Bundesliga

Eintracht Frankfurt: Mijat Gacinovic und das Denk-Gefängnis

Frankfurts Mittelfeldspieler fehlt die Lockerheit

Gacinovic und das Denk-Gefängnis

Zu viele Gedanken? Mijat Gacinovic lässt noch die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss vermissen.

Zu viele Gedanken? Mijat Gacinovic lässt noch die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss vermissen. imago

"Er befindet sich in einem Denk-Gefängnis", sagte Christoph Daum 2011 wenige Wochen vor dem Abstieg über Frankfurts glücklosen Torjäger Theofanis Gekas. Obwohl diese Aussage im ersten Moment schwer nach Küchenpsychologie klingt, so hat sie doch einen wahren Kern und umschreibt auch ganz gut die Situation, in der sich Gacinovic schon länger befindet. Dass Fußball auch Kopfsache ist, wird schließlich niemand ernsthaft bestreiten.

Der serbische Nationalspieler ist mit großem Talent gesegnet, technisch stark, wendig und schnell, kurzum: Er bringt alles mit, um ein guter Bundesligaspieler zu werden. Auch an Ehrgeiz mangelt es dem 22-Jährigen nicht. Im Gegenteil. Sein Trainer Niko Kovac betonte schon unzählige Male, dass er den fleißigen Gacinovic im Training eher bremsen müsse.

Wo liegt also das Problem? Das verrät ein Blick auf die Zahlen. Seit seinem Wechsel zur Eintracht im August 2015 kam Gacinovic in 47 Bundesligaspielen zum Einsatz, in seiner Bilanz stehen jedoch nur zwei Tore und zwei Assists. Hinzu kommen sieben Partien im DFB-Pokal (ein Tor, ein Assist) und die beiden Relegationsspiele gegen Nürnberg 2016, in denen er mit einem Tor und einem Assist entscheidenden Anteil am Klassenerhalt hatte.

Kovavs Rat an Denker Gazinovic

Unterm Strich ist diese Ausbeute unbefriedigend für den gelernten Zehner, der zurzeit meist als Achter agiert. Das weiß auch Gacinovic, der selbst sein größter Kritiker ist. "Ich will unbedingt das Tor machen oder einen Assist geben und dann kommt immer ein Fehler. Das ist schon lange so und wird nie besser", hadert der Mittelfeldspieler. Er vermutet: "Vielleicht ist das Problem, dass ich zu viel nachdenke. Ich habe mit dem Trainer darüber gesprochen, nicht nur einmal, er sagt auch, dass ich ruhiger werden muss und nicht so selbstkritisch sein soll."

Von außen gewinnt man zuweilen tatsächlich den Eindruck, dass Gacinovic auf dem Feld zu viel überlegt, statt intuitiv zu handeln. Wann spiele ich ab? Wann gehe ich ins Eins-gegen-Eins? Wann schieße ich selbst? Zu oft findet er nicht die richtige Lösung. Das ist kein Drama, schließlich ist Gacinovic noch immer ein junger Mann. Um ein wirklich großer Spieler zu werden, muss er aber besser früher als später den Schritt hin zu mehr Torgefährlichkeit und Effizienz als Vorbereiter und Vollstrecker machen. Oder, um es in Daums Worten zu sagen, einen Weg aus dem Denk-Gefängnis herausfinden.

Julian Franzke

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