Bundesliga

Blum: "Realistisch denken, alles andere ist Quatsch!"

Frankfurt: In welches System passt der Flügelstürmer?

Blum: "Realistisch denken, alles andere ist Quatsch!"

Will sich mit der Eintracht realistische Ziele setzen: Frankfurts Offensivspieler Danny Blum.

Will sich mit der Eintracht realistische Ziele setzen: Frankfurts Offensivspieler Danny Blum. imago

Aus Frankfurts Trainingslager in Gais berichtet Julian Franzke

Auf insgesamt 18 Pflichtspieleinsätze kam Blum 2016/17, seiner ersten Saison in Frankfurt. Angesichts der Verletzungen liest sich das gar nicht so schlecht. Doch es gibt einen kleinen Haken: 14-mal kam Blum nur von der Bank, lediglich zweimal spielte er über 90 Minuten. Gleichwohl resümiert der 26-Jährige: "Ich habe im ersten Jahr viel dazugelernt und körperlich zugelegt, sodass ich absolut zufrieden bin, auch wenn die Verletzungen dazwischenkamen. Aber das gehört dazu, ich habe versucht, mich immer zurückzukämpfen, den Anschluss zu finden und mich für das Team einzubringen."

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Als sehr schneller Spieler, der sich offensiv im Eins-gegen-Eins durchsetzen kann und über einen starken linken Fuß verfügt, bringt Blum genügend Qualitäten mit, um das Spiel der Eintracht zu bereichern. Im Pokalviertelfinale gegen Bielefeld gelang ihm der 1:0-Siegtreffer, am letzten Spieltag gegen Leipzig kam mit seiner Einwechslung neuer Schwung, mit einem Gewaltschuss sorgte er für den späten 2:2-Ausgleich. Vor seinen Verletzungen machte er am 5. Spieltag gegen Hertha BSC (3:3) eine auffällige Partie, bereitete das 1:1 vor.

Manchmal ist es nicht so schlecht, wenn man erst gegen Ende reinkommt.

Danny Blum

Einen Stammplatz zu ergattern, wird für Blum indes auch in der neuen Saison schwer, zumal Sportvorstand Fredi Bobic noch nach einem offensiven Flügelspieler Ausschau hält. Am liebsten würde der Linksfüßer natürlich immer von Beginn an spielen, er erklärt allerdings auch: "Manchmal ist es nicht so schlecht, wenn man erst gegen Ende reinkommt. Der Vorteil ist, dass dann viele Spieler schon ordentlich Körner gelassen haben und ich für frischen Wind sorgen kann."

Wie die Chancen auf einen Platz in der ersten Elf stehen, hängt indes auch vom System ab. In einer 4-2-3-1-Formation ist der Fall klar, da kann Blum über den linken oder rechten Flügel losstürmen, wobei er lieber über die rechte Seite kommt, da er mit seinem starken linken Fuß dann nach innen ziehen und gefährlich aufs Tor feuern kann. Komplizierter sieht es aus, wenn Trainer Niko Kovac in der Abwehr auf eine Dreier-/Fünferkette baut.

Im Test gegen Sassuolo sah das so aus, dass im zentralen Mittelfeld ein Sechser und davor zwei Achter aufliefen, vorne spielte eine Doppelspitze. Die Flügelangriffe trugen die in Ballbesitz weit aufgerückten Außenverteidiger vor. "Es ist schwer zu sagen, ob ich dann mit einem anderen zusammen die offensive Acht spiele und ein Sechser dahinten agiert oder ob ich wie gegen San José links hinten spiele", sagt Blum, als er auf diese Formation angesprochen wird. Als Linksverteidiger wird Jetro Willems, der einen starken Eindruck macht, jedoch vorerst gesetzt sein. Und auf der Acht wird Kovac realistisch betrachtet eher Spieler wie Mijat Gacinovic, Jonathan de Guzman, Marco Fabian, Aymen Barkok oder Max Besuschkow vertrauen.

Blums Chance: Kovacs Ausrichtung mit nur einem Stürmer

Besser stehen Blums Chancen, wenn sich der Trainer nur für eine echte Spitze entscheidet, die von zwei hängenden Außenstürmern unterstützt wird. In dieser Ausrichtung spielt vor der Abwehr eine klassische Doppelsechs mit einem defensiven und einem offensiven Part. So agierte Frankfurt beispielsweise im Pokalfinale - Haris Seferovic lief als einzige echte Spitze auf und wurde von Marco Fabian (halbrechts) und Ante Rebic (halblinks) flankiert. Da diese Spieler immer wieder nach innen ziehen, bleibt für die Außenverteidiger genug Raum, um auf den Flügeln vorzustoßen.

Eine solche Rolle könnte auch Blum einnehmen. Gut möglich ist, dass Kovac am Sonntag im Test gegen Benevento Calcio (18 Uhr in Gais) auf genau eine solche Formation setzt. Zum Zug kommen sollen jene Spieler, die gegen Sassuolo nicht von Beginn an spielten. Läuft eine Abwehr-Dreierkette auf, könnte sie aus Marco Russ, Noel Knothe und Slobodan Medojevic bestehen - letzterer in der Rolle, die sonst Makoto Hasebe ausfüllt. Danny da Costa (rechts) und Jetro Willems (links) dürften als Außenverteidiger auflaufen, zentral vor der Abwehr könnten Marc Stendera (defensiv) und Aymen Barkok (etwas offensiver) agieren. Die Sturmspitze Luka Jovic könnte von den etwas zurückgezogenen Daichi Kamada und eben Blum unterstützt werden. Das ist freilich nur eine Spekulation, ebenso denkbar ist, dass Kovac mit Viererkette spielen lässt, dann würde Blum klassisch über einen der Flügel kommen.

Leise Töne bei den Saisonzielen

Beim Ausblick auf die Saison schlägt Blum eher leise Töne an. Statt großspuriger Worte gibt er eine nüchterne Einschätzung ab: "Weit vorauszudenken, bringt nichts - so setzt du dich nur unnötig unter Druck. Oben werden die großen Mannschaften dieses Jahr wieder mitspielen. Wenn man sieht, was die eingekauft haben, braucht man sich nicht groß Gedanken darüber zu machen, das obere Tabellendrittel anzugreifen. Wichtig ist erst mal, dass wir einen guten Start haben und realistisch denken. Alles andere ist völliger Quatsch!"

Von der neuformierten Mannschaft ist er dennoch voll überzeugt. "Wir haben viele sehr gute Spieler bekommen und sogar Qualität dazugewonnen. Im Kopf sind die Neuzugänge sehr weit, sie wussten von Anfang an, wie es der Trainer haben will. Ich glaube, dass wir etwas weiter sind als letztes Jahr", erklärt Blum.