Bundesliga

Fandel will das Halten strenger ahnden

Lehrgang in Grassau: Schiedsrichter begrüßen Torlinientechnik

Fandel will das Halten strenger ahnden

Gute Laune in Grassau: Herbert Fandel (r.) mit Lutz Michael Fröhlich, Leiter der Abteilung Schiedsrichter im DFB.

Gute Laune in Grassau: Herbert Fandel (r.) mit Lutz Michael Fröhlich, Leiter der Abteilung Schiedsrichter im DFB. picture alliance

Die will Fandel mit den Schiedsrichtern in den kommenden Tagen aufarbeiten, und zwar "sachlich, emotionslos und zielorientiert", wie er betont. Die Schiedsrichterführung setzt dabei folgende Schwerpunkte:

Einführung der Torlinientechnik

Ab der Saison 2015/16 kommt in der Bundesliga und ab dem Viertelfinale im DFB-Pokal die Torlinientechnik (Hawk-Eye) zum Einsatz. Eine Neuerung, die die Schiedsrichter sehr begrüßen. "Das ist ein Mehrwert, wir freuen uns sehr über diese Hilfe", sagt Felix Brych, der bereits bei der WM 2014 und im DFB-Pokalfinale 2015 mit der Technik arbeitete. "Unser Job ist ohnehin schwer genug, jetzt ist eine Fehlerquelle ausgeschlossen. Das ist erfreulich", betont Brych. Er hatte in der Saison 2013/14 auch das Spiel geleitet, in dem Leverkusens Stefan Kießling das "Phantomtor" erzielte. Auch Fandel begrüßt die neue Technik: "Es gibt nichts Besseres. Es wird in Zukunft keine Fehler mehr geben."

Von Schiedsrichterseite seien "alle Vorkehrungen getroffen", um künftig mit Hawk-Eye zu arbeiten, betont DFB-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich. Im Rahmen des Pokalfinales gab es bereits eine Schulung der Referees. Sie bekommen künftig über ihre Uhr eine Vibration und ein visuelles Signal, wenn der Ball im Tor ist. Mit weiteren technischen Hilfsmitteln, wie etwa dem Videobeweis, möchte sich Fandel "erst mal" nicht beschäftigen. Er macht aber klar: "Wir lehnen nichts kategorisch ab. Wenn wir das Gefühl haben, dass etwas Sinn macht, dann melden wir uns."

Halten im Strafraum

Fandel hat beobachtet, dass "das Halten und Zerren am Trikot im Strafraum eine zunehmend dominante Rolle spielt." Darauf wird er die Referees hinweisen und sie für solche Szenen sensibilisieren. "Es kann sein, dass dann das eine oder andere Mal öfter im Strafraum gepfiffen wird", sagt Fandel. Hellmut Krug, Schiedsrichterexperte der DFL, erläutert: "Wenn ein Spieler beide Arme um den Gegner hat oder kurz, aber effektiv am Trikot zupft, ist das ein klarer Indikator für einen Strafstoß. Unabhängig davon, ob der Gegner an den Ball gekommen wäre oder nicht."

Einsteigen der Torhüter

"Torhüter haben es sich teilweise zur Angewohnheit gemacht, sehr rustikal zum Ball zu gehen", sagt Krug. Als Beispiel nennt er das Einsteigen von Manuel Neuer im WM-Finale gegen Gonzalo Higuain, das damals nicht geahndet worden war. Die deutsche Schiedsrichterführung wertet diese Szene als klares Foul des Keepers. Das gleiche gilt für den Einsatz von Dortmunds Mitchell Langerak im Pokalhalbfinale 2014 gegen Bayerns Robert Lewandowski. "Das war mehr als ein Unfall. Langerak geht mit hoher Dynamik in den Zweikampf, er spielt nicht nur den Ball, sondern macht den Stürmer regelrecht nieder. Klarer Strafstoß und Gelbe Karte", erläutert Krug.

Hellmut Krug

Langerak gegen Lewandowski: DFL-Schiedsrichterexperte Hellmut Krug erklärt, warum es Elfmeter hätte geben müssen. picture alliance

Die Szene wurde damals nicht gepfiffen, Lewandowski erlitt schwere Gesichtsverletzungen. Die Schiedsrichter sollen das Einsteigen der Torhüter künftig konsequenter ahnden, dabei aber "nicht überziehen".

Zusammenarbeit im Team

"Es gab die eine oder andere Szene, die man im Gespann hätte erkennen können", räumt Fandel ein. "Dann stellt sich die Frage: Warum greift der Assistent oder der vierte Mann nicht ein?" Die Zusammenarbeit der Schiedsrichterteams soll verbessert werden, damit auch Vergehen erkannt werden, die außerhalb des Sichtfelds des Schiedsrichters stattfinden oder aus dessen Blickwinkel schwer zu erkennen sind. Darunter fällt auch die immer wieder heiß diskutierte Frage nach dem Handspiel. Krug weist darauf hin, dass nach wie vor die Absicht das entscheidende Kriterium sei. Vergrößert ein Spieler seine Körperfläche (etwa durch Ausbreiten der Arme), ist ein Handspiel auch strafbar, wenn er aus kurzer Distanz abgeschossen wird.

Freistoßspray

Die Erfahrungen mit dem vor einem Jahr in Deutschland eingeführten Spray seien "durchweg positiv", berichtet Schiedsrichter Brych. Teilweise würden die Profis bei Freistößen sogar danach fragen. Boss Fandel mahnt aber: "Es gibt bereits Spieler, die deutlich vor der Linie stehen, bevor der Ball gespielt wird." Auch darauf sollen die Referees künftig achten.

In Grassau sind insgesamt 22 Erst- und 20 Zweitliga-Schiedsrichter sowie 29 Erstliga-Assistenten versammelt. Neu im Kreis der Bundesliga-Referees ist Benjamin Brand (Bamberg). Der 25-jährige BWL-Student nimmt einen der beiden Plätze der aus Altersgründen zurückgetretenen Thorsten Kinhöfer (46) und Peter Gagelmann (47) ein. Beide werden in Grassau im Kreis der Kollegen verabschiedet.

Neben Seminaren und Einheiten auf dem Platz steht für die Aktiven dort am Freitag auch der obligatorische Fitnesstest an. Zur Auflockerung unternehmen die Unparteiischen zwischendurch eine Kajakfahrt auf dem Chiemsee.

David Bernreuther