Bundesliga

Watzkes Vorahnung nach Dortmunds 2:2 gegen Hertha BSC - BVB diesmal "zu grün"

BVB lässt Hochkaräter liegen

Watzkes Vorahnung - Dortmund diesmal "zu grün"

Von Vorahnung geplagt: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, am Samstag zu Gast im "Aktuellen Sportstudio", sah das 2:2 auf der Tribüne voraus.

Von Vorahnung geplagt: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, am Samstag zu Gast im "Aktuellen Sportstudio", sah das 2:2 auf der Tribüne voraus. picture-alliance

Man täte Borussia Dortmund massiv Unrecht, wenn man den Erfolg der Schwarz-Gelben in dieser Saison auf den Faktor Glück herunterbrechen würde. Und doch: Wann immer es in den ersten Saisonwochen eng wurde für den BVB, stand Fortuna Pate. Dem im Angriff so herzerfrischend wirbelnden Tabellenführer erging es in knappen Situationen - zuletzt etwa beim am Ende um ein, zwei Tore zu hoch ausgefallenen 4:0-Sieg über Atletico Madrid in der Champions League - wie einem Tennisspieler, dessen Netzroller nach einem spannungsgeladenen Tänzchen auf der Kante am Ende immer auf der gegnerischen Seite herunterfallen.

BVB lässt gute Chancen liegen

Beim 2:2 gegen Berlin normalisierte sich am Samstag dieser Lauf ein Stück weit. Während der erneut gut aufgelegte BVB beste Chancen wie jene von Achraf Hakimi (58. Minute), Raphael Guerreiro (78.) und Jacob Bruun Larsen (86.) ungenutzt ließ, Marco Reus bei der Vorarbeit des herrlichen, am Ende aber nicht zählenden Absatz-Treffers von Jadon Sancho (18.) wenige Zentimeter im Abseits stand und der nur noch humpelnde Lukasz Piszczek den Pass auf Davie Selke vor dem Strafstoßpfiff (90.) nicht unterbinden konnte, kam Hertha BSC in der Nachspielzeit eines packenden Spiels noch zum Ausgleich - obwohl Dortmund längst 3:1 oder gar 4:1 hätte führen können.

Spielersteckbrief Sancho
Sancho

Sancho Jadon

Trainersteckbrief Favre
Favre

Favre Lucien

Wir hätten es verdient gehabt, dieses Spiel zu gewinnen, aber das ist Sport, das ist Fußball.

Lucien Favre

"Wir hatten diesmal einfach Pech", sagte Doppeltorschütze Sancho später. "Ich bin sehr enttäuscht. Wir hätten den Deckel draufmachen müssen, das ärgert uns." Ganz ähnlich klang Favres Analyse: "Wir hätten es verdient gehabt, dieses Spiel zu gewinnen", sagte der Schweizer, "aber das ist Sport, das ist Fußball."

Immer wieder hatte Favre in den erfolgreichen ersten Saisonwochen erklärt, seine Mannschaft müsse noch viel lernen und sei noch nicht so weit, wie es die Punktzahl vermuten lasse. Gegen Berlin wurde der 60-Jährige in seinen Äußerungen bestätigt. Wenngleich der BVB wahrlich keine schwache Leistung zeigte. Es waren nur Nuancen, die diesmal zum Sieg fehlten. Eben jene Nuancen, die in der jüngeren Vergangenheit stets zugunsten des BVB ausgefallen waren.

Während die Dortmunder etwa vor der Partie im Schnitt jede zweite Chance im Tor unterbringen konnten, erzielten sie am Samstag trotz neun teils sehr guter Tormöglichkeiten nur zwei Treffer, ließen im Gegenzug aber auch sieben Chancen zu. Und die zuletzt so ebenso konsequenten wie effizienten Youngsters verpassten diesmal teils entweder die Tore (Bruun Larsen) oder verursachten durch ihre Fehler (Zagadou) den Strafstoß, der zum späten Ausgleich führte.

Watzke: "Der Klassiker"

"Es war diesmal der Klassiker", sagte Klubboss Hans-Joachim Watzke im Aktuellen Sportstudio (ZDF), "wir sind am Mittwoch in der Champions League 122 Kilometer gelaufen. Die letzte Konzentration fehlte uns gegen Berlin deshalb in den letzten Szenen des Spiels. Als Guerreiro und Bruun Larsen nicht getroffen haben, habe ich auf der Tribüne schon damit gerechnet, dass wir in der Nachspielzeit noch das 2:2 bekommen. Wir waren zu grün am Ende."

Bürki sieht es positiv

Dortmunds Vorsprung auf den FC Bayern schrumpfte durch das Remis von vier auf zwei Zähler. Zwei Wochen vor dem direkten Aufeinandertreffen im Signal Iduna Park ist der Rekordmeister wieder in Schlagdistanz. Wer vermutete, dies könnte zu Sorgenfalten auf den Stirnen der Dortmunder führen, der suchte am Samstagabend aber vergeblich danach. Schlussmann Roman Bürki brachte die Gefühlslage des BVB auf den Punkt: "Kurz nach dem Spiel ist die Stimmung down. Aber wir haben in der Bundesliga noch immer keine Niederlage kassiert und sind auf einem guten Weg. Wir müssen es positiv sehen: Dieser Punkt kann am Ende wichtig sein." Wie die Nuance, die darüber entscheidet, auf welcher Spielseite der Netzroller zu Boden fällt.

Matthias Dersch

Bilder zur Partie Borussia Dortmund - Hertha BSC