Bundesliga

Labbadia zeigt Haltung

Bemerkenswerter Auftritt des HSV-Trainers vor seinem End-Spiel

Labbadia zeigt Haltung

Bemerkenswerte Pressekonferenz: HSV-Coach Bruno Labbadia.

Bemerkenswerte Pressekonferenz: HSV-Coach Bruno Labbadia. picture-alliance

Um kurz nach 13 Uhr begrüßte der 50-Jährige die zahlreichen Journalisten und Kamerateams mit einem launigen Einstieg. "So viele von euch waren ja lange nicht da, und ihr wollt wahrscheinlich nicht nur wissen, ob Filip Kostic rechtzeitig fit wird." Nach einer Teil-Einheit mit der Mannschaft hofft der Coach zwar noch auf den an den Adduktoren verletzten Serben, macht aber auch kein Hehl daraus, dass diese Personalie nur ein Randaspekt ist.

Es geht um ihn nach dem fatalen Fehlstart und dem fehlenden Bekenntnis von Dietmar Beiersdorfer. Labbadia will seinen Profis genau dieses Gefühl jedoch nehmen. Den Flankenschutz von René Adler und Co. hat er vernommen, sagt aber: "Es ist natürlich schön, dass die Spieler sich positiv äußern, doch ich wünsche mir, dass sie mit diesem Thema gar nicht behelligt werden. Sie sollen frei sein und fokussiert in das Spiel gehen, denn genau das brauchen wir." Dass genau diese Tugend insbesondere am Dienstag in Freiburg gefehlt hat, räumt er ganz offen ein. "Wir waren nicht frei. Aber genau dieses Gefühl möchte ich der Mannschaft mit auf den Weg geben."

Trainersteckbrief Labbadia
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Wie es um seine eigenen Gefühle steht, deutet Labbadia zumindest an. "Das Gefühlsleben von einem selbst rauszulassen gehört zu diesem Geschäft dazu." Er klagt nicht über die Schnelllebigkeit, die ihn vom Hamburger des Jahres 2015 zum Sündenbock für die Bosse abrutschen ließ und er macht sich auch nichts vor im Vorfeld der Partie gegen die Übermacht FC Bayern.

Ob er den Samstag wirklich als Chance empfinde, wurde Labbadia gefragt - seine nüchterne Antwort: "Darum geht es nicht. Es geht darum, dass wir ein Spiel vor der Brust haben, alles andere darf mich nicht belasten. Ich wünsche mir für Samstag einfach, dass die ganze Situation an der Mannschaft abprallt." Und, dass sie sich deutlich steigert. "Wir müssen es besser machen", weiß der frühere Torjäger und nimmt seine Spieler in die Pflicht: "Dass wir den Abnutzungskampf in Freiburg Mitte der zweiten Halbzeit verlieren, das trifft mich. Das habe ich den Spielern auch gesagt."

Labbadia fühlt sich allein gelassen

Samstag droht kein Abnutzungskampf, sondern ein aussichtsloses Unterfangen. Während Labbadia Größe zeigt in einer äußerst schwierigen Phase, ist Dietmar Beiersdorfer längst mit der Zukunftsplanung beschäftigt. Trotz des Dementis von Julian Nagelsmann ("Diese Spekulationen sind absurd. Ich kann nur mit dem Kopf schütteln und werde mich dazu auch nicht weiter äußern") ist der Hoffenheimer Coach ein Wunschkandidat in Hamburg , außerdem traf sich der Klubboss Donnerstag mit Klaus-Michael Kühne zum Chef-Gipfel.

Labbadia nahm auch das äußerlich gelassen hin. "So weit ich weiß, geht es dabei um Geld." Und am Ende wohl doch auch um ihn. "Als ich im April 2015 hier ankam, war klar, dass ich es in der Phase als Trainer nur allein richten kann. Das ist jetzt nicht anders." Mehr als nur ein dezenter Hinweis darauf, dass er sich durchaus allein gelassen fühlt in diesen Tagen.

Sebastian Wolff