Bundesliga

Bezahlkarten: Werden Fans abgezockt? - Bayern nimmt Stellung

Bei der Rückerstattung gibt es viele Probleme

Bezahlkarten: Werden Fans abgezockt? - Bayern nimmt Stellung

Haben Vorteile, aber auch Nachteile: Bargeldlose Bezahlverfahren in Stadien, hier die Chipkarten von Schalke (li.) und dem FC Bayern.

Haben Vorteile, aber auch Nachteile: Bargeldlose Bezahlverfahren in Stadien, hier die Chipkarten von Schalke (li.) und dem FC Bayern. imago

Es könnte so einfach sein: Getränke und Essen im Stadion bargeldlos bezahlen hat viele Vorteile. Es ist nachgewiesen schneller und auch hygienischer. Allerdings hat es auch Nachteile. Besonders die Rückerstattung der Restguthaben - den sogenannten "Schlummergroschen" - wird den Fans unnötig schwer gemacht. Die Nutznießer sollen in einigen Fällen die Vereine selbst gewesen sein.

Das ARD-Rechercheteam hat gemeinsam mit den Verbraucherzentralen etliche Bezahlsystem unter die Lupe genommen und ist dabei auf einige Missstände gestoßen. So verlangen beim FC Bayern und beim FC Augsburg die Betreiber der Bezahlsystems für die Rücküberweisung von Restguthaben jeweils Gebühren. Eine Praxis, gegen die die Verbraucherzentrale Bayern nun rechtlich vorgehen will. Ebenfalls beanstandet werden laut der ARD eine zu kurze Gültigkeit der Bezahlkarten bzw. eine dadurch zu knapp bemessene Frist, innerhalb derer Restguthaben zurückerstattet werden.

Auch auf Schalke fallen Gebühren an, zudem kann die Überweisung des Restguthabens bis zu eineinhalb Jahre dauern. Zu lange für die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die diese Praxis nicht für rechtens hält. "Beim Einsenden der Karten entsteht ein hoher Aufwand, welcher mit der Gebühr von drei Euro belegt wird. Die lange Frist besteht aus buchhalterischen Gründen, die Beträge werden schnellstmöglich ausgezahlt", antwortete Schalke auf eine ARD-Anfrage. Allerdings kündigte der neue Sportdirektor Christian Heidel an, die AGB prüfen zu wollen. "In der Tat hat die Verbraucherzentrale Recht mit der Anmerkung, dass in den AGB steht, dass der Verein bei Rücknahme von Guthaben der Knappenkarte eine Gebühr erheben kann", räumte Heidel ein. Die Betonung liege jedoch auf 'kann'. Diese Gebühr in Höhe von drei Euro sei seit Einführung der Knappenkarte 2001 nie erhoben worden, Guthaben seien noch nie verfallen. "Warum das in den AGB steht, kann ich nicht beurteilen", sagte Heidel.

Kritikpunkte in Frankfurt, Dortmund und Berlin

Kritikpunkte gab es zudem auch in Frankfurt, Dortmund sowie bei Hertha BSC. Wobei diese bei den letzten beiden Vereinen nicht so ins Gewicht fallen, da in beiden Stadien auch mit Bargeld bezahlt werden kann - zumindest im Bereich der Gästefans. Insgesamt bemängelten die Tester generell die hohen Hürden für die Fans, um an ihr Restguthaben zu kommen. Dies können zu wenige geöffnete Schalter, zu wenig Personal, zu lange Wartezeiten oder zu lange Wege sein. "Da wird nicht ausreichend alles getan", wird Tatjana Holm von der Landeszentrale Bayern in einer ARD-Pressemitteilung zitiert. "Was zur Folge hat, dass man sich fragt, was mit den Geldern passiert, die nicht zurückabgewickelt werden? Wie viel Geld ist das? Und was macht der Verein damit?"

DFL fordert keine Zahlen ein - Bayern: "Keine grundsätzlichen Probleme"

Daten darüber gibt es nur wenige, denn die DFL verlangt entsprechende Angaben nicht von den Vereinen. Der FC Bayern München soll im Jahr 2010 durch seine dafür zuständige GmbH Erträge in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro durch verfallene Bezahlkartenguthaben ausgewiesen haben. Ansonsten wurden bisher keine Zahlen mehr veröffentlicht. "Jede werthaltige Karte wurde und wird ohne zeitliche Begrenzung rückerstattet", gab die Betreiber-Firma der Bayern bekannt, auch der Verein selbst wies die Kritikpunkte zurück. "Unser bargeldloses Bezahlsystem wird von den Fans des FC Bayern und den Besuchern aus dem In- wie Ausland seit mehr als zehn Jahren verstanden und sehr gut angenommen", heißt es in einer offiziellen Verlautbarung. "Anders als nun von einem Teil der Medien dargestellt, gibt es bei der Rückgabe der Kartenguthaben keine grundsätzlichen Probleme." Unabhängig von "irgendwelchen Fristen oder deren Ablauf" werde "der FC Bayern auch in Zukunft auf der Bezahlkarte verbliebene Restguthaben anstandslos zurückzahlen".

Der FCA teilte mit, dass die Rückerstattung der Restbeträge kulant und "nicht streng nach dem Wortlaut der AGBs" erfolgt.

Dennoch fragen sich auch die Fans, was mit ihren eingezahlten Geldern passiert. Etliche Fan-Organisationen üben bereits seit längerer Zeit Kritik an den bargeldlosen Systemen. "Das ist ja nichts anderes als ein zinsloses Darlehen, das ich dem Verein gebe", sagte zum Beispiel Rainer Vollmer von der Fan-Organisation "Unsere Kurve". Die Frage sei, "wie viel dann letztendlich an Geld den Vereinen zur Verfügung gestellt wird, und womit die dann sofort arbeiten können", sagt Vollmer. Eine Antwort darauf steht noch aus. Allerdings haben einige Vereine auf die Fan-Kritik bereits reagiert. So wurde teilweise Bargeld wieder zum Bezahlen zugelassen oder auf offene Systeme wie zum Beispiel die Geldkarte umgestellt.

jer/aho