Bundesliga

BVB-Trainer Thomas Tuchel vor Topspiel gegen Bayern: Effizienz "vielleicht nicht unser Charakter"

Warum der BVB-Trainer die Chancenverwertung nicht ansprach

Tuchels Rückzieher: Effizienz "nicht unser Charakter"

Szenen eines 3:0-Siegs: Pierre-Emerick Aubameyang und Thomas Tuchel beim Spiel gegen den HSV.

Szenen eines 3:0-Siegs: Pierre-Emerick Aubameyang und Thomas Tuchel beim Spiel gegen den HSV. imago (2)

Wenn man sich über einen 3:0-Sieg nicht wirklich freuen kann, will das schon etwas heißen: Thomas Tuchel jedenfalls haderte am Dienstagabend so sehr mit der abermals mangelhaften Chancenverwertung seiner Dortmunder gegen den HSV, dass er direkt im Anschluss eine kritische Aufarbeitung ankündigte: "Das steckt mir echt in den Kleidern."

Umso überraschender, dass Tuchel vor dem Topspiel beim FC Bayern am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de), wo man ja seine Chancen traditionell besser kaltschnäuzig nutzt, genau darauf verzichtet hat: Jene kritische Aufarbeitung hat nur innerhalb des Trainerstabs stattgefunden - nicht gegenüber der Mannschaft, die bei der Chancenverwertung nur Bundesligazehnter ist (29,6 Prozent).

"Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu streng werden und dass wir das ins Verhältnis setzen zu dem, was wir da leisten und von wem wir das verlangen", erklärt Tuchel seinen Rückzieher. "Wer da alles fehlt, wer da mit wenig Spielminuten im Moment auf dem Platz steht und wer das dann kompensieren soll."

Der BVB-Trainer hat Sorge, dass er mit einer strengen Aufarbeitung seiner Offensive mehr nehmen würde als die Chancenverschwendung - also sogar Schaden anrichten könnte. "Wir werden das auf jeden Fall noch ansprechen und anmahnen, da auch die absolute Mentalität zu entwickeln. Nur vielleicht ist das einfach auch nicht Bestandteil unseres Charakters. Wir haben sehr viele neugierige, sehr viele kreative Spieler, die sich ausprobieren und deren Teil des Charakters auch genau das ist - deren Stärke das ist!" Das kreative Ausprobieren wohlgemerkt, nicht das "Verballern" (Michael Zorc).

Es kommt denen auch darauf an, dass es gut ausschaut und dass es ästhetisch ist.

Thomas Tuchel über seine Offensivspieler

Man könne nicht erwarten, dass Pierre-Emerick Aubameyang, Ousmane Dembelé & Co. plötzlich "Abschlussmaschinen" und "ergebnisorientierte Spieler" werden, findet Tuchel. "Die sind alle eher prozessorientiert, das heißt, es kommt denen auch darauf an, dass es gut ausschaut und dass es ästhetisch ist. Das ist Teil ihres Charakters und alleine durch eine Sitzung oder durch das Anmahnen des Trainers werden sie den nicht verändern."

Deswegen will er seine Spieler in diesen entscheidenden, strapaziösen Wochen lieber in dem bestätigen, "was sie gut machen", ihnen positives Feedback geben, "damit sie sich weiter trauen, so zu spielen, damit wir weiter mutig sind". Will heißen: Seine Freigeister sollen sich erst einmal auf ihre Stärken konzentrieren - sie sind ja die Grundlage dafür, dass man in Dortmund überhaupt mit der Chancenverwertung hadern kann.

jpe/ski