Bundesliga

Der Videobeweis, die Fehler und der Vorsatz

Es soll deutlich weniger Interventionen geben

Der Videobeweis, die Fehler und der Vorsatz

"Gravierende Fehlentscheidung": Caglar Söyüncü sah nach dieser Szene die Rote Karte.

"Gravierende Fehlentscheidung": Caglar Söyüncü sah nach dieser Szene die Rote Karte. imago

In der Winterpause trafen sich die Schiedsrichter auf Mallorca zu einem Trainingslager. Dabei wurde vor allem die Anwendung des VA einer erneuten Feinjustierung unterzogen. Am Dienstag folgte in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena eine Schulung, um auch die Journalisten auf den neusten Stand zu bringen. Dabei nahmen sich Eugen Strigel, lange Lehrwart beim DFB und heute Mitglied in der "Kommission Elite", und Bundesliga-Schiedsrichter Marco Fritz gut drei Stunden Zeit, um den Medienvertretern zu erklären, was falsch lief und vor allem wie es künftig weitergehen soll.

Zunächst zog Strigel einen Vergleich zu Italien. Dabei stellte er fest, dass der VA in der Serie A sehr viel positiver gewertet wird als in Deutschland, wo die kritische Berichterstattung überwiegen würde . Dabei seien die Zahlen vergleichbar - auch in Italien seien rund dreiviertel der Eingriffe mit einer richtigen Entscheidung ausgegangen. In Deutschland änderte der Schiedsrichter 48-mal seine Entscheidung nach Eingreifen des VA, 37-mal wurde dabei eine Fehlentscheidung verhindert - das entspricht gut 77 Prozent. Das heißt aber auch, dass es der Videobeweis in acht Fällen nicht geschafft hat, die richtige Entscheidung herbeizuführen beziehungsweise ist durch ihn in drei Fällen sogar die falsche Entscheidung getroffen worden (siehe unten).

Strigel verspricht: "Wir werden weniger Interventionen haben"

Mehr Zurückhaltung: Köln soll sich nur bei klaren Fehlentscheidungen einschalten.

Mehr Zurückhaltung: Köln soll sich nur bei klaren Fehlentscheidungen einschalten. imago

Für die Rückrunde gibt es für alle VA die klare Ansage, nur bei klaren und offensichtlichen Fehlern einzugreifen. Dabei gilt es u.a. auch zu beachten, wie viele Zeitlupen benötigt werden, um zu einer Entscheidung zu kommen. So ist es tendenziell kein klarer Fehler, wenn erst viele Slomos zur Klärung einer Szene zum Einsatz kommen müssen. Deshalb unterstrich Strigel: "Wir werden weniger Interventionen haben." Es dürfe über Entscheidungen des VA nicht mehr groß diskutiert werden.

Diskutiert wurde beispielsweise viel über den Platzverweis für Freiburgs Söyüncü am 10. Spieltag im Spiel beim VfB Stuttgart, als er im Zweikampf mit Ginczek den Ball mit der Hand spielte. Der VA korrigierte fälschlicherweise und Freiburgs Verteidiger sah die Rote Karte wegen angeblicher Verhinderung einer Torchance. "Eine gravierende Fehlentscheidung", wie Strigel im Rückblick sagt. Solche Szenen soll es in der Rückrunde nicht mehr geben. Ist sich der VA unsicher, hält er sich raus.

VA gibt keine Vorschläge

Zudem wurde erneut unterstrichen, dass die Spielleitung beim Schiedsrichter bleiben muss. Um weniger Zeitverlust zu haben, soll es keine unnötige Kommunikation zwischen Köln und dem Stadion geben. Zudem wurden die VA angewiesen, Situationen lediglich zu schildern und keine Vorschläge wie etwa "Rote Karte" an den Schiedsrichter durchzugeben.

Bei unklaren Abseitssituationen sind die Linienrichter dazu angehalten, lieber abzuwarten, bis der Ball im Tor ist. Denn falls die Entscheidung des Assistenten falsch ist, ist anschließend keine Korrektur mehr möglich – läuft das Spiel aber zunächst weiter, kann das Tor zurückgenommen werden.

Die wichtige Rolle der Operatoren

Deutlich wurde bei der Schulung in Stuttgarts Presseraum aber auch, wie abhängig die VA von der Technik sind. Jeder Videoassistent wird in Köln von zwei Operatoren, denen alle Kamerabilder aus dem Stadion zur Verfügung stehen, unterstützt. Die Mitarbeiter werden von Hawk-Eye gestellt, sie sind für die Aufbereitung der Bilder zuständig und stellen diese dem Videoassistenten zur Verfügung. Stellen sie ungeeignete Zeitlupen – etwa mit schlechter Kameraperspektive - zur Verfügung, wird die Entscheidung für den VA schwierig. Deshalb ist eine gute aber auch schnelle Zusammenarbeit mit den Operatoren vor allem auch aus technischer Hinsicht unerlässlich.

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