Bundesliga

Fan-Protest auf Schalke: "Sind keine Kaffeemaschine"

Pfiffe und Häme in der Arena - Rückendeckung für Matip

Fan-Protest auf Schalke: "Sind keine Kaffeemaschine"

"Das war nicht fair": Schalke-Keeper Ralf Fährmann kritisierte vor allem die Fanreaktionen in Bezug auf Leistungsträger Joel Matip (li.).

"Das war nicht fair": Schalke-Keeper Ralf Fährmann kritisierte vor allem die Fanreaktionen in Bezug auf Leistungsträger Joel Matip (li.). imago

Dass es im Fußball manchmal um Zentimeter geht, bewies einmal mehr diese Partie in der Veltins-Arena. Was wäre passiert, wenn der Freistoß von Johannes Geis (3.) vom Innenpfosten seinen Weg ins Tor gefunden hätte? Wie wäre die Partie wohl ausgegangen, wenn der Hackentrickversuch von Schachtars Marlos (27.) vom Innenpfosten aus nicht die Torlinie überquert hätte?

Natürlich reine Spekulation, denn fest steht genauso: So weit hätte es ohnehin nicht kommen müssen. Ein ungenauer Pass von Sané leitete den Treffer ein, Matip verzichtete auf ein taktisches Foul, beim Pass auf Vorbereiter Ferreyra hob Goretzka, der sich später auch noch schwer an der Schulter verletzte , das Abseits auf - fertig war die Fehlerkette zum 0:1. Nach Matips Aussetzer vor dem 0:2 durch Ferreyra (63.) riss bei Schalke der spielerische Faden – und bei den Fans der der Geduld. Den Pfiffen folgte sogar Häme, als Matip beispielsweise unbedrängt eine "Kerze" fabrizierte. Auch Sidney Sams glücklose Dribblings sorgten für Spott.

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Hier träumt man ja immer schon von deutschen Meisterschaften und Champions League. Das ist meiner Meinung nach überhaupt nicht realistisch.

André Breitenreiter

Die Reaktionen stimmten Breitenreiter generell "nachdenklich. Das hat was mit der Erwartungshaltung zu tun. Hier träumt man ja immer schon von deutschen Meisterschaften und Champions League, das ist meiner Meinung nach überhaupt nicht realistisch." Dass ausgerechnet der in dieser Saison so zuverlässige und formstarke Matip zur Zielscheibe wurde, war ebenfalls zu viel für die Schalker Verantwortlichen auf und neben dem Platz. "Wir stellen uns der Kritik. Aber ich finde die Pfiffe nicht angebracht", sagte Ralf Fährmann. "Es ist nicht fair, Spieler, die zuletzt überragende Leistungen gebracht haben, auszupfeifen. Auch er ist ein Mensch, der sterblich ist und Fehler macht." Matip sei schließlich zuletzt "der Fels in der Brandung" gewesen. Auch Breitenreiter erinnerte an Matips überragende Saison, "jetzt sitzt er traurig in der Kabine. Fehler macht keiner mit Absicht", sagte der S04-Coach, räumte aber ein: "Das 2:0 hat uns das Genick gebrochen. Wir waren danach nicht mehr in der Lage, die Köpfe hochzubekommen."

Kommentar zur Lage bei S04

Während die Zuschauer danach massenweise das Weite suchten, nahm das Unheil für S04 seinen Lauf. Ballverlust Sam, Konter, 0:3 (77.), einige Schalke Zuschauer jubelten sogar über den Treffer für Donezk. Die Schalker trauten sich nach der Partie kaum in die Nordkurve. "Das war eine schwache Leistung von uns. So kann man nicht weiterkommen", gestand Fährmann. Johannes Geis ergänzte: "Ich wäre als Fan auch enttäuscht und hätte meinem Unmut freien Lauf gelassen. Wir müssen wieder Herz und Leidenschaft auf den Platz bringen." Blamiert habe man sich aber nicht, da waren sich Fährmann und Geis einig. Laut Geis habe man lediglich "ein schlechtes Spiel gemacht".

Fans am Schalker Vereinsgelände

Redebedarf herrschte bei einigen Fans offenbar auch einen Tag nach der Partie. Beim Vormittagstraining am Freitag waren einige Schalker Fans anwesend, bekamen die Aktiven vom Donnerstag aber nicht zu Gesicht. Die Königsblauen absolvierten eine Einheit im Kraftraum – etwa, um sich nicht stellen zu müssen? Mitnichten, diese Maßnahme war schon zuvor so geplant gewesen. Da das Abschlusstraining vor dem Spiel am Sonntag in Frankfurt (LIVE! 19.30 Uhr bei kicker.de) nicht öffentlich ist, werden die Fans ihre Mannschaft erst in Hessen wieder zu Gesicht bekommen.

Doch kriegt Schalke nach diesem Tiefschlag dort die Kurve? Dazu müsste die Mannschaft die tiefe Verunsicherung nach den Geschehnissen vom Donnerstag aus den Köpfen bekommen. Doch Fährmann weiß nicht zuletzt aufgrund der Vorsaison allzu gut: "Es ist nicht so, dass man einfach einen Schalter umlegen kann. Die Mannschaft ist keine Kaffeemaschine, die man einschaltet - und dann läuft es."

las