Bundesliga

Der Rundumschlag der Bayern-Bosse: "Das werden wir uns nicht mehr bieten lassen"

Der Rundumschlag der Bayern-Bosse

"Das werden wir uns nicht mehr bieten lassen"

Die PK der Bayern-Bosse im TV - Gelegenheit zu Fotos gab es vor Ort nicht.

Die PK der Bayern-Bosse im TV - Gelegenheit zu Fotos gab es vor Ort nicht. imago

Kurzfristig kündigten sich die Bayern-Bosse Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic am Donnerstagabend für eine Pressekonferenz am Freitagmittag, 12 Uhr, an. Gemeinsam holten sie zum Rundumschlag aus. Ihr Ziel: Medien und Experten. Die Berichterstattung der vergangenen Wochen schmeckte der Chefetage ganz und gar nicht. Gut 32 Minuten lang legte das Trio auf dem Podium los. Kurios und emotional ging es zu bei den kriselnden Bayern. .

Der Saal an der Säbener Straße war gerammelt voll. Zusätzliche Stühle und Hocker mussten geholt werden für die rund 50 anwesenden Journalisten, die gespannt darauf warteten, was der FC Bayern nach vier sieglosen Spielen in Folge und 27,5 Stunden vor dem Auswärtsspiel in Wolfsburg zu verkünden hatte. Um 12.02 Uhr kam Salihamidzic zuerst zur Tür herein, Rummenigge und Hoeneß folgten. Zuletzt gab es diese Konstellation bei der Vorstellung von Trainer Jupp Heynckes vor einem Jahr.

Bosse drohen mit Klagen, schließen Gegendarstellungen nicht aus

Das erste Wort ging an diesem Tag an den Vorstandschef. Rummenigge zitierte - mit ernster Miene und ruhiger Stimme, aber innerlich brodelnd - aus dem Grundgesetz, Artikel 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Der 63-Jährige bezog diesen Auszug des Gesetzes auf die Berichterstattung über Trainer Niko Kovac und die Spieler, die "unverschämt, respektlos und polemisch" gewesen sei. "Das werden wir nicht mehr akzeptieren", schimpfte Rummenigge: "Heute ist ein wichtiger Tag für den FC Bayern, weil wir uns diese herabwürdigende, hämische Berichterstattung nicht mehr bieten lassen werden." Künftig wolle die Führungsetage den Trainer wie die Spieler schützen. Gegen einzelne Medienvertreter wurde bereits eine Unterlassungsklage eingereicht. Selbst Gegendarstellungen schließen die Bosse nicht mehr aus, sollte die Berichterstattung "faktisch falsch" sein.

Nach dieser 14-minütigen Wutrede war die Medienschelte aber bei Weitem noch nicht abgehakt. Auch Präsident Hoeneß, der noch gegen Juan Bernat nachtrat ("Er hat einen Scheißdreck gespielt"), empfand es "an der Zeit, dass sich der wichtigste Klub Deutschlands positioniert". Der Verein werde fortan "als Einheit" auftreten, wie man "das lange nicht erlebt" habe. In dieser gepredigten Geschlossenheit durfte ein Statement dann natürlich nicht fehlen: das von - dem ansonsten wenig gefragten - Sportdirektor Salihamidzic, der zuletzt nach dem 0:3 gegen Gladbach nur kurz im ZDF-Sportstudio gesprochen, eine weitere Stellungnahme aber vermieden hatte.

Salihamidzic wehrt sich

Er sehe seine Arbeit nicht darin, für "öffentliche Schlagzeilen" zu sorgen", meinte Salihamidzic. Trotz allem hätte der 41-Jährige nach der vierten sieglosen Partie in Folge dem Trainer beispielsweise den Rücken stärken können. Er tat es aber nicht. Weil es - obwohl es viel Kritik hagelte - seiner Einschätzung nach keinen Grund gab. "Niko steht bei mir nicht infrage. Wir schätzen seine Arbeit", so Salihamidzic. Dafür müsse man sich nicht in der Öffentlichkeit "ein Küsschen geben".

Das erwartet auch niemand. Eine Einschätzung der sportlichen Lage aber wäre sicherlich hilfreich gewesen. Zumal die Bosse an diesem Freitag selbst sagten, dass ihnen die jüngsten Auftritte "nicht gefallen" haben.

Die Misere nagt an den Verantwortlichen – vermutlich mehr als gedacht

Gegen kritische Berichterstattung sei deshalb nichts einzuwenden, versicherten sie. So wollen die Bayern-Macher "die Schuld für die vergangenen Spiele auch nicht bei den Medien suchen", wie Rummenigge erklärte. Es könne allerdings "nicht sein", dass einzelne verdiente Spieler wie Manuel Neuer, Mats Hummels, Franck Ribery oder Arjen Robben derart kritisiert werden. Da fehle "der Anstand", klagte der Vorstandsvorsitzende. Man merkt, die vergangenen Spiele nagen an den Verantwortlichen. Vermutlich mehr als gedacht. Von den wirklichen Probleme haben sie abgelenkt, klar ist aber auch: Die sportliche Misere muss der FC Bayern selbst ausbügeln, niemand anders.

Lesen Sie auch den Kommentar zum Auftritt der Bayern-Bosse von Jörg Jakob, kicker-Chefredaktion: "Souverän geht anders".

Georg Holzner