Das Schreiben von Walther Hadding, emeritierter Zivilrechtsprofessor an der Uni Mainz, und Lars Leuschner, Professor an der Uni Osnabrück, ist gewissermaßen eine Replik auf ein Gutachten, das die Mainzer im Zuge ihrer laufenden Umstrukturierung eingeholt hatten. Dieses sah keine Notwendigkeit zur Ausgliederung. Leuschner und Hadding dagegen schlussfolgern: "Eine sofortige Ausgliederung der Lizenzspieler-Abteilung ist rechtlich geboten." Leuschner argumentiert mit seinem abgewiesenen Antrag auf Löschung des FC Bayern aus dem Vereinsregister: "Das zielte gerade darauf, die Zulässigkeit der Ausgliederungslösung festzustellen. Und eben diese Feststellung hat das Amtsgericht München getroffen. Mir schien das geboten, nachdem sich das AG München in Sachen ADAC kurz zuvor entgegengesetzt positioniert hatte und dadurch die Fortexistenz weiter Teile der Vereinslandschaft und nicht zuletzt auch der 50+1-Regelung infrage gestellt hat." Aus Sicht der Professoren müsste Mainz 05 auf Basis der Münchner Entscheidung nun ausgliedern, weil der Klub mit einem Jahresumsatz von 104,8 Mio. Euro eben längst nicht mehr dem Satzungszweck der Nicht-Wirtschaftlichkeit entspräche.
"Das ist eine Rechtsauffassung", sagte Harald Strutz dazu gegenüber dem kicker. "Aber es gibt auch andere Rechtsauffassungen." In der Tat ist es gelebte Praxis, dass Amtsgerichte Bundesligaklubs wie Mainz 05 oder Schalke 04 trotz Umsätzen in der Größenordnung mittelständischer Unternehmen ihren Status als e.V. lassen. Das untermauert auch Dr. Jörg Alvermann, der das Gutachten gegen eine Ausgliederung mitverfasst hatte, in der FAZ: "Es kann vereinsrechtliche Entwicklungen geben, die zu einer Ausgliederung zwingen. Aber das ist noch nicht Praxis der Vereinsregister."
1. FSV Mainz 05 - Vereinsdaten
Gründungsdatum
16.03.1905
Vereinsfarben
Rot-Weiß
Bundesliga - 7. Spieltag
Bundesliga - Tabelle
Außerordentliche Mitgliederversammlung am 13. November
Das Vereinsregister aber muss sich in Bälde mit Mainz 05 beschäftigen. Denn die Rheinhessen befinden sich im Umstrukturierungsprozess und daher soll am 13. November auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung beschlossen werden. Mit dieser muss sich dann das zuständige Amtsgericht Mainz befassen. Leuschner und Hadding gehen davon aus, dass das Amtsgericht diese Strukturreform wegen Rechtsformverfehlung ablehnen wird.
Strutz sieht das anders, erklärt aber auch: "Wir werden die Entscheidung abwarten, um uns dann möglicherweise einer Diskussion zu stellen." Im September hatte der Vorstand den Mitgliedern ein Gutachten präsentiert, das sich gegen die sofortige Ausgliederung des Lizenzbereichs aussprach. Daraufhin hatten die Mitglieder auch deutlich gegen eine solche votiert. "Ich finde, dass die Mitglieder dort nicht ausreichend informiert wurden, um sachgerecht über die Umstrukturierung entscheiden zu können", sagt Leuschner und ergänzt: "Selbst wenn man den zuständigen Rechtspfleger dazu bringt, alle Augen zuzudrücken: Der Vorstand schuldet nicht nur dem Registergericht, sondern vor allem den Mitgliedern satzungskonformes Verhalten." Strutz hält dagegen: "Das Votum der Mitglieder war eindeutig: Wir wollen ein Verein bleiben."
Dementsprechend soll das Thema auch bei der nächsten Versammlung vorerst nicht auf die Agenda kommen. "Dazu besteht keine Veranlassung. Wir werden diese Satzungsänderung beim Vereinsregister und natürlich auch dem Finanzamt einreichen. Der Inhalt unseres Vorschlags wird geprägt sein von der Schaffung von Transparenz und eines Aufsichtsorgans sowie klaren Führungsstrukturen. Es gibt keine Änderung unseres Weges."
