Bundesliga

Spahic hat den Ego-Trip übertrieben

Der Kommentar von Frank Lußem

Spahic hat den Ego-Trip übertrieben

kicker-Redakteur Frank Lußem

kicker-Redakteur Frank Lußem

Denn fast niemand kennt den Bosnier so genau in Leverkusen. Nicht so und nicht anders.

Da ist einmal der große Schweiger. Spahic verweigert jede öffentliche Äußerung, sowohl dem Klub-TV gegenüber als auch den Sendern, die mit ihren Milliardenzahlungen unter anderem sein Gehalt finanzieren und garantieren. Spahic spricht nicht mit deutschen Journalisten, ja, er schaut sie nicht einmal an.

Da ist dann der Spahic, der öffentlich bekundet, nicht mehr für die Nationalmannschaft seines Landes spielen zu wollen. Er brauche mehr Zeit für sich und die Familie. Die besteht in der Öffentlichkeit vor allen Dingen aus seinem Bruder. Der stolziert mitunter durch die BayArena, als habe er Schlüsselgewalt, gehörte auch zu den Personen, die in den Raufhändel vom Mittwoch verwickelt waren. Ob Spahic verheiratet ist, ob er Kinder hat – dies ist selbst auf Nachfrage auch vom Verein nicht zu beantworten. Was die Nationalelf angeht: Seit seinem Rücktritt nach der WM ist er zu bislang jedem Spiel Bosnien-Herzegowinas angereist, stand meist beim Anpfiff auf dem Rasen. Der Klub hatte dies so hinzunehmen.

Es gibt auch den Spahic, der höchsten Respekt bei den Kollegen aus der Mannschaft genießt. Überliefert ist eine Geschichte, nach der er einem Kollegen, dessen Großmutter während eines Trainingslagers verstarb, einen Privatflieger kommen ließ, weil es keine Direktverbindung in die Heimat des Spielers gab. Er ist Anführer und "aggressive leader", legt auf dem Platz Kilometer zurück, um bei jeder Rudelbildung mittendrin zu sein. Beendet hat er noch keines, ein Emir Spahic braucht das letzte Schimpfwort, den finalen Schubser wie die Luft zum Atmen.

Am Mittwoch übertrieb er den Ego-Trip eindeutig. Sein Arbeitgeber muss in Ruhe klären, ob sein Angestellter im Trainingsanzug nun den entscheidenden Schritt zu weit ging. Das darf ruhig dauern. Einen solchen Ein-Mann-Torpedo zu entschärfen, ist kompliziert. Und es käme einer Niederlage für den Fußball gleich, wenn Spahic sich zum Abschied von Bayer – der wohl nicht zu umgehen ist - noch eine fette Abfindung einstecken würde.

Frank Lußem