Bundesliga

Von fliegenden Tennisbällen und teuren Topzuschlägen

Ticketpreis-Kampagne "Kein Zwanni"

Von fliegenden Tennisbällen und teuren Topzuschlägen

Mussten den Rasen von Tennisbällen befreien: Mats Hummels und Ilkay Gündogan (im Hintergrund).

Mussten den Rasen von Tennisbällen befreien: Mats Hummels und Ilkay Gündogan (im Hintergrund). Getty Images

Die Tennisbälle flogen tief, an diesem Dienstagabend in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena. 20 Minuten blieben viele Fans von Borussia Dortmund dem Auswärtsblock fern, als sie ihn dann betraten hagelte es Dutzende der gelben Filzbälle in Richtung des Rasens. Das Spiel musste unterbrochen werden, Ilkay Gündogan und Mats Hummels räumten das Feld wieder frei, die Fernseh-Kameras fingen die Plakate in der Kurve ein. "Fußball muss bezahlbar sein", hieß es da - die Kernforderung der Initiative "Kein Zwanni". Vorausgegangen waren dem Spiel heftige Diskussionen über die vom VfB für das Pokal-Viertelfinale aufgerufenen Preise, 25 Prozent der zur Verfügung gestellten Karten kosteten 70 Euro oder mehr.

Es war der bislang letzte Teil einer jahrelangen Protestaktion gegen überzogene Eintrittspreise für Bundes- und Zweitligaspiele, gestartet war die Initiative 2010 anlässlich des Revierderbys zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04. "Seitdem hat sich eine Menge getan", sagt "Kein Zwanni"-Mitinitiator Marc Quambusch: "Die Stehplatzpreise sind inzwischen teilweise eingefroren oder Einheitspreise, zum Beispiel in Berlin und Wolfsburg. Da ist bei den Vereinen inzwischen eine Sensibilität zu spüren." Auch wenn die Vorgabe, Stehplatzkarten für weniger als 20 Euro anzubieten, gerne mal bis zum Anschlag ausgereizt wird.

Erfolge vor allem auf den Stehplätzen

Problematisch ist die Preisstruktur dagegen immer noch für Sitzplatzkarten. "Da schlagen die Vereine mehr zu und versuchen, deutlich höhere Einnahmen zu generieren. Das spiegelt so ein bisschen, dass die aktiven Fans eher auf den Stehplätzen sind und es auf den Sitzplätzen viele Gelegenheitsbesucher gibt, die sich an den Boykottaktionen nicht so richtig beteiligt haben", glaubt Quambusch: "Deswegen sind die Erfolge vor allem auf den Stehplätzen zu sehen."

"Kein Zwanni" fordert "günstige Möglichkeiten"

Grundsätzlich geht es den Fans hinter "Kein Zwanni" auch nicht darum, Topzuschläge generell abzuschaffen oder Dumpingpreise zu fordern. "Wir verstehen, dass die Vereine sagen: 'Wenn ihr keine Dauerkarte habt und nur zu den Topspielen kommt, dann solltet ihr ein bisschen mehr zahlen'", sagt Quambusch. Wichtig sei nur, dass es "günstige Möglichkeiten gibt, als neuer, junger oder sozialschwacher Fan in die Stadien zu kommen" - primär bei Dauerkarten und Auswärtsspielen mit Topzuschlag: "Da müssen Fans teilweise mehr zahlen, weil sie dem falschen Verein angehören."

Wir wollen ja alle, dass Fußball noch eine Zukunft hat.

Marc Quambusch

Die Reaktionen der Klubs auf die vielfältigen Proteste der vergangenen Jahre sind zumindest positiv was die Gesprächsangebote angeht. "Kein Verein möchte nach außen hin als einer da stehen, der Fans abzieht und ausbeutet", glaubt Quambusch. Es sei ja auch nicht im Interesse der Vereine, so viele unbesetzte Plätze zu haben wie bei Stuttgart gegen Dortmund: "Wir wollen ja alle, dass Fußball noch eine Zukunft hat. Da sind wir sicher, alle in einem Boot zu sitzen - vielleicht wissen die Vereine das nur manchmal nicht."

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum Thema! Auf kicker.de, den kicker-Accounts in sozialen Netzwerken oder per Mail an fanreport@kicker.de - diskutieren Sie mit!

Patrick Kleinmann