Bundesliga

Dahoud und Darida: Lauf-Treff am Sonntag

Die zwei laufstärksten Spieler der Liga treffen aufeinander

Dahoud und Darida: Lauf-Treff am Sonntag

Läuft, und läuft und läuft: Vladimir Darida.

Läuft, und läuft und läuft: Vladimir Darida. Getty Images

Dahoud legt in 90 Minuten durchschnittlich 12,78 Kilometer zurück und wird ligaweit nur von Darida getoppt. Der Tscheche, zuletzt für seine Landesauswahl 86 Minuten gegen Schottland (0:1) und am Dienstag 59 Minuten in Schweden (1:1) am Ball, läuft im Schnitt 13,10 Kilometer in 90 Minuten. "Ich konnte das schon als Kind, viel und lange laufen", sagt der Mann, der vor dieser so erfolgreichen Saison für eine Sockel-Ablöse von 3,8 Millionen Euro vom Absteiger SC Freiburg in die Hauptstadt gewechselt war.

Darida, von den Berlinern als Schlüsselspieler für den geplanten Zuwachs an Spielkultur vorgesehen, erfüllte die Erwartungen auf Anhieb. "Vladi ist aus dem Stand zum Herz unserer Mannschaft geworden", sagt Manager Michael Preetz. "Er ist laufstark, erfahren, ballsicher und ein echter Taktgeber."

In dem von Dardai "schiefes Dreieck" genannten zentralen Mittelfeld ist Darida der deutlich am offensivsten postierte Spieler des Trios. "Ich habe hier mehr offensive Aufgaben als in Freiburg", sagt er. "Das gefällt mir. Wir spielen den Fußball, den ich mir vorgestellt habe." Dass trotz eines individuell starken Freiburger Kaders im Vorjahr, als Darida mit 13,02 Kilometern im Schnitt ebenfalls schon der laufstärkste Profi der Bundesliga war, der Abstieg nicht verhindert werden konnte, hat Darida lange beschäftigt.

Wir spielen den Fußball, den ich mir vorgestellt habe.

Vladimir Darida

Doch die Enttäuschung ist inzwischen abgehakt, das Jahr 2016 soll das vorläufige ereignisreichste werden für den bei Viktoria Pilsen ausgebildeten Mittelfeldspieler: mit der EM im Sommer, wo Tschechien in der Vorrunde auf Spanien, die Türkei und Kroatien trifft - und zuvor womöglich mit dem Einzug in die Champions League und ins DFB-Pokalfinale. Darida, der seit Kindheitstagen für Manchester United schwärmt und mit einem späteren Wechsel in die Premier League liebäugelt, hat in der Rückrunde noch nicht ganz das exzellente Leistungsniveau der Hinrunde erreicht, doch seine Bedeutung für das Berliner Spiel ist immens. Im Hinspiel Ende Oktober in Berlin lief Darida - wer sonst?! - von allen Spielern am meisten: satte 13,68 Kilometer.

Dahoud furiose Entwicklung in Gladbach

Gladbacher Dauerläufer: Mo Dahoud.

Gladbacher Dauerläufer: Mo Dahoud. Getty Images

Klarer Sieger des Duells war dennoch Borussia Mönchengladbach, das 4:1 triumphierte. Mo Dahoud wurde seinerzeit im Berliner Olympiastadion nach 71 Minuten und 10,32 zurückgelegten Kilometern ausgewechselt, die größte Strecke für die Borussia absolvierte damals Lars Stindl (11,93km). Der Deutsch-Syrer Dahoud, am 5. Spieltag noch unter Lucien Favre erstmals in der Gladbacher Startelf aufgeboten, ist längst zu einem wichtigen Faktor geworden.

Neben seiner frappierenden Laufstärke brilliert er mit hoher Spielintelligenz, feiner Technik, Übersicht und viel Kreativität. Vier Tore und sechs Vorlagen bei 26 Auftritten - für eine Premieren-Saison eine bemerkenswerte Bilanz, auch wenn er in Zukunft manche Wege noch effizienter wählen muss. Aber das, kein Zweifel, kommt gewiss mit zunehmender Erfahrung. Darida, von Trainer Dardai im Sommer mit dem Auftrag ausgestattet, öfter als bisher aus dem Spiel heraus zu treffen, steht aktuell bei vier Toren und drei Assists. Dardai schwärmte schon im Sommer nach den ersten überzeugenden Darbietungen des introvertierten Tschechen: "Er verliert kaum einen Ball."

Seine persönlichen Statistiken werden Darida in Mönchengladbach egal sein, wenn die Mannschaft diesmal erfolgreicher abschneidet als im Hinspiel. Beide, Dahoud mutmaßlich bei Olympia in Rio und Darida bei der EM in Frankreich, haben im Sommer viel vor. Beide haben sich längst in den Fokus namhafter Klubs gespielt - und beide wollen am Sonntag im direkten Vergleich erneut nachweisen, warum es in dieser Saison für sie so gut läuft. Dass Darida auch in Gladbach sein läuferisches Talent entfalten kann, zeigte er in der Vorsaison im Dress des SC Freiburg.

Anfang Februar 2015 kratzte Darida mit herausragenden 13,93 Kilometern sogar an der 14-Kilometer-Grenze. Allerdings: Auch da verlor er gegen Gladbach - mit 0:1. Dahoud saß seinerzeit auf der Bank. Diesmal ist für ihn wie auch für Darida die Rolle eines Hauptdarstellers vorgesehen - beim Lauf-Treff am Sonntagnachmittag.

Steffen Rohr