarätigem Personal bestückten Londoner hatten eine gut bestückte Auswahl aufgeboten. Es fehlten zwar noch einige WM-Teilnehmer, die bis zum Schluss in Brasilien am Ball gewesen waren, doch in der Anfangsformation standen immerhin fünf Starter des Weltturniers. José Mourinho hatte Thibaut Courtois (Belgien) sowie Cesc Fabregas, Ferando Torres, Diego Costa und Cesar Azipilicueta (alle Spanien) für die erste Elf nominiert.

Eden Hazard und Marnon Busch

Der Ball war hart umkämpft: hier Bremens Marnon Busch (re.) gegen Eden Hazard. Getty Images

Chelsea dominiert und bleibt trotzdem blass

Auf der Gegenseite schonte Robin Dutt den an muskulären Problemen laborierenden Sebastian Prödl. Dafür rückte Assani Lukimya in die Innenverteidigung neben Luca Caldirola. Neuzugang Alejandro Galvez spielte im defensiven Mittelfeld, der aus St. Pauli geholte Finn Bartels im rechten Mittelfeld. Eine Chance bekam auch Ludovic Obraniak auf der Gegenseite, während Izet Hajrovic, bisher Bremens Premium-Einkauf in diesem Sommer und der einzige WM-Teilnehmer, zunächst auf der Bank blieb.

Dutt ließ im erprobten 4-4-2-System mit der Mittelfeld-Raute agieren, der von ihm favorisierten Grundordnung. Werders Spiel wirkte sehr geordnet und strukturiert gegen die Engländer, die sich vergeblich mühten. Chelsesa agierte meist optisch überlegen, die Bremer indes sorgten für die zwingenden Aktionen. Die Führung zur Pause war somit mehr als verdient. Bei einem Konter brachte Clemens Fritz den Ball zu Eljero Elia, der an John Terry vorbeilegte und anschließend den englischen Ex-Nationalspielet anschoss. Auf Handelfmeter entschied Schiedsrichter Harm Osmers, unter Londoner Protest zwar, doch eine durchaus gerechtfertigte Maßnahme: Elia verwandelte den Strafstoß sicher (20.). Schließlich leitete wiederum Fritz überraschend mit einer Vorlage durch seinen schwächeren linken Fuß dass 2:0 ein, das Obraniak mit einem herrlichen Kopfball vollendete (37.). Erst kurz vor dem Pausenpfiff kamen die Gäste zu ihrer ersten guten Möglichkeit, doch Torres scheiterte an Raphael Wolf.

In der zweiten Hälfte, in der der Spitzenklub von der Themse mit Peter Cech, Branislav Ivanovic, John Obi Mikel, Gary Cahill, Didier Drogba und Eden Hazard operierte, ergab sich fast das gleiche Bild: Chelsea dominant, Werder tief und sehr sicher stehend, jedoch selten in Gefahr gebracht von den um Spielkultur bemühten, indes nicht zwingend agierenden Engländern, die bis auf einen Heber durch Fabregas (69.) keine Chance mehr hatten. Durch einen umstrittenen Foulelfmeter (Ake soll Petersen regelwidrig gebremst haben) kam der Bundesligist eine Minute vor dem Ende sogar noch zum 3:0: Felix Kroos verwandelte sicher vom Punkt und setzte so den Schlusspunkt.


Hans-Günter Klemm

Die Testspiel-Kracher der Bundesligisten