Kupkas Rechnung ist die folgende: 2015/16 setzte der Ligaverband DFL 3,24 Milliarden Euro um, mindestens 1,2 davon stammen aus den Bereichen TV-Vermarktung und Einnahmen durch Spielbetrieb. Drei Prozent davon stehen dem DFB gemäß Grundlagenvertrag (GLV) für die Verpachtung dieser Rechte an die DFL zu, also 36 Millionen Euro. Im Gegensatz muss der DFB den Profis zwischen 15 und 30 Prozent aus den Vermarktungserlösen der Nationalelf abtreten.
Allerdings existiert eine bis vor kurzem geheim gehaltene Zusatzvereinbarung, die die beiden Geldflüsse wechselseitig deckelt, so dass lediglich pro Jahr sechs Millionen Euro an die Amateure fließen. "Dem gemeinnützigen Bereich sind immense Einnahmen verloren gegangen wegen dieser Verrechnungstricks, bis 2016 waren es rund 100 Millionen Euro. Und ab dieser Saison sind es rund 50 Millionen pro Jahr", klagt Kupka.
Eingeführt wurde die Vereinbarung in anderer Form als heute unter der Präsidentschaft Theo Zwanzigers, der zuletzt die damals rechtlich und wirtschaftlich unsichere Entwicklung des Sport-Pay-TV-Bereichs im Jahr 2008 als Ursprung dafür angab und seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach kritisierte. Denn der DFB habe bei den GLV-Verlängerungen 2013 und 2016 nicht berücksichtigt, dass die Branche nun floriert und die TV-Gelder zuletzt permanent gestiegen sind. Mit dem neuen TV-Vertrag fließen ab der bevorstehenden Saison 1,16 Milliarden Euro pro Jahr allein aus der nationalen Vermarktung an die 36 Profiklubs.
Im November 2016 votierten die Delegierten beim DFB-Bundestag in Erfurt für eine Verlängerung des GLV bis 2023 - ohne Kenntnis über diese Zusatzvereinbarung. "Man hat alles auf den Kopf gestellt. Unter anderem deshalb ist die Verlängerung nichtig. Man hat mit den Delegierten nie darüber besprochen, was die Verlängerung bedeutet", kritisiert Kupka.
Denn der neue TV-Vertrag der Liga endet 2021, der GLV aber läuft bis 2023. Brächte also ein neuer Fernsehkontrakt wieder mehr Geld, erhielten die Amateure dennoch auf Basis des Beschlusses aus dem Jahr 2016 keine höhere Summe. "Das ist ein ganz übler Trick", schäumt Kupka und fordert: "Alle Finanzdinge müssen offengelegt werden, aus dem Finanzbericht in dieser Form können Sie gar nichts lesen."
„Alle Finanzdinge müssen offengelegt werden, aus dem Finanzbericht in dieser Form können Sie gar nichts lesen.“Engelbert Kupka
Ihm gehe es nicht darum, für Dritt- und Viertligisten und deren Spieler Einnahmen zu generieren. "Keiner will für Gehälter von Fußballern Geld vom DFB haben", sagt Kupka, der die Gebührenkataloge der Landesverbände ins Visier Korn nimmt: "Die Fußballvereine refinanzieren die Landesverbände, auch über Strafzahlungen. Und damit sind die kleinen Vereine überfordert." Mit mehr Geld aus dem Grundlagenvertrag, so die Argumentation des Bündnisses, könnten die Klubs hier entlastet werden.
Kupkas Schlusswort klingt wie eine Drohung. "Egal ob FIFA, UEFA, DFB oder IOC", so sprach er, "in all diesen Institutionen hat es erst Bewegung gegeben, als ein Staatsanwalt eingeschritten ist. Das sollte zu denken geben. Diese Institutionen sind nicht in der Lage, sich zu reformieren."
Benni Hofmann