Bundesliga

Der "Fünfer-Mythos" und andere Regel-Irrtümer

DFB-Bundeslehrwart Lutz Wagner klärt auf

Der "Fünfer-Mythos" und andere Regel-Irrtümer

Hoheitsgebiet? Im Fünfer (hier "boxt" sich Bürki gegen Drmic durch) gelten keine besonderen Regeln.

Hoheitsgebiet? Im Fünfer (hier "boxt" sich Bürki gegen Drmic durch) gelten keine besonderen Regeln. imago

Dieser Raum ist von Bedeutung für den Ort der Spielfortsetzung. Im Regelwerk ist nichts davon vermerkt, dass der Torwart hier einen besonderen Schutz genießt. Ein entsprechender Passus wurde bereits vor einigen Jahren gestrichen. Der einzige Vorteil des Keepers im Tor- und Strafraum ist, dass ihm beim Abschlag "freies Geleit" gewährt wird. Das heißt, ein Angreifer kann sich zwar vor ihn stellen, er darf aber keine weiteren Bewegungen mitmachen. Tut er dies und angelt sich den Ball, selbst wenn dieser frei in der Luft ist, handelt er strafbar. Auch wenn es nicht zu einem Kontakt mit dem Torwart kommt, gibt es einen indirekten Freistoß.

Verschafft sich ein Spieler durch ein Handspiel einen Vorteil, so muss dies abgepfiffen werden.

Leon Andreasen

Nur die Absicht zählt: Leon Andreasen erzielt in Köln das Siegtor für Hannover. imago

Ob sich ein Spieler einen Vorteil verschafft, ist völlig irrelevant. Entscheidend ist die Frage: Absicht oder nicht? Selbst bei einer Torerzielung oder -Verhinderung. Wird beispielsweise der Stürmer aus nächster Nähe vom Verteidiger beim Klärungsversuch angeschossen und der Ball prallt von dessen in natürlicher Haltung befindlichem Arm ins Tor, zählt dieser Treffer.

Wird der Ball zurückgespielt, kann es kein Abseits sein.

Entscheidend ist nur, ob sich der Spieler beim Abspiel - wo dabei der Ball hingepasst wird, ist völlig unerheblich - vor oder hinter dem Ball befindet. Bestes Beispiel sind kurz ausgeführte Ecken. Wenn ein Mitspieler den zurückgespielten Ball stoppt, kommt der ausführende Kollege fast immer aus einer Abseitsposition.

Nur der Spielführer einer Mannschaft hat das Recht, mit dem Schiedsrichter zu diskutieren.

Nein. Grundsätzlich darf jeder Spieler den Schiedsrichter ansprechen. Dies sollte jedoch im angemessenen, ruhigen und respektvollen Ton geschehen - auch wenn es der Kapitän tut. Der Spielführer wurde seitens der Regel als Ansprechpartner des Schiedsrichters eingeführt. Wenn dieser zum Beispiel einen Trainer aus dem Innenraum schickt, muss dies über den Spielführer erfolgen, der dem auch Folge leisten muss. Widersetzt er sich der Forderung des Unparteiischen, ist er dafür zu verwarnen. Das einzige Recht, was den Spielführer von allen anderen Spielern unterscheidet, ist die Platzwahl.

Aus einem Freistoß kann direkt ein Eigentor erzielt werden.

Auch das ist falsch. Ein Freistoß soll einen Vorteil für die ausführende Mannschaft darstellen. Hier kann unmittelbar, das heißt ohne weitere Berührung, kein Nachteil entstehen. Sollte ein Spieler einen Freistoß zum Torwart zurückspielen und dieser über den Ball schlagen, würde es daher kein Tor, sondern Eckstoß geben.

Lutz Wagner

Lutz Wagner Getty Images