Bundesliga

Hannover 96: Hendrik Weydandt lässt Tore sprechen

"Viele Chancen braucht er nicht"

Hannover: Weydandt lässt Tore sprechen

Im Profiteam von 96 angekommen: Hendrik Weydandt.

Im Profiteam von 96 angekommen: Hendrik Weydandt. imago

Reden darf oder will er öffentlich bisher noch nicht. Hendrik Weydandt lässt Taten - oder besser: Tore - sprechen. Sonntag, bei Hannovers überzeugendem 6:0-Kantersieg im Pokal bei Drittligist Karlsruhe klang das dann so: Einwechslung in der 82. Minute, Treffer zum 0:5 in der 85., Treffer zum 0:6 in der 90. Minute. "Er ist wirklich ein Knipser, viele Chancen braucht er nicht", freute sich Verteidiger Kevin Wimmer über den kurzen, aber nachhaltigen Auftritt seines Kollegen. "Das war richtig stark. Er ist hungrig, will immer sein Tor machen. Da sieht man seine Qualität. Er wird uns in dieser Saison sicher helfen können."

Niclas Füllkrug, Ihlas Bebou, Takuma Asano, Bobby Wood - diese Namen waren den Fans in Hannover von Beginn an geläufig. Hendrik Weydandt hatten dagegen wohl eher wenige auf dem Schirm. Kaum einer bei 96 wird auch auf die Idee kommen, den 23-Jährigen nun in den siebten Himmel zu loben. Aber in der Tat sieht es tendenziell so aus, als ob der Nobody womöglich 2018/19 eine größere Rolle ausfüllen darf als "nur" die ihm eigentlich zugedachte im Angriff der Regionalliga-Mannschaft.

Es sind die Momente oder Märchen, die immer mal vorkommen im Fußball.

Manager Horst Heldt über Hendrik Weydandt

Nach guten Trainingsleistungen hatte Trainer André Breitenreiter Weydandt schon mit ins Trainingslager nach Velden am Wörthersee genommen. In den Einheiten und Tests überzeugte dieser mit großem Engagement, hohem körperlichen Einsatz, klugem taktischem Verhalten und eben jenem Torinstinkt, auf den er sich nun auch im ersten Profi-Pflichtspiel in Karlsruhe verlassen konnte. "Ich freue mich extrem für Henne", sagt Kapitän Waldemar Anton nach dem Doppelpack seines Kollegen. "Wir waren vorher zusammen auf dem Zimmer und haben darüber gesprochen, wie es so ist vor dem ersten Spiel."

Spätzünder

Ein Nachwuchsleistungszentrum hat Weydandt nicht durchlaufen, das Trikot einer Junioren-Nationalmannschaft trug er nicht. Vom TSV Groß Munzel an der Peripherie von Hannover aus führte der Weg erst mit 19 Jahren zur benachbarten Germania Egestorf/Langreder, deren Weg in die Regionalliga er 2016 kräftig mit Toren pflasterte. Dennoch weiter unter dem Radar der Bundesligaklubs fliegend, scheint es für den Spätzünder erst jetzt nach oben zu gehen. Denn eine dauerhafte Rückversetzung in die U 23 ist - auch mangels Offensivkräften in Breitenreiters Bundesligateam - erst einmal nicht angedacht. Das sei zwar laut Horst Heldt eigentlich nicht so geplant gewesen, aber, so der Manager: "Es sind die Momente oder Märchen, die immer mal vorkommen im Fußball. Wenn wir ihn jetzt runterschicken würden, wäre das nicht nachvollziehbar. Ich gehe davon aus, dass er dabei bleibt."

Profivertrag? "In aller Ruhe..."

Und wie geht es mittelfristig weiter? "Er hat keinen Profivertrag", bestätigt Heldt. Als Weydandt in diesem Sommer kam, band ihn 96 mit einem Amateurkontrakt bis 2020. Auf die Frage, ob an eine Modifizierung bereits gedacht werde, hält sich Heldt bedeckt: "Wenn wir das machen, dann machen wir es in aller Ruhe. Ohne, dass es jemand mitkriegt..."

Michael Richter