Die beste Parade im Trikot von Werder? "Weiß ich nicht", antwortet Felix Wiedwald am Sonntag. In Superlativen zu reden, dies ist nicht sein Ding. Auch jetzt nicht, da er sich in den letzten drei Spielen als Matchwinner hat feiern lassen dürfen. Immerhin beschreibt er die spektakuläre Rettungstat in der Anfangsphase, als er einen scharfen Kopfball des Darmstädter Kapitäns Aytac Sulu im Stile eines Klassemanns entschärft hat, so: "Der Ball kam aus kurzer Distanz, dabei war ich reaktionsschnell. Es ist schön, mich so gezeigt zu haben."
Wiedwald kann zufrieden sein. Mit seinen Leistungen unlängst und speziell mit dieser Glanztat, die seinen Kritikern ein wenig den Stoff nimmt, aus dem sie ihre ständigen Tiraden formten. Etwa in dieser Art: Ein Torwart, der keine Unhaltbaren hält. Im Spiel gegen das Schlusslicht hat der 26-Jährige, auch ansonsten ohne Fehl und Tadel, immer wachsam, das Gegenteil bewiesen.
Gut, dass ich darauf nicht mehr antworten muss.
Felix Wiedwald auf die Frage nach der Nummer eins im Werder-Tor
Vorwurf eindrucksvoll entkräftet von dem Mann, der nach seiner mehrfachen Degradierung im Laufe dieser Serie, als ihm zweimal Jaroslav Drobny vor die Nase gesetzt worden ist, nun obenauf ist. Es stellt sich momentan nicht mehr die Frage, wer denn die Nummer eins im Tor ist. Wiedwald nimmt diese Entwicklung mit Erleichterung auf: "Gut, dass ich darauf nicht mehr antworten muss."
Die Frau als größter Kritiker
Im Gespräch am Tag nach dem lebenswichtigen 2:0 gegen Darmstadt verrät der Keeper, dass seine Frau Kim sein größter Kritiker sei. Für manchen kommt dies überraschend, denn einige hatten durchaus Anlass zu vermuten, seine energischsten Widersacher säßen in den eigenen Reihen. Nun werde er auf keinen Fall abheben, meint der im Bremer Umland zur Welt gekommene Profi: "Meine Frau wird auch dafür sorgen, dass ich nicht zu euphorisch bin."
Wiedwald warnt
Für das Werder-Team gelte diese Richtschnur übrigens auch, selbst nach den drei Erfolgserlebnissen in Folge. Bei solchen Leistungen wie gegen die Hessen, warnt Wiedwald seine Kollegen und lenkt den Blick erneut auf den Abstiegskampf, würden sie in den nächsten Wochen nicht mehr viele Punkte holen.
Neuer Vertrag - nicht nur per Option
Spiele, in denen sich die Zukunft des 2015 aus Frankfurt zurückgekehrten Schlussmanns entscheidet. Die Klausel in seinem Vertrag ist allseits bekannt, wie Manager Frank Baumann sagt: Bei 20 Einsätzen in Pflichtspielen verlängert sich sein Vertrag automatisch. Geht alles planmäßig zu, wäre dies bei dem auf 15 Spiele kommenden Werderaner am 28. Spieltag in Frankfurt am 7. April der Fall. Doch Wiedwald will mehr als die vertraglich festgeschriebene Fortsetzung des Arbeitspapiers um ein Jahr. Er will wissen, woran er ist und wie Werder auf der Torwartposition plant - ob mit ihm als ernsthaften Kandidaten oder nur als Ersatzreserve. Was vor Wochen noch unrealistisch schien, ist nun Tatsache. Wiedwald, gestärkt aus der Zeit auf der Bank hervorgegangen, kann Forderungen stellen. Er sagt: "Es ist alles offen."