Bundesliga

St. Pauli zieht seinen Antrag zurück

Mitgliederversammlung des Ligaverbands in Frankfurt

St. Pauli zieht seinen Antrag zurück

"Extrem verwundert" über die Aufregung: St. Pauli-Boss Andreas Rettig.

"Extrem verwundert" über die Aufregung: St. Pauli-Boss Andreas Rettig. imago

"Die Sitzung ist anders gelaufen, als es das öffentliche Interesse erwartet hat", sagte Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball vorweg. Der Antrag von St. Pauli habe zwar für öffentliche Diskussionen gesorgt, sei dann aber kein Thema gewesen. "Ich habe morgens einen Anruf von Andreas Rettig bekommen, der um ein Gespräch gebeten hat. Dabei wurde der Antrag zurückgenommen, die Begründung des Antrags und auch dessen Rücknahme wurde in der Sitzung von St. Pauli erklärt", so Rauball. Der 68-Jährige betonte nochmals, man habe noch keinen neuen TV-Vertrag, "das muss zunächst mal abgearbeitet werden, um zu überlegen, was mit den Erlösen dann passieren wird".

Seifert: "Unglückliche Diskussion"

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert erklärte, man müsse die Rahmenbedingungen für die Profiklubs stellen, mit denen man vernünftig arbeiten kann und solle keine Verteilungsdiskussionen als Ersatzdiskussionen führen, in welche Richtung sich eine Liga entwickelt. Seifert bezeichnete die Diskussionen der letzten Tage auch gegenüber der Liga-Partner als "unglücklich. Ich gehe davon aus, dass diese Diskussionen jetzt beendet sind." In die gleiche Kerbe schlug auch Rauball: Man tue den Verhandlungsführern unrecht und stoße den Rechte-Erwerbern vor den Kopf. Diese werden sich überlegen, ob sie viel Geld ausgeben wollen, wenn die Liga so ein Bild abgebe.

Wir haben unsere Einschätzung mitgeteilt, dass die Liga bei dem Thema ein einheitliches Bild abgeben soll. Unsere Partner erwarten Sicherheit und Verlässlichkeit.

Christian Seifert in seinem Plädoyer für die Zentralvermarktung

Bislang werden die Einnahmen aus der TV-Vermarktung zentral verteilt. Gleich zwei unterschiedliche Vorstöße hatten die Solidarität unter den Vereinen aber ins Wanken gebracht. Zunächst sorgte der Antrag des FC St. Pauli für Wirbel , sogenannte "Werksklubs" wie den VfL Wolfsburg oder Bayer Leverkusen künftig von der Verteilung der Fernsehgelder auszuschließen. Die Annahme dieses Antrags hätte das Ende einer seit Jahren gelebten Solidargemeinschaft bedeutet. "Inhaltlich ging es in dem Antrag nicht so sehr um die Verteilerdiskussion, sondern um den Schutz der 50+1-Regel", gab Seifert seine Einschätzung über St. Paulis Antrag ab.

Rettig wollte keinen Verteilungskampf

Und damit lag er richtig, wie Rettig bestätigte. "Das war der Geist unseres Antrags. Das ist ein hohes Gut. Deshalb kämpfen wir auch weiter dafür", erklärte er. Der Geschäftsführer des Kiezklubs sei aber "extrem verwundert" darüber, wie dieses Ansinnen in der Öffentlichkeit angekommen sei. "Es entstand der Eindruck, die Zentralvermarktung steht auf dem Prüfstand und die Solidarität infrage", sagte Rettig. "Unsere Intention war nie, dass die 2. Liga einen Verteilungskampf einläutet." Deswegen sei der Antrag auch zurückgezogen worden.

zum Thema

Der FC Bayern brachte indes das Szenario der Einzel- statt der Zentralvermarktung ins Spiel. "Wir sind bereit, uns innerhalb dieser Grenzen weiter zentral vermarkten zu lassen, wenn damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit des FC Bayern München nicht infrage gestellt wird", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dem kicker (Montagsausgabe). Seifert erklärte am Mittwoch, der deutsche Profifußball sei "mit der Zentralvermarktung bislang gut gefahren, und ich gehe davon aus, dass das noch längere Zeit so bleibt".

Würde die zentrale Vermarktung wegfallen, würde der FC Bayern davon am meisten profitieren, schließlich könnte kein anderer deutscher Verein seine Übertragungsrechte in Eigenregie teurer verkaufen. Die Entscheidung über die künftige Verteilung der TV-Gelder liegt allerdings nicht in den Händen der Mitgliederversammlung, sondern allein beim Ligavorstand um Präsident Reinhard Rauball. Die neuen Fernsehverträge sollen Anfang 2016 ausgeschrieben, im Mai 2016 unterschrieben werden und ab der Saison 2017/18 in Kraft treten.

Vereine können Werbung auf Trikotärmel ab 2017 selbst vermarkten

Ein wenig Eigenvermarktung ist aber in Zukunft erlaubt. Wie die DFL bekannt gab, wird die Liga ab der Saison 2017/18 den Trikotärmel der Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga nicht mehr gemeinschaftlich vermarkten. Die bis Ende der Saison 2016/17 laufende Premium-Partnerschaft mit dem Logistikdienstleister Hermes bleibt davon unberührt. Künftig soll den Klubs Gelegenheit gegeben werden, ihren Partnern die Werbefläche auf dem Trikotärmel individuell zur Verfügung zu stellen. Hintergrund ist der von Klub-Seite geäußerte Wunsch, die Premium-Partnerschaft auf Unternehmen zu beschränken, die möglichst nicht in gleichen Geschäftsfeldern wie bedeutende Vereinssponsoren tätig sind.

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