Bundesliga

Antonis Aidonis und Leon Dajaku: Der Traum beim VfB Stuttgart geht weiter

U-19-Trainer Nico Willig freut sich über die Entwicklung zweier VfB-Talente

Aidonis und Dajaku: Der Traum geht weiter

Im Trainingslager der VfB-Profis: Die beiden 17-Jährigen Leon Dajaku (li.) und Antonis Aidonis.

Im Trainingslager der VfB-Profis: Die beiden 17-Jährigen Leon Dajaku (li.) und Antonis Aidonis. imago

Aus Stuttgarts Trainingslager in La Manga berichtet George Moissidis

Als wären sie seit gefühlten Ewigkeiten dabei, bewegen sich die beiden Jugendspieler inmitten der Stars unter der spanischen Sonne. Unter den aufmerksamen Blicken des Trainers, den sie in den vergangenen Monaten von sich überzeugt haben. So sehr, dass Markus Weinzierl ihnen bereits Bundesligaminuten geschenkt hat. So sehr, dass er sie weiterhin "oben" dabeihaben will. Und mittlerweile sogar unter den Augen des Anfang der Woche ebenfalls angereisten Thomas Hitzlsperger, der für die Talente aus dem weiß-roten Haus die Verantwortung trägt.

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Aus der Entfernung beobachtet ein anderer die jungen Hoffnungsträger vom Neckar: Nico Willig, seines Zeichens U-19-Trainer des VfB. "Ich freue mich über die Entwicklung der beiden, dass sie bei den Profis reinschnuppern und sogar spielen und jetzt auch ins Trainingslager mitfahren durften", sagt der 38-Jährige, der Aidonis und Dajaku bis zu deren Ruf zu den Profis unter seinen Fittichen hatte. "Beide bringen viel mit, um es bei den Profis zu schaffen." Eine Entwicklung, an der Willig seinen Anteil hat, dessen Weg aus der U 16 kommend bis zur U 19 führte. In der der zweifache Familienvater dirigierend und korrigierend aktiv war.

Systemwechsel hilft Dajaku auf die Sprünge

Zum Beispiel bei Dajaku, der in der Zeit vor Willig in der U 16 auf der linken Offensivseite zwischen Baum und Borke spielte. "Als Leon zu mir in die U 17 kam, wusste ich, dass er im bis dahin gewohnten 4-2-3-1 große Probleme im Defensivverhalten mit den langen Wegen nach hinten hatte und dadurch seine große Waffe, seine Torgefahr, zu wenig zur Geltung kam", erzählt der junge Coach, der für den Angreifer ein 4-4-2 installierte mit ihm als zweite Spitze. Dajaku erzielte plötzlich Tor um Tor. Allein 18 bis zur Winterpause, bevor er zur U 19 hochgezogen wurde und dort ebenfalls überzeugen konnte. "Man sieht, was ein Spieler kann und was er vielleicht nicht ganz so perfekt kann oder macht", erklärt der Coach, der dem Jungstar die langen Wege - defensiv wie offensiv - auf der Seite ersparte. "Klar muss er weiterhin nach hinten mitarbeiten. Aber wir haben so umgebaut, dass er nicht mehr ständig 60 Meter mit nach hinten rennen musste. Es hat funktioniert."

Aidonis entdeckt das Spiel neu

Bei Aidonis, den die Schwaben im vergangenen Sommer aus der Jugend der TSG Hoffenheim abwerben konnten, musste der Jugendcoach anderweitig ansetzen. "Bei ihm ging es vor allem um seine Stärken, die im Ballbesitz, bei der Spieleröffnung und bei langen Diagonalpässen lag", sagt Willig. "Darauf lag sehr stark sein Fokus. Er hatte allerdings Probleme, sich auf die Arbeit gegen den Ball zu konzentrieren. Auf seine Kernaufgabe als Innenverteidiger, dem Spiel gegen den Gegenspieler." Dies paukte er dem Abwehrspieler unentwegt ins Gedächtnis ein. So lange, bis der junge Deutsch-Grieche sowohl das Spiel mit als auch gegen den Ball für sich neu entdeckte.

Zwei Erfolgsgeschichten für den Klub, der berühmt ist für seine Talente. Aidonis und Dajaku sollen für den Beginn einer neuen Ära der erfolgreichen Jugendförderung stehen. Mit weiteren Jungs in der Warteschleife. "Ich bin sehr optimistisch, dass es in Zukunft noch mehr schaffen können", sagt Willig, der dadurch aber auch automatisch Leistungsträger für seine eigene Mannschaft verliert. "Wir stellen die Jungs natürlich gerne ab. Dafür bilden wir ja auch aus", sagt der Coach, den der Bundesligist beim Konkurrenten Stuttgarter Kickers abwarb. Der neben den Profis auch die U 21 in der Hinrunde mit Spielern belieferte.

VfB steht an der Spitze der Juniorenbundesliga

Indem er die Besten stetig nach oben verleiht, schwächt er allerdings auch automatisch die Chancen auf das Erreichen der eigenen Ziele. Trotzdem steht die U 19 des VfB in der Juniorenbundesliga an der Spitze. Mit vier Punkten vor Mainz und sogar sechs vor den Bayern. "Das war so nicht zu erwarten", erklärt Willig, der bei allen Problemen diese Platzierung bis ins Ziel verteidigen will. "Es wäre ein Witz, wenn wir nach dieser Hinrunde von einem Mittelfeldplatz als Ziel reden würden."

Im Rennen um die Deutsche Meisterschaft ist nichts ausgeschlossen

Auch wenn er sich noch nicht damit befassen will, schielen die Schwaben natürlich auch mit einem Auge auf die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft. "Wenn wir durch die Abstellungen nach oben nicht automatisch zu viel an Substanz verlieren, ist in dieser Saison einiges drin." Zumindest die Staffelmeisterschaft ist angepeilt. Und im Rennen um den Deutschen Titel ist nichts ausgeschlossen. "Wenn uns weitere Leistungssprünge gelingen wie in den vergangenen Monaten, als die Jungs sich stetig weiterentwickelt haben, und als sie unheimlich fleißig waren, dann dürfte es im Rennen um die Deutsche Meisterschaft zumindest sehr spannende Spiele geben."

Nicht weniger spannend dürfte es um den Jugendtrainer selbst werden. Willig ist bis 2020 unter Vertrag und "sehr zufrieden und glücklich beim VfB". Was danach kommt, sei "offen und jetzt nicht das Thema". Das war es für Aidonis und Dajaku vor drei Monaten auch nicht.

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