Bundesliga

Dardai: "Sascha ist zum Mann geworden"

Hertha: Viel Lob für Burchert - auch gegen Gladbach im Tor?

Dardai: "Sascha ist zum Mann geworden"

Starker Rückhalt: Hertha-Keeper Sascha Burchert (kicker-Note 2,5) präsentierte sich in München gereift.

Starker Rückhalt: Hertha-Keeper Sascha Burchert (kicker-Note 2,5) präsentierte sich in München gereift. picture alliance

"Spielpraxis", sagt er, "bringt immer etwas, auch wenn es in der Regionalliga ist." Der Ernstfall in der Bundesliga kam dann schneller als gedacht. Burchert, in dieser Saison bereits beim Spiel in Stuttgart (0:0) Anfang März für den verletzten Thomas Kraft (Gehirnerschütterung) eingewechselt, vertrat in München Kraft (Rippenprellung). Und er vertrat ihn überzeugend. "Sascha hat seine Sache sehr gut gemacht, ich habe mich sicher gefühlt", lobt Innenverteidiger Sebastian Langkamp. Kapitän Fabian Lustenberger bescheinigte dem Schlussmann "ein fehlerfreies Spiel".

Auch Manager Michael Preetz ("Sascha war souverän. Er hat gehalten, was zu halten war.") und Trainer Pal Dardai waren angetan von Burchert. "Er hat Ruhe ausgestrahlt", sagt Dardai. "Sascha ist zum Mann geworden." Es war nach einer Pause von fünf Jahren und 190 Tagen Burcherts Startelf-Comeback in der Bundesliga. Nur ein Torhüter hatte in der Bundesliga-Historie beim selben Klub eine noch längere Pause zwischen zwei Startelfeinsätzen: Siegfried Kesslers Pause beim Karlsruher SC dauerte zwischen 1968 und 1975 sogar sieben Jahre und 76 Tage.

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Burcherts Ruf hatte - zu Unrecht - lange gelitten unter dem Eindruck eines Spiels im Oktober 2009: Beim 1:3 gegen den HSV hatte er seinerzeit gedankenschnell zweimal weit vor seinem Tor den Ball per Kopf abgewehrt – und war jeweils per Direktabnahme von David Jarolim und Zé Roberto bezwungen worden. Das sah spektakulär aus und brachte Burchert viel Häme ein, aber "Sascha", sagt Manager Preetz korrekterweise, "hat damals alles richtig gemacht". Anders als seine Verteidiger, allen voran Kaka.

Später war Herthas Eigengewächs (seit 2002 im Klub) in der Berliner Torwart-Hierarchie zeitweise nur noch die Nummer vier. Die Verpflichtung von Norwegens Nationalkeeper Rune Jarstein (30), der im Januar 2014 von Viking Stavanger kam, sollte den Druck auf Kraft erhöhen - und war damit auch eine Art Misstrauensvotum gegen Burchert. Und mit Marius Gersbeck (19), der im Dezember 2013 beim 2:1-Sieg in Dortmund ein fulminantes Bundesliga-Debüt gefeiert hatte, war zeitweise bereits ein Vertreter der nächsten Generation vorbeigezogen.

Burchert: "Schön, mal nicht aus der Not eingewechselt zu werden"

Doch Gersbeck, der in München auf der Hertha-Bank saß, war in dieser Saison über ein halbes Jahr verletzt (Knie) und wird seit Jahren immer wieder von schweren Blessuren zurückgeworfen. Jarstein, aktuell wegen Rückenproblemen außer Dienst, spielt mit dem Gedanken, im Sommer ein Jahr vor Vertragsende den Klub zu verlassen - weil er an Kraft partout nicht vorbeikommt. Burchert hat sich auf leisen Sohlen als Nummer zwei etabliert. "Es hat Spaß gemacht in München", sagt er. "Am Donnerstag hatte es bei Thomas schon nicht gut ausgesehen, am Freitag konnte er nicht trainieren, da wusste ich dann eigentlich schon Bescheid. Es war schön, sich mal auf ein Spiel komplett vorzubereiten und nicht aus der Not eingewechselt zu werden."

Kraft weiter fraglich - aber klare Nummer eins

Womöglich wartet auf ihn am Sonntag im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach bereits der nächste Härtetest. Denn bei Kraft zeigten sich auch im Verlaufe des Wochenendes keinerlei Fortschritte. "Eine Rippenprellung kann genauso schmerzhaft sein wie ein Rippenbruch", sagt Trainer Pal Dardai. "Bei Thomas müssen wir von Tag zu Tag schauen." Fällt er weiterhin aus, bestreitet Burchert sein achtes Bundesliga-Spiel. Aber an Krafts Status als unangefochtene Nummer eins wird er auch in Zukunft nicht rütteln können. "Thomas", bekräftigt Dardai, "ist unsere Nummer eins. Dahinter haben wir mehrere Torhüter, die sehr gute Arbeit abliefern." Einer von ihnen ist Sascha Burchert.

Steffen Rohr