Bundesliga

Darmstadts Benjamin Gorka: "Dodo und ich mussten Tränen verdrücken"

Darmstadts Aufstiegsheld wurde gebührend verabschiedet

Gorka: "Dodo und ich mussten Tränen verdrücken"

Wurde von den Fans verabschiedet: Darmstadts Benjamin Gorka (m.).

Wurde von den Fans verabschiedet: Darmstadts Benjamin Gorka (m.). imago

kicker: Herr Gorka, Jerome Gondorf sprach davon, dass er Gänsehaut hatte, als Sie und Dominik Stroh-Engel vor dem Spiel gegen die Hertha verabschiedet wurden, wie ist es Ihnen persönlich ergangen?

Gorka: Die Tage davor war ich relativ gefasst, ich konnte mich ja darauf einstellen. Als der Moment kam, war es sehr emotional. Ich hatte mich weniger gut im Griff als gedacht und musste genauso wie "Dodo" (Dominik Stroh-Engel, die Red.) die ein oder andere Träne verdrücken. Es war ein sehr, sehr schöner Tag.

Spielersteckbrief Gorka
Gorka

Gorka Benjamin

Spielersteckbrief Stroh-Engel
Stroh-Engel

Stroh-Engel Dominik

kicker: Was ist es für ein Gefühl, als Sie in der 84. Minute eingewechselt wurden?

Gorka: Ab dem Moment als unserer Zeugwart Utz Pfeiffer die Nummer hochhielt und signalisierte, dass ich jetzt an der Reihe bin, war ich im Tunnel. Ich habe gar nicht mitbekommen, was außen herum passierte. Aber zum Glück habe ich das Spiel aufgenommen und werde nochmal reinschauen...

kicker: Wie haben Sie die Minuten nach dem Abpfiff erlebt?

Gorka: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es war schön, dass ich noch zum Einsatz gekommen und von den Fans so gefeiert worden bin, auf der anderen Seite war es der Moment, wo meine Karriere am Böllenfalltor zu Ende ging.

kicker: Hat Sie überrascht, dass die Fans trotz des Abstiegs so einen Trubel veranstalten?

Irgendwann geht es halt mal zu Ende, so ist es im Fußball, damit muss man sich abfinden.

Benjamin Gorka

Gorka: Nein. Ich hatte mitbekommen, wie sie vor einem Jahr "Toni" Sailer und Milan Ivana verabschiedeten. Es war schön, wie sie vor dem Hertha-Spiel hinter dem Tor die Choreo mit den Aufstiegshelden aufgezogen haben. Unsere Fans sind einfach erstligareif.

kicker: Kommt ein bisschen Wehmut auf, wenn Sie am Dienstag in Ihre letzte Trainingswoche beim SV 98 starten?

Gorka: Auf jeden Fall. Es ist traurig, dass es die letzte Woche ist, in der ich nach Darmstadt ins Training fahren darf. Aber irgendwann geht es halt mal zu Ende, so ist es im Fußball, damit muss man sich abfinden.

kicker: Wie schwierig war es, sich in den vielen Monaten ohne Einsätze zu motivieren?

Gorka: Extrem schwierig, man kann es kaum glauben. Andere Spieler wären vermutlich im Winter geflüchtet. Aber ich habe es immer so betrachtet: Die Aufstiege waren auch mein Baby und ich stehe in der Verantwortung, um mich immer weiter einzubringen. Ich bin froh, dass "Dodo" an meiner Seite ist, wir haben uns gegenseitig Kraft gegeben.

kicker: Sie sind der dienstälteste Spieler, seit fünf Jahren im Verein, Torsten Frings würde Sie gerne im Umfeld der Mannschaft einbinden, warum haben Sie abgelehnt?

Nach so einer schweren Zeit als Reservist möchte ich es mir selbst nochmal beweisen, dass ich es als Spieler noch kann.

Benjamin Gorka

Gorka: Ich habe nicht abgelehnt. Er hat mich im Vier-Augen-Gespräch gefragt, ob ich mir vorstellen kann, eine Stelle nah an der Mannschaft zu übernehmen. Es gibt aber im Moment keinen freien Posten. Außerdem bin ich noch fit und gesund. Innerhalb von wenigen Wochen über das Karriereende zu entscheiden, wäre auch hart gewesen. Nach so einer schweren Zeit als Reservist möchte ich es mir selbst nochmal beweisen, dass ich es als Spieler noch kann. Vielleicht wird in Darmstadt ja zu einem späteren Zeitpunkt etwas daraus, bleiben würde ich gerne.

kicker: Neulich tauchten Gerüchte auf, der 1. FC Saarbrücken hege Interesse?

Es gibt noch keinen Kontakt zu irgendeinem Verein. Bis zum letzten Spieltag bringe ich mich voll in Darmstadt ein, danach werde ich mich sammeln und über meine Zukunft nachdenken. "Dodo" hat zu mir gesagt, wir könnten ja weiter zusammenspielen - aber der Fußball ist ja leider kein Wunschkonzert.

Interview: Michael Ebert