Champions League

Chance und Gefahr auf der Außenbahn

Taktik-Vorschau: Real Madrid gegen Bayern

Chance und Gefahr auf der Außenbahn

Ballbesitz statt Ballgeschiebe - darauf setzt Pep Guardiola (r., mit Arjen Robben) heute in Madrid.

Ballbesitz statt Ballgeschiebe - darauf setzt Pep Guardiola (r., mit Arjen Robben) heute in Madrid. Getty Images

Endlich eine offensiv ausgerichtete Mannschaft, jubelte der FC Bayern, als ihm Real Madrid als Halbfinalgegner der Champions League zugelost worden war. Kein Geduldsspiel wie gegen Manchester United im Viertelfinale (1:1, 3:1), mehr Räume als gegen Atletico Madrid oder Chelsea. Wunschlos Real?

In der Tat pflegen die Madrilenen unter Carlo Ancelotti grundsätzlich einen anderen Stil als unter José Mourinho, die "Königlichen" wollen agieren, mehr Ballbesitz haben als noch unter dem Portugiesen. Das zeigt sich in Taktik und Personal: Ancelotti lässt ein 4-3-3-System spielen, in dem Xabi Alonso im zentralen defensiven Mittelfeld gleichzeitig als Abfangjäger und Organisator gefordert ist. Anders als Cristiano Ronaldo oder Gareth Bale, die nicht immer konsequent nach hinten arbeiten, unterstützen ihn Luka Modric und Angel di Maria nach Ballverlusten dabei laufstark.

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i.E.
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Ancelotti überraschte Barça mit einem 4-4-2

Gut möglich aber, dass Real gegen die Bayern agiert wie jüngst im spanischen Pokalfinale gegen den FC Barcelona (2:1) , der ähnlich wie die Münchner voll auf Ballbesitz ausgerichtet ist: Die Ancelotti-Schützlinge überließen Barça meist die Kugel und zeigten sich defensiv im 4-4-2 kompakt, ohne zu mauern. Di Maria war im Spiel nach vorne Stürmer, im Spiel nach hinten Mittelfeldspieler.

Auf Pressing verzichteten die Madrilenen meist, das zumindest könnte sich gegen die Bayern ändern - ein gutes Hinspielergebnis ist angesichts der Dortmund-Erfahrung (0:2) und der Bilanz in München schließlich Pflicht. Das Ziel so oder so: schnelle Vorstöße über die flinken Außen, zu denen auch die offensiv ausgerichteten Außenverteidiger gehören, und schnelle Abschlüsse fern von Tiki-Taka. Fernschüsse, Flanken auf die kopfballstarken Ronaldo oder Karim Benzema - so wird Reals Rezept lauten.

Die Bayern müssen wieder mehr hinterlaufen, mehr rochieren

Für die Bayern geht es unabhängig vom Gegner darum, die eigenen ständigen Passstafetten wieder zielführender zu gestalten als in den vergangenen Wochen, also mehr zu hinterlaufen, mehr zu rochieren. Pep Guardiolas genereller Ansatz ist bekannt: Zwischen Mittel- und gegnerischer Sechzehnmeterlinie darf sich jeder überall herumtreiben, solange die Positionen besetzt sind. Zieht etwa Franck Ribery nach innen, muss David Alaba außen bleiben.

Der Spielaufbau beginnt bei Manuel Neuer, der anders als Iker Casillas auch als Libero fungiert, und beinhaltet auch immer wieder lange Diagonalpässe von Jerome Boateng oder Dante, die ansonsten von einem defensiven Mittelfeldspieler im Aufbau unterstützt werden.

Dortmund zeigte, wie anfällig Alaba & Co. sein können

Auch die Münchner Außenverteidiger schieben sich regelmäßig in den Halbbereich jenseits der Mittellinie, doch wie bei Real gilt: Bei Kontern sind die Bayern, unübersehbar etwa beim 0:3 gegen Dortmund , in diesen Bereichen anfällig. Andererseits werden Alaba und Philipp Lahm (oder Rafinha?) durch ihre offensive Ausrichtung gewährleisten, dass Ronaldo und Bale, so die beiden Superstars denn spielen können , auch immer wieder defensiv gefordert werden.

Offen ist noch, ob Guardiola in der Sturmspitze mit "Brecher" Mario Mandzukic oder der "falschen Neun" Thomas Müller antritt. Für Müller sprechen neben seiner Torgefährlichkeit potenzielle Vorteile in direkten Duellen mit den großen Sergio Ramos und Pepe, für Mandzukic seine Rolle in Manchester, als erst mit seiner Hereinnahme der viele Ballbesitz in sinnvolle Bahnen gelenkt wurde.