Bundesliga

Rudi Völlers skurriles Interview - und was es für Heiko Herrlich bedeutet

Das schwerste Dribbling des Leverkusener Geschäftsführers

Völlers skurriles Interview - und was es für Herrlich bedeutet

"Sie können die Frage ja auch nicht beantworten": Rudi Völler.

"Sie können die Frage ja auch nicht beantworten": Rudi Völler. imago

Es erweckt den Anschein, dass sich die Macher von Bayer 04 in der Trainerfrage nur noch bis zum Ende der Hinrunde retten wollen. Berichte, wonach Herrlich selbst bei zwei Erfolgen in den letzten beiden Leverkusener Punktspielen des Jahres im Winter abgelöst werde, ließen Geschäftsführer Fernando Carro sowie Sportdirektor Simon Rolfes schon im Vorfeld des Schalke-Spiels unkommentiert. Und Rudi Völler erklärte zur Situation des Werkself-Trainers vor dem 2:1-Sieg in Gelsenkirchen in einem Interview beim Bezahlsender "Sky": "Natürlich weiß auch der Heiko, dass wir uns nach dem letzten Spiel zusammensetzen und ein Fazit ziehen."

Der Geschäftsführer Sport hatte nach dem 1:1-Unentschieden in Nürnberg von "acht bis neun Punkten" gesprochen, die Bayer noch in den damals ausstehenden vier Partien bis zur Winterpause holen sollte. Ob dies ein Ultimatum gewesen sei, wollte der "Sky"-Reporter wissen. Völler schwächte diese Einordnung etwas ab, ohne sie zu dementieren. "Ultimatum hört sich jetzt zu hart an", sagte Völler, um aber direkt anzufügen, was die Mindestanforderung an Herrlich ist: "Aber Fakt ist ja, da braucht man nur auf die Tabelle zu schauen, dass wir definitiv einige Punkte zu wenig haben. Der Abstand muss so sein, dass es in der Rückrunde noch möglich ist, wieder international anzugreifen."

"Aber beantworten wollen Sie diese Frage nicht"

Mit vier Zählern Rückstand auf Rang sechs ist dies derzeit gegeben. Und auch Völlers Punktevorgabe kann der Trainer nach sechs Punkten aus drei Partien mit einem Sieg gegen Berlin noch erfüllen. Doch ob Herrlich auch nach Abschluss der Hinrunde als Trainer der Werkself arbeiten wird, blieb am Mittwochabend unbeantwortet. Ähnlich wie die hartnäckigen wie bohrenden Fragen des "Sky"-Field-Reporters Marcus Lindemann. Aber die Versuche Völlers vor dem Anpfiff, ihnen auszuweichen, waren dennoch vielsagend. Ein Interview, das in Erinnerung bleiben wird:

Reporter: Können Sie, Stand heute, sagen, dass Heiko Herrlich am 18. Spieltag Trainer von Bayer 04 Leverkusen sein wird?

Völler: Können Sie mir sagen, dass Sie im nächsten Jahr noch Field-Reporter sind bei "Sky"? Ganz sicher? Zu 100 Prozent?

Reporter: Wenn die Gesundheit es zulässt, in jedem Fall. Kann ich Ihnen zu 100 Prozent sagen.

Völler: Weiß ich nicht. Sind Sie sich sicher?

Reporter: Wissen Sie mehr?

Völler: Weiß ich nicht. Das ist Spekulation.

Reporter: Aber was ist mit Heiko Herrlich?

Völler: Ich habe das gerade mit einer Gegenfrage beantwortet.

Reporter: Aber beantworten wollen Sie diese Frage nicht.

Völler: Sie können sie ja auch nicht beantworten.

Reporter: Doch. Ich habe ja gesagt: Ich bin dabei.

Völler: Sind Sie sicher? Sie entscheiden das doch gar nicht.

Reporter: Ich gehe davon aus, dass ich dabei bin.

Völler: Ach so, Sie gehen davon aus.

Reporter: Gehen Sie davon aus, dass Heiko Herrlich dabei ist?

Völler: Gehen Sie davon aus, dass Sie noch Field-Reporter sind nächstes Jahr?

Reporter: Ja. Jetzt sind Sie dran.

Völler: Aber Sie können das doch gar nicht entscheiden.

Reporter: Aber Sie können es ja entscheiden, ob Heiko Herrlich...

Völler: ...ob Sie Field-Reporter bleiben?

Reporter: Nein, aber ob Heiko Herrlich Trainer ist.

Völler: Ich habe doch gerade gesagt - Spaß beiseite -, dass wir uns nach dem letzten Spiel zusammensetzen. Dann werden wir ein Fazit ziehen, eine kleine Analyse und dann gucken wir weiter.

Reporter: Also, Sie können es nicht sagen, ich muss das noch einmal abschließen.

Völler: Dass Sie weiter Field-Reporter sind?

Reporter: Sie wollen nicht darauf antworten?

Völler: Ja, Sie doch auch nicht.

Reporter: Doch, ich habe doch darauf geantwortet.

Völler: Ja?

Reporter: Ja.

Völler: Sicher?

Reporter: Ja.

Völler: Dann ist ja gut.

Reporter: Danke schön.

Wären die Bosse noch von Herrlich überzeugt, hätte man Völler im Angriffsmodus erlebt

Dieser Teil des Interviews dauerte nur eine Minute und sechs Sekunden, doch es war für Völler eines der schwersten Dribblings seiner Funktionärskarriere. Dass der Geschäftsführer Sport nichts sagen wollte, sagt quasi alles über Herrlichs Situation bei Bayer 04 aus. Es gab kein Bekenntnis zum 47-Jährigen. Den von Völler nach dem Nürnberg-Spiel genannten "acht bis neun Punkten" wurde das Etikett des Ultimatums nicht eindeutig entfernt.

Die Bosse, die entweder zu dem Thema schweigen oder sich um klare Statements herumwinden, vermitteln mit ihrem Auftreten nicht ansatzweise, dass sie noch von ihrem Trainer überzeugt sind. Wäre dies der Fall, hätte man auf Schalke einen Rudi Völler im Angriffsmodus erlebt. Doch der Geschäftsführer versuchte sich nur aus der medialen Umklammerung zu befreien.

Stephan von Nocks

Bilder zur Partie FC Schalke 04 - Bayer 04 Leverkusen