Bundesliga

Brych: In Frankreich warten viele Neuerungen

40-Jähriger feiert Premiere und ist einziger deutscher Referee

Brych: In Frankreich warten viele Neuerungen

Er ist der einzige deutsche Schiedsrichter bei der EM in Frankreich: Dr. Felix Brych.

Er ist der einzige deutsche Schiedsrichter bei der EM in Frankreich: Dr. Felix Brych. imago

"Es gibt 95 neue Regeln. Viele davon werden aber mit Sicherheit überhaupt nicht zum Tragen kommen", berichtete Brych am Mittwoch in Frankfurt am Main. Die wichtigsten Veränderungen beziehen sich laut Brych auf die Dreifachbestrafung bei einer Notbremse im Strafraum, bei der nicht mehr zwingend Rot die Folge ist, sowie die Behandlung von verletzten Spielern auf dem Rasen. Demnach muss ein verletzter Akteur trotz einer kurzen Behandlung auf dem Rasen vor dem Weiterspielen nicht mehr das Spielfeld verlassen, wenn seiner Blessur ein mit Gelb oder Rot geahndetes Foul seines Gegenspielers vorausging.

Borsch, Lupp, Fritz und Dankert komplettieren das Team

Mit den Details der gesamten Regeländerungen, die nach Beschluss des International Board aus dem März am 1. Juni in Kraft treten, wird sich Brych zunächst in Eigenregie und später durch Schulungen der UEFA auseinandersetzen. Das gleiche wird der Rest seines fünfköpfigen Teams tun. Nach Frankreich begleiten Brych wie auch schon bei der WM 2014 seine langjährigen Assistenten Mark Borsch (Mönchengladbach) und Stefan Lupp (Zossen) sowie nun erstmals auch die beiden Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter Marco Fritz (Korb, leitete jüngst das DFB-Pokalfinale) und Bastian Dankert (Rostock). Beide fungieren offiziell als "additional assistant Referee", in Deutschland besser bekannt als Torrichter. Auch weil bei der EM erstmals die Torlinientechnologie (Hawk Eye) zum Einsatz kommen wird, haben die zusätzlichen Assistenten erweiterte Kompetenzen.

Schiedsrichtersteckbrief
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Collina zur Funktion der Torrichter

"Anspruch der Torrichter ist es, den Schiedsrichter bei der Kontrolle der Strafräume zu unterstützen, also dort, wo die wichtigsten Ereignisse auf dem Spielfeld stattfinden. In den europäischen Spielen der vergangenen Jahre waren sie schon häufig entscheidend an der Bewertung von Situationen beteiligt", erläutert UEFA-Schiedsrichter-Chef Pierluigi Collina. Brych freut sich über die fachkundige Unterstützung von zwei Bundesliga-Kollegen: "Sie sind eine große Hilfe. Vor allem, weil sie die Perspektive des Schiedsrichters auf dem Feld kennen und daher wissen, wann eine Einschätzung zu einer Situation hilfreich ist und wann nicht."

Weitere Hilfestellung gibt es für die Unparteiischen vor den Partien von ausgewählten Fußballlehrern. "Sie sollen uns taktisch schulen, erläutern uns Laufwege und Eigenheiten von einzelnen Spielern. Das kann hilfreich sein beim Antizipieren von verschiedenen Spielsituationen", erläutert Brych, der diese Analysen schon bei der WM 2014 nutzen konnte. In Brasilien leitete er vor zwei Jahren die Spiele Uruguay gegen Costa Rica und Belgien gegen Russland und feiert nun seine EM-Premiere. Bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine hatte noch Wolfgang Stark die deutschen Farben vertreten.

Lob von Fandel

"Ich freue mich am meisten auf den Fußball und möchte natürlich viele Spiele bekommen, weil das auch von den eigenen Leistungen abhängt und diese möglichst sauber pfeifen", sagt Brych. Die Fähigkeiten dazu besitzt er. Nicht nur nach Meinung von DFB-Schiedsrichterboss Herbert Fandel: "Felix ist längst ein international hoch anerkannter Unparteiischer. Insbesondere seine Fähigkeiten, auch schwierige Konflikte und Situationen während eines Spiels auszubalancieren, ohne dabei sofort mit drastischen persönlichen Strafen vorzugehen, kennzeichnen seine Spielleitungen."

Ob Brych lange dabeibleibt, hängt freilich auch vom Abschneiden des Teams von Bundestrainer Joachim Löw ab. "Ein Final-Wunsch wäre Utopie. Dafür spielen zu viele Faktoren eine Rolle", meint der amtierende Schiedsrichter des Jahres. Sollte für Brych durch Erfolge der DFB-Elf schon früher Schluss sein, wird er wohl kaum böse sein. Schon Mitte Juli beginnen die Vorbereitungen der Bundesliga-Referees auf die kommende Saison.

Runder Tisch vor kommender Bundesligasaison angekündigt

Davor soll es nach Vorstellungen des DFB einen runden Tisch geben "mit allen Akteuren, die regelmäßig den Spielbetrieb abbilden", erklärte der für das Schiedsrichterwesen zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Aus Sportdirektoren, Trainern, Spielern und Schiedsrichtern solle sich eine etwa 16-köpfige Gruppe bilden, die sich austauscht und Regeln festlegt, "wie man gemeinsam die nächste Saison bewältigen will". In der vergangenen Saison seien "der eine oder andere Fehler zu viel passiert", so Zimmermann. Brych begrüßt diese Initiative: "Wir Aktive haben auch gemerkt, dass irgendetwas nicht so richtig läuft und die Vereine - wie wir - unzufrieden waren. Wir haben uns deshalb Gedanken gemacht, wie man die Situation verbessern kann."

Carsten Schröter

37 und 12 - Schiedsrichter mit ganz schwacher Saison