Bundesliga

Die Irrfahrt des Ulisses Garcia

Bremen: Schweizer will sich in der Bundesliga durchsetzen

Die Irrfahrt des Ulisses Garcia

Er will sich in der Bundesliga durchsetzen: Ulisses Garcia.

Er will sich in der Bundesliga durchsetzen: Ulisses Garcia. imago

Aus dem Bremer Trainingslager in Neuruppin berichtet Hans-Günter Klemm

Der 19-Jährige gibt sich recht selbstbewusst und sagt im Trainingslager in Neuruppin den Etablierten den Kampf an: "Ich traue mir die Bundesliga zu." Nein, was sein Vorname bedeutet, dies weiß er nicht. Nie hat er auch seine Eltern gefragt, warum sie ihn so genannt haben. Es habe ihn nicht interessiert, meint der neue Profi bei Werder Bremen, der auf einen recht ungewöhnlichen Namen hört. Ulisses Garcia kann zu diesem Thema nichts beitragen.

Spielersteckbrief U. Garcia
U. Garcia

Garcia Ulisses

Werder Bremen - Vereinsdaten
Werder Bremen

Gründungsdatum

04.02.1899

Vereinsfarben

Grün-Weiß

mehr Infos

Vielleicht hilft da die Suchmaschine Google. Gibt man das Wort ein, erscheint zunächst eine Korrektur: Ulysses, ein anderer Name für Odysseus, den Helden aus der griechischen Mythologie, dessen Irrfahrt Homer so eindrucksvoll beschrieben hat. Auch die Familie Garcia hat eine lange Reise hinter sich. Vater und Mutter sind auf den Kapverden geboren, haben danach in Portugal gelebt, wo Sohnemann Ulisses zu Welt kam. Das nächste Ziel lautete Schweiz, wo der neue Werder-Verteidiger aufwuchs und das Fußballspielen lernte.

Nun ist der 19-Jährige, der in den Junioren-Nationalmannschaften der Eidgenossen mehrfach zum Einsatz gekommen ist, in Deutschland gelandet. Bremen als das vorläufige Ziel aller seiner Träume, bezogen auf den Berufsfußball. "Ich traue mir die Bundesliga zu", sagt der Neuankömmling an der Weser, der die doppelte Staatsbürgerschaft der Schweiz und Portugals besitzt. "Ich habe keine Angst vor der höchsten deutschen Spielklasse."

Konkurrenz sei immer gut, meint der von Grasshopper Zürich ablösefrei geholte Außenbahnspieler, der seit dem Winter in Kontakt mit den Bremer Verantwortlichen Thomas Eichin und Rouven Schröder stand. Die beiden haben ihm die Perspektiven aufgezeigt, haben ihn über seine Chancen informiert, die Leerstelle auf der kränkelnden Werder-Seite auf links zu füllen. Ulisses weiß also um die Rivalen Jannek Sternberg, nur etwas älter als er, und den routinierten Namensvetter Santiago Garcia, neben dem er in der Kabine sich umzieht. Die beiden Garcias werden den Namenszug auf dem Rücken tragen - zur Unterscheidung wird der Anfangsbuchstabe des Vornamens davor gesetzt.

Es ist auch kein Problem für mich, zunächst mal für die U 23 in der 3. Liga zu spielen.

Ulisses Garcia

"U. Garcia" hat sich schon eingelebt bei Werder, wie er bekundet. Mit Anthony Ujah, dem prominenten Neuzugang, teilt er im Trainingslager in Neuruppin das Zimmer. Bekannt ist er noch weitläufig mit Izet Hajrovic, der beim Zürcher Klub in der Ersten kickte, als er selbst im Nachwuchs spielte. Als "ziemlich hart" bezeichnet er das Vorbereitungsprogramm bei dem norddeutschen Erstligisten. Als Vorbild nennt er den Österreicher David Alaba, dem er nacheifern möchte.

"Gute Technik und körperliche Robustheit", zählt er seine Stärken auf, die ihn zu einem gefragten Mann gemacht haben. So gibt er an, dass er auch andere Optionen hatte, "doch ich wollte zu Werder." Vereine aus Frankreich und England hatten sich auch um ihn bemüht. Unter Viktor Skripnik, so hofft er, könne er sich weiterentwickeln. Sollte er nicht sofort den Sprung in die Erste schaffen, "so ist es auch kein Problem für mich, zunächst mal für die U 23 in der 3. Liga zu spielen."

Dass er nach Bremen kommen konnte, ohne dass die klammen Norddeutschen einen Cent für ihn zahlen mussten, liegt in dem miesen Spiel begründet, das die Zürcher mit ihm inszenierten, wie er berichtet. Als Michael Skibbe dort noch trainierte, war alles gut. Beim Nachfolger Pierluigi Tami gab es Probleme. Der vom Mittelfeldspieler zu einem Außenverteidiger umgeschulte Ulisses Garcia sollte vorzeitig seinen Vertrag verlängern. Er weigerte sich und kam danach nicht mehr zum Einsatz. So kam es zur Flucht aus Zürich.

Bei Werder will er regelmäßig spielen. "Uli", wie er im Mannschaftskreis gerufen wird, spricht vom großen Potenzial der Mannschaft: "Wir können uns für die Europa League qualifizieren."