Bundesliga

Hrgota ist das Sinnbild der Frankfurter Sturmflaute

Nur Darmstadt blieb häufiger ohne eigenes Tor

Hrgota ist das Sinnbild der Frankfurter Sturmflaute

Permanent am Lamentieren: Eintracht Frankfurts Stürmer Branimir Hrgota.

Permanent am Lamentieren: Eintracht Frankfurts Stürmer Branimir Hrgota. imago

Die Partie gegen Wolfsburg (0:2) war der vorläufige Tiefpunkt der so ernüchternden Rückrunde. In 16 Ligaspielen 2017 sammelte Frankfurt kümmerliche zwölf Punkte - damit ist die Eintracht die schlechteste Mannschaft des Jahres. Selbst größte Pessimisten hätten zur Winterpause wohl kaum mit einem solchen Einbruch gerechnet. Gegen Wolfsburg ließ die Mannschaft sogar Grundtugenden des Fußballs wie Lauf- und Einsatzbereitschaft vermissen. Nur 111 Kilometer spulten die Hessen ab, drei Kilometer weniger als die Gäste; Freiburg lief gegen Schalke gar elf Kilometer mehr. Ebenso bezeichnend für den beschämenden Auftritt ist die miserable Zweikampfquote (41 Prozent).

Mit Blick auf die verbleibenden Partien in Mainz, gegen Leipzig und im Pokalendspiel gegen Dortmund verheißt dieser Auftritt nichts Gutes. Um gegen die Borussia überhaupt eine reelle Chance zu haben, muss Frankfurt die Spiele in der Liga dazu nutzen, Selbstvertrauen zu tanken. Es ist kaum vorstellbar, dass die Mannschaft am 27. Mai in Berlin mithalten kann, wenn es in den nächsten beiden Spielen so weitergeht wie gegen Wolfsburg. Schon beim Derby in Mainz muss die Eintracht deshalb eine Reaktion in Form eines komplett anderen Gesichts zeigen - andernfalls wird es den nächsten Dämpfer geben.

Die Eintracht blieb schon 15-mal ohne eigenen Treffer

Doch woher soll der Aufschwung urplötzlich kommen? In den vergangenen neun Auswärtsspielen schoss Frankfurt nur zwei Tore: Beim 1:0 auf Schalke am 18. Spieltag traf der derzeit verletzte Alex Meier, beim 1:3 in Dortmund am 29. Spieltag erzielte Marco Fabian ein Tor. Lediglich Darmstadt (17-mal) blieb in dieser Saison noch häufiger ohne eigenen Treffer als die Eintracht (15-mal).

Oczipka: "Wir haben unsere Chancen kläglich vergeben"

Anhand des Verletzungspechs lässt sich die Sturmflaute nicht erklären. So fällt in der Offensive mit Meier lediglich ein Spieler aus, und der war vor seiner Verletzung kurioserweise nicht mal gesetzt. Es mangelt im Angriff grundsätzlich an Qualität, vor allem Branimir Hrgota dient als Sinnbild der Krise. Der 24-Jährige versiebte in der Rückrunde derart viele Hochkaräter, dass er einem fast schon leidtun kann. Hinzu kommt eine verheerende Körpersprache, gegen Wolfsburg nutzte Hrgota nahezu jeden Körperkontakt, um zu Boden zu gehen und zu lamentieren - der gute Schiedsrichter Manuel Gräfe fiel darauf nicht herein. Das Problem: Haris Seferovic, dessen Wechsel zu Benfica längst feststeht, macht es auch nicht besser, und Ante Rebic sieht Kovac nicht als Mittelstürmer. Doch auch die Spieler aus den anderen Mannschaftsteilen entwickeln zu wenig Gefahr. Verteidiger Bastian Oczipka moniert: "Wir haben unsere Chancen gegen Wolfsburg wie in der gesamten Rückrunde kläglich vergeben."

Mit Ruhm bekleckert hat sich die Eintracht im Pokal wahrlich nicht

Gegentore nach haarsträubenden Abwehrfehlern, die auch auf den verletzungsbedingten Substanzverlust zurückzuführen sind, machen die Krise perfekt. Der Einzug ins Pokalfinale darf über den dramatischen Abwärtstrend nicht hinwegtäuschen. Denn unterm Strich sind es in erster Linie Lukas Hradeckys Glanztaten, dank derer die Eintracht nach Berlin fährt. In Hannover (kicker-Note 1,5), gegen Bielefeld (Note 1,5) und in Gladbach (Note 1) musste der Keeper seine ganze Klasse aufbieten, um die Mannschaft eine Runde weiter zu retten. Schon in der ersten Pokalrunde in Magdeburg wäre Frankfurt mit einem durchschnittlichen Torhüter höchstwahrscheinlich ausgeschieden. Ergo: Mit Ruhm bekleckert hat sich die Eintracht im Pokal wahrlich nicht.

Gacinovic: "Die ganze Mannschaft war müde"

Zu denken geben sollte außerdem der körperliche Zustand des Teams. "Die ganze Mannschaft war müde", sagte Mijat Gacinovic nach dem Wolfsburgspiel. Da stellt sich schon die Frage: Wie kann das nach einer normalen Trainingswoche sein? Als Oczipka auf das Thema Müdigkeit angesprochen wurde, stellte er klar: "Es hatte den Anschein. Ich muss aber auch sagen: Wir sind eine Bundesligamannschaft, hatten eine lange Vorbereitung im Sommer, eine Wintervorbereitung, haben nur 34 Bundesliga- und ein paar Pokalspiele. Da muss man am Ende der Saison die Kraft haben. Andere Mannschaften, die noch international spielen, haben es viel schwieriger. Da sagt auch keiner, wir sind überspielt und müde. Die kriegen es auch hin."

Julian Franzke