Bundesliga

Nach Fandialog: Ultras fordern Aufhebung zahlreicher Stadionverbote

Erste Reaktion der Fans

Fandialog: Ultras fordern Aufhebung zahlreicher Stadionverbote

Stadionverbote sind ein heikles Thema, das viele Ultras bewegt - auch diese Aalen-Fans 2014 in Aue.

Stadionverbote sind ein heikles Thema, das viele Ultras bewegt - auch diese Aalen-Fans 2014 in Aue. picture alliance

"Intensiv, kontrovers, hart in der Sache" - so hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel das Treffen am vergangenen Donnerstag bezeichnet , an dem auch DFL-Präsident Dr. Reinhard Rauball und Ultra-Vertreter aus den obersten vier Ligen teilnahmen. Letztere bezeichnen den dreieinhalbstündigen Austausch in einem Antwortschreiben an DFB, DFL und Ligenvertretung nun ebenfalls als "sehr konstruktiv". Vor allem bei zwei Themen kam der DFB ihnen schon entgegen, nach ihrem Geschmack aber zum Teil nicht weit genug.

Thema Stadionverbote: Der DFB erklärte sich in diesem Punkt zu einer "Präzisierung" (Grindel) bereit, will "gerechtere Strafen" und "Sanktionen, die auch auf eine Akzeptanz stoßen". Dabei geht es vor allem darum, auf Stadionverbote zu verzichten, wenn eine Straftat weit entfernt vom Stadion verübt wurde. Grindel: "Das kann ich schon verstehen, dass man sagt, wenn ein HSV-Fan auf dem Weg zum Auswärtsspiel in München am Hamburger Hauptbahnhof irgendwas macht: Wieso kriegt er deswegen möglicherweise ein Stadionverbot?"

Die "logische und notwendige" Forderung bietet neues Konfliktpotential

Dieses Entgegenkommen "begrüßen" die Ultras laut ihrem Schreiben, das das Portal "Faszination Fankurve" veröffentlichte. "Der 'Fußballzusammenhang' ist ein konstruierter Begriff, der einem Freifahrtschein gleichkommt", heißt es dort. "Zudem werden Stadionverbote immer noch bereits bei einer Einleitung eines Ermittlungsverfahrens und damit vor dem Feststehen einer Tatbeteiligung ausgesprochen. Dies zumindest bei Vorkommnissen auf den Anfahrtswegen nun nicht mehr zu tun, ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, den wir als unverzichtbare Grundlage sehen, um das Gesamtkonstrukt Stadionverbote zukünftig weiterführend kritisch diskutieren zu können."

Neues Konfliktpotential bietet allerdings die anschließende, als "logisch und notwendig" bezeichnete Forderung, jetzt "bereits massenhaft erteilte Stadionverbote für potentielle Vergehen außerhalb der Stadionsphäre mit sofortiger Wirkung aufzuheben". Ob auch da "mit uns geredet werden kann", wie es Grindel allgemein zur Stadionverbotsrichtlinie formulierte?

Fanutensilien sind ein unverzichtbarer Teil der Fankultur und kein Sicherheitsrisiko.

Aus dem Schreiben der Ultras

Thema Fanutensilien: Hier gelten in den Bundesligavereinen teilweise unterschiedliche Vorschriften. Die resultierenden Konflikte, "weil zum Beispiel Megafone und Trommeln in einem Stadion erlaubt und in einem anderen verboten sind", hält auch Grindel für "überflüssig". Seine Ankündigung einer einheitlichen Richtlinie, "die überall gilt", begrüßen die Ultras "ausdrücklich".

"Fanutensilien sind ein unverzichtbarer Teil der Fankultur und kein Sicherheitsrisiko", schreiben sie. "Vielmehr sorgen die Verbote und Einschränkungen von Fanutensilien für unübersichtliche Einlasssituationen und Konfliktpotential. Dass damit nun endlich Schluss ist, ist ein guter, wenn auch überfälliger Schritt in die richtige Richtung."

Es gebe trotz der "Teilerfolge" noch "massiven Diskussionsbedarf"

Andere Themen seien jedoch aus Sicht der Ultras vorige Woche "kaum oder nur unzureichend besprochen worden". Sie nennen die Themen Fanrechte, Anstoßzeiten, 50+1 sowie Sportgerichtsbarkeit und kündigen diesbezüglich bis Anfang Dezember ein gemeinsames Positionspapier an, "mit der Erwartung, dass dieses u.a. beim nächsten DFB-Bundestag am 8. Dezember diskutiert wird". Grundsätzlich sehen sie trotz der "Teilerfolge" noch "massiven Diskussionsbedarf". Auch Grindel hatte ein weiteres Treffen in Aussicht gestellt. Dort werde man sich Themen widmen, "die schwieriger sind".

jpe

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