Bundesliga

Slomka setzt auf "unbändigen Willen"

Hamburg: Lasogga vor Comeback

Slomka setzt auf "unbändigen Willen"

"Das ist für mich wie Champions League": Eigenwillige Interpretation von Hakan Calhanoglu.

"Das ist für mich wie Champions League": Eigenwillige Interpretation von Hakan Calhanoglu. picture alliance

Überraschend positiv gestimmt zeigten sich die Beteiligten nach der 20. Saisonniederlage am Samstag. "Viel entscheidender als das Ergebnis ist, wie wir aufgetreten sind", sagte Hamburgs Sportdirektor Oliver Kreuzer, der seine Truppe vor einer Woche noch schwer angezählt hatte: "Wir hätten einige Punkte mehr, wenn wir diese Leistung häufiger gezeigt hätten." Das stimmte zumindest für die erste Hälfte, als die Hamburger die Bayern früh attackiert und gestört hatten und dem Gegner kaum Chancen einräumten. "Die Bayern haben ihre erste Möglichkeit zum 0:1 genutzt", ärgerte sich Trainer Mirko Slomka.

Spätestens als Thomas Müller einen Schuss von Mario Götze ins Tor abfälschte war die Partie aber entschieden. Slomka reagierte darauf, nahm Heiko Westermann und Rafael van der Vaart in der Folge vom Platz, um das Duo vor der fünften Gelben Karte zu bewahren.

Dass sich der HSV am Ende des 33. Spieltages trotz der erneuten Pleite als Sieger fühlte, ist dem Umstand geschuldet, dass man mit Platz 16 immer noch alles in der eigenen Hand hat. "Jetzt haben wir ein Finale, das ist für mich wie Champions League", sagte Hakan Calhanoglu, der den Ehrentreffer für den HSV erzielen durfte.

Rost ärgert sich

Hat der Countdown für den HSV schon begonnen? Die Uhr läuft noch...

Hat der Countdown für den HSV schon begonnen? Die Uhr läuft noch... Getty Images

"Wir haben den unbändigen Willen, den Relegationsplatz zu erreichen. Die Konstellation hat sich nicht verändert - das ist das, was zählt", bilanzierte Slomka. Mehr Mittel als den unbändigen Willen hat der HSV derzeit ohnehin nicht zur Verfügung. Spielerisch setzt Youngster Calhanoglu noch die wenigen Highlights. Und so gibt es auch reichlich kritische Stimmen, denn Ex-Torhüter Frank Rost ärgerte sich über die Hamburger Glückseligkeit. "Mich enttäuscht, dass man solch eine Fehleinschätzung über die Mannschaft abgibt und Spieler reden lässt, die ein 1:4 gegen die Bayern glorifizieren", zeterte der als unbarmherziger Kritiker bekannte ehemalige HSV-Profi im TV-Sender Sky.

Rost sieht in der Art und Weise wie man beim HSV solch eine Niederlage einschätzt gar ein Spiegelbild des ganzen Traditionsvereins. "Wenn man rein die statistischen Werte nimmt, dann hat der HSV unterperformt. So ein Spiel kannst du verlieren, aber wenn es dann als Erfolg gefeiert wird... Das sind die Ansprüche, die in den letzten fünf Jahren dazu beigetragen haben, dass der HSV eben dort steht, wo er jetzt steht. Das ist ein Prozess, der über Jahre stattgefunden hat."

Lasogga steht vor Comeback

Doch es ist verständlich, dass man sich an der Elbe erstmal noch am letzten verbliebenen Strohhalm festklammert. Denn kommenden Samstag zählt es. Braunschweig hat in Hoffenheim die vermeintlich leichteste Aufgabe vor der Brust. Nürnberg muss auf Schalke ran, die Königsblauen haben noch Platz drei zu verteidigen. Und in Mainz würde man gern europäische Luft schnuppern, wird dem HSV also keine Schützenhilfe leisten.

Hoffnung macht eine mögliche Rückkehr von Pierre-Michel Lasogga. Nach seinen langwierigen Oberschenkelproblemen macht der Stürmer deutliche Fortschritte. "Ich hoffe, dass er spätestens Mitte der nächsten Woche voll ins Mannschaftstraining einsteigt und er dann gegen Mainz zur Verfügung steht", sagte Slomka.

Wie es um Dennis Diekmeier, der nach 60 Minuten mit muskulären Problemen vom Platz musste, steht, war am Sonntagmorgen noch nicht bekannt. Und auch hinter dem Einsatz von Marcell Jansen, der vor dem Bayern-Spiel wegen Problemen in seinem operierten Gelenk kurzfristig passen musste, muss noch ein Fragezeichen gesetzt werden.

Jarchow: "Es geht nicht um die Existenz"

Und wenn es doch zum Hamburger Horrorszenario nach 50 Jahren Bundesliga kommt? Der Verein würde nicht auseinanderfallen versprach der Vereinsvorsitzender Carl Jarchow im ZDF-"Sportstudio": "Es geht nicht um die Existenz." Allerdings müsse der Gehaltsetat für die Profis dann "nahezu halbiert" werden. Er selber werde sich der Verantwortung stellen, betonte Jarchow und verteidigte Sportchef Oliver Kreuzer: "Man tut ihm unrecht, wenn man ihm das in die Schuhe schiebt." Kreuzer möchte jedenfalls weitermachen. "Ich habe einen Zweijahresvertrag und würde mich auch dann als Bestandteil des Vereins sehen", sagte der Ex-Profi bei Sport1.

Bilder zur Partie Hamburger SV - Bayern München