Es lief die 10. Spielminute, als plötzlich RB-Profi Timo Werner in den Strafraum eindrang, nach einem Kontakt von Augsburgs Gegenspieler Jeffrey Gouweleeuw zu Boden sank, aufblickte und sah, wie Schiedsrichter Tobias Welz auf den Punkt zeigte und einen Elfmeter für Leipzig aussprach.
So weit, so gut: Allerdings ging jetzt die große Warterei erst richtig los. Denn der Referee bekam ein Signal aufs Ohr, schritt raus in Richtung Monitor, lief kurz weg, dann wieder hin, blieb zunächst bei seiner Entscheidung pro Elfmeter, sprach aber plötzlich mit den beiden Mannschaftskapitänen Daniel Baier sowie Willi Orban, griff sich nochmals ans Ohr und legte sich letzten Endes auf Abseits fest - in der 14. Minute, also vier Minuten nach dem ersten Fingerzeig Richtung Elfmeterpunkt. Wie später herauskam, sollte es dann auch die richtige Entscheidung gewesen sein, nachdem in der Entstehung dieser Szene und nach einem langen Ball der Gäste-Stürmer Jean-Kevin Augustin im Abseits gestanden hatte.
Rangnick verärgert, süffisant und aufrichtig
Allerdings, und das beschäftigte die Beteiligten noch weit nach Schlusspfiff bei diesem 0:0 zwischen FCA und RBL , dauerte das Ganze schon bemerkenswert lange - und stieß eben vielen sauer auf.
Leipzigs Trainer Ralf Rangnick sagte zum Beispiel Folgendes: "Warum er den Elfmeter zurückgenommen hat, wussten wir nach vier beziehungsweise ansatzweise nach drei Minuten. Die ersten Minuten gingen eigentlich darum, um herauszufinden, ob es ein Elfmeter war oder nicht. Er hat dann am Ende gar nochmals auf Elfmeter entschieden, ehe es plötzlich nochmals zu einer Meldung aus Köln kam, dass es wohl um Abseits in der Entstehung der Situation ging und das dann auch richtig war." Der Coach der Sachsen weiter: "Unter dem Strich - und ich bin ein absoluter Befürworter des Videobeweises - hat das alles schon viel zu lange gedauert. Vier Minuten, bei aller Liebe, das ist zu lange. Da kann man auch im Keller in Köln, wo man glaube ich auch zu zweit sitzt, etwas früher als nach drei Minuten draufkommen. Sonst können wir ja immer weitermachen und immer weiter zurückschauen, bis es dann sechs Minuten dauert und die Mannschaften nochmals in die Kabine gehen und ein Warm-Up machen. Freilich, ich übertreibe jetzt, aber insgesamt dauert es zu lang."
Teilte seine klare Meinung zum Videobeweis mit: RB-Coach Ralf Rangnick. imago
Rangnick zeigte sich aber auch einsichtig: "Trotzdem, am Ende war die Entscheidung richtig. Das ist gut so, dafür haben wir den Videobeweis ja auch." Sein Gegenüber Manuel Baum merkte indes Ähnliches an: "Dass man am Ende bei so einer Szene so lange braucht, ist für mich unerklärlich." Darüber hinaus kritisierte er derweil gegenüber "Sky" auch das allgemeine Auftreten des Schiedsrichters: "Er hat heute eine andere Sportart gepfiffen, nicht Fußball. Er hat eine unglückliche Leistung auf den Platz gebracht. Es waren zwei Mannschaften, die aggressiv zu Werke gehen. Aber ich kenne Schiedsrichter in der Bundesliga, die das Spiel anders laufen lassen. Und dann fallen auch Tore."
Welz stellt sich
Bemerkenswert indes, dass sich jener Referee Welz am Ende selbst stellte und den gesamten Ablauf in jener anfangs undurchsichtigen Szene zu Protokoll gab: "Es ging am Ende einfach um die Entscheidung, ob Abseits ja oder nein. Es war aber hierbei schwierig, die richtige Kameraeinstellung zu finden. Die richtige Perspektive war einfach verdammt schwer zu finden. Da haben die Kollegen in Köln mitgeteilt, dass sie einfach Zeit brauchen, am Ende haben sie aber einfach sehr gut gearbeitet und auf Sicherheit vor Schnelligkeit gesetzt. Sie haben akribisch gesucht, deswegen hat es auch so lange gedauert."
Spielbericht
Welz weiter: "Wir alle hier sind aber sehr froh, dass wir so die richtige Entscheidung getroffen haben. Sicherlich hat es für uns alle sehr lange gedauert, aber wichtig ist, dass das Spiel nicht mit einem möglicherweise falsch entschiedenen Abseitstor entschieden wurde. Es war ein intensives Spiel, doch am Ende waren beide Mannschaften mit dem Ergebnis zufrieden. Und da sieht man, dass der Videobeweis am Ende doch mitentscheidend war."