Dass Uli Hoeneß das eigene Team nach der überschaubaren Leistung gegen AEK Athen (2:0) kleinredete und Borussia Dortmund die Favoritenrolle für das Spitzenspiel am Samstag (Anstoß 18.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) zuschanzte, hat Michael Zorc eher beiläufig zur Kenntnis genommen. "Es ist unerheblich, was im Vorfeld gesagt oder nicht gesagt wird", betont der BVB-Sportdirektor, "es ist auch nicht wichtig, wer als Favorit gilt. Dafür kriegst du nichts geschenkt."
Die Zeiten, in denen zwischen beiden Liga-Giganten die Giftpfeile hin- und herflogen, sind zumindest für den Moment vorbei. Zorc hält sich "immer gern an Fakten", und sechs Deutsche Meisterschaften des FC Bayern in Serie oder aktuell schon zehn Punkte in der Champions League (so viele wie nur der FC Barcelona und der FC Porto) sind solche Fakten, aus denen Zorc seinen Respekt vor diesem Gegner ableitet. Dass Dortmund die Bayern in den vergangenen Jahren schon häufiger besiegt habe, streut der 56-Jährige trotzdem in seine Statements ein.
Zorc hat keine Lust auf Rechenspiele
Mehr als 400 Medienvertreter werden von Deutschlands Topspiel berichten, 200 Fernsehanstalten strahlen bewegte Bilder vom 99. Ligaduell zwischen Dortmund und Bayern aus. Vier Punkte trennen die Klubs in diesem Moment, am Samstagabend könnten es schon sieben Punkte sein, die der BVB mehr auf seinem Konto hat. Aber Zorc verneint, dass er sich mit dieser verlockenden Konstellation schon ernsthaft auseinandergesetzt hat. "Solche Rechnungen", sagt er, "haben sich noch nie als tragbar und besonders hilfreich erwiesen."
Wie die Borussia dem großen FC Bayern am Samstag ein Bein stellen kann, daraus macht Lucien Favre noch ein Geheimnis. Das überrascht nicht, weil Dortmunds Trainer Journalisten traditionell nicht in seine taktischen Überlegungen einweiht. Auch am Donnerstag in seiner Spieltagspressekonferenz setzte Favre nur Leitplanken, die für jedes Spiel gelten könnten. Seine Elf soll "intelligent angreifen und intelligent verteidigen". Details dieses Strategie sollen erst im Spiel sichtbar werden.
Bürki und Diallo noch fraglich
Noch keine abschließende Meinung konnte sich Favre in Personalfragen bilden. Bei Roman Bürki, der in Madrid über Oberschenkelschmerzen klagte, scheint die Wahrscheinlichkeit aber hoch, dass er mitwirken kann. "Ich denke, es geht gut", sagt der Trainer, um sich dann doch eine Hintertür offenzulassen: "Wir werden sehen." Das gilt ebenso für Abdou Diallo, den man sich nach der ausbaufähigen Leistung seiner Innenverteidiger-Kollegen in Madrid (0:2) gut wieder in Dortmunds Startelf vorstellen könnte. Nur müssten Diallos Leistenprobleme bis dahin komplett abgeklungen sein.