Bundesliga

Camacho - der zarte Zerstörer

Wolfsburgs neuer Balleroberer spielt "aggressiv, aber ohne Gewalt"

Camacho - der zarte Zerstörer

Ignacio Camacho hatte bei der Presserunde im Trainingslager der Wölfe in Bad Ragaz gut lachen.

Ignacio Camacho hatte bei der Presserunde im Trainingslager der Wölfe in Bad Ragaz gut lachen. imago

Aus Wolfsburgs Trainingslager in Bad Ragaz berichtet Thomas Hiete

15 Verwarnungen in 35 Partien, das ist mal eine Ansage. Ignacio Camacho muss lachen, als das Thema aufkommt. "Ich bin ein aggressiver Spieler", räumt der Mittelfeldkämpfer ein, "aber ich spiele ohne Gewalt." Als es in Malaga in der vergangenen Spielzeit zunächst nicht gut lief, habe er Zeichen setzen, sich mit seinem Team zurückkämpfen müssen. Am Ende sprang Platz elf in der Primera Division heraus.

Beim VfL Wolfsburg sind die Macher tierisch froh, einen Nachfolger von Luiz Gustavo, der zu Olympique Marseille gewechselt ist, gefunden zu haben. Und Camacho ist dankbar, dass sich die Niedersachsen in Person von Sportdirektor Olaf Rebbe und Trainer Andries Jonker so intensiv um seine Dienste bemüht haben. "Sie haben mir von Anfang an gesagt, dass sich mich hundertprozentig wollen. Sie haben nie aufgegeben, obwohl es schwer war." Der FC Malaga verlor schließlich seinen Leader, seinen Kapitän, sein Gesicht.

Das soll der 27-Jährige nun auch beim VfL werden. Ein Führungsspieler, als der er sich selbst auch sieht. "Ich musste in Malaga den jungen Spielern helfen, ein Vorbild für sie sein." Nun kam die Anfrage aus Deutschland, und der Zehn-Millionen-Euro-Mann, der aus der Jugend von Real Saragossa stammt, bei Atletico Madrid und schließlich in Malaga spielte, entschied sich für den Schritt ins Ausland. Bei Landsmann Borja Mayoral, in der vergangenen Saison beim VfL unter Vertrag, erkundigte er sich ("Er hat viel Positives berichtet"), auch der Mainzer Bojan Krkic gab Tipps. Also unterschrieb Camacho bis 2021.

Lernbegierig: Camacho will schnell Deutsch lernen

Und muss, wenn es nach VfL-Ikone Marcel Schäfer geht, zehn Jahre bleiben. Das schrieb der Ex-Wolf, der nach zehn Jahren in Wolfsburg im März in die USA gewechselt ist, bei Facebook mit Verweis auf die Rückennummer 4, die Camacho von Schäfer übernimmt. "Das", sagt der Spanier lachend, "war das Erste, was mir Olaf Rebbe gesagt hat. Ich fühle mich sehr geehrt und bin dankbar, dass ich diese Nummer bekommen habe." Ob daraus zehn Jahre in Wolfsburg entstehen? "Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich hier lange spielen werde."

Nun gilt es für den Neuzugang, seine Mannschaft kennenzulernen und sich Taktik und eine neue Sprache anzueignen. "Ich will schnell Deutsch lernen", berichtet Camacho, der freilich auch genügend Gelegenheiten findet, Spanisch zu sprechen. "Mario Gomez, Vieirinha und Josuha Guilavogui können mich verstehen." Auch mit Trainer Jonker, der einst als Co-Trainer beim FC Barcelona gearbeitet hat, kann er sich verständigen. Und dann ist da ja noch Francisco Javier Garcia Sanz, VW-Vorstand und Chef des VfL-Aufsichtsrats. Der traf am Dienstag im Wolfsburger Teamhotel in Bad Ragaz ein und nahm seinen Landsmann freudig in Empfang.

jer