Das 108. Nord-Derby in der Bundesliga bot wenig Anschauliches - am Ende allerdings mit dem SV Werder Bremen einen strahlenden Sieger, der spät dank eines umstrittenen Treffers das wichtige 1:0 verbuchte und den unterlegenen Hamburger SV ins Tal der Enttäuschung stürzte.
Eines vorneweg: Ishak Belfodil stand beim Eigentor von Rick van Drongelen in der 86. Minute nicht im Abseits, obwohl sich der Eindruck zunächst aufgetan hatte. Knapp war's aber allemal, weswegen auch der Videoschiedsrichter in Köln bemüht worden war. Doch dazu später mehr.
"Hör auf! Das ist doch Abseits!"
Zunächst einmal redete sich HSV-Vorstandsboss Heribert Bruchhagen vor dem Sky-Mikrofon in Rage - und deutete damit an, wie dünn das Nervenkostüm der akut abstiegsbedrohten Hamburger spätestens mit dieser Derby-Niederlage geworden ist: "Was sind das für Leute, die da in Köln sitzen?! Ich brauche für diese Situation nur einen Blick und sehe: Das ist Abseits. Jeder, der Fußball gespielt hat, weiß doch, dass das Abseits ist. Hör auf! Das ist doch Abseits!"
Wenige Augenblicke später zeigte sich Bruchhagen schon wieder etwas einsichtiger und sagte: "Das wäre aber auch fatal, wenn ich jetzt ausschließlich wegen dieser knappen Entscheidung abheben würde."
Bruchhagen gesteht: "Es war ein Rückschlag"
Vielmehr sprach der 69-Jährige über die mehr als beschauliche Leistung der Spieler auf dem Feld. Denn die Rothosen taten vor allem im zweiten Durchgang offensiv wenig bis nichts - und kassierten eben spät durch Erzrivale Werder die Quittung in Form einer Niederlage, der dritten in Folge: "Wir haben einfach spielerisch zu große Schwächen. Wir müssen eingestehen, dass wir insgesamt zu wenig zustande bringen, um hier in Bremen zu gewinnen. Immer nur ein Abwehrbollwerk aufzubauen, kann es nicht sein." Abschreiben will er den Bundesliga-Dino aber freilich noch nicht: "Es war ein Rückschlag. Es war sehr, sehr hart. Die tabellarische Chance ist uns allen bewusst. Doch wir haben noch eine Restchance und müssen gegen Mainz mit der Aufholjagd beginnen."
Bedient: Nach dem 0:1 in Bremen gab es im Lager des Hamburger SV lange Gesichter. imago
Auch Stürmer André Hahn hat den Klassenerhalt längst noch nicht abgeschrieben - obwohl er weiß, dass gerade das Restprogramm (u.a. gegen Mainz, in München, gegen Schalke) nicht leicht ist: "Wir sind der HSV. Wir haben es bislang immer geschafft. Die Niederlage ist scheiße, tut total weh. Doch wir werden alles versuchen." Den Gegentreffer sah Hahn im Übrigen als extrem bitter an.
Schiedsrichter Zwayer lobt seinen Assistenten
Zum Tor des Tages meldete sich schließlich auch Referee Felix Zwayer zu Wort - und gab offen Einblick: "Wenn all die Gelehrten drüber streiten, ist es in erster Linie keine Situation, die eindeutig ist. Letztendlich sieht man aber, dass der eingreifende Spieler auf der Linie steht und eben nicht aus sträflicher Abseitsposition kommt."
Spielbericht
Vielmehr wollte der Schiedsrichter noch anmerken, "dass es herausragend von meinem Assistenten war, das Spiel zunächst mal weiterlaufen zu lassen. Anschließend hat der Assistent, weil es sich um eine knappe Position hielt, um eine Überprüfung gebeten. Das hat der Videoschiedsrichter getan und sofort bestätigt, dass es sich um ein korrekt erzieltes Tor handelt." Das muss letztlich auch Bruchhagen einsehen...
"Das muss man in Köln sehen"
Abseits nein, aber eventuell ein Foul? Rick van Drongelen wird bei seinem Eigentor von Ishak Belfodil attackiert. imago
Allerdings, und das sprach HSV-Coach Bernd Hollerbach an, könnte es sich beim Treffer um ein Foul von Ishak Belfodil an Eigentorschütze van Drongelen gehalten haben. Schließlich ging der Stürmer den ins eigene Gehäuse klärenden Hamburger hart an. Hollerbachs Kommentar dazu: "Am Ende ist leider eine Fehlentscheidung passiert. Für mich war es ein klares Foul an Rick van Drongelen, er wird am Standbein getroffen. Das muss man in Köln sehen."